Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)
wissen, in was du dich da hineinbegibst. Du bist der Einzige, der alles wieder ins Lot bringen kann, Chris. Bist es immer gewesen. Wenn du einfach auf und davon wärst, ohne die Folgen zu bedenken, hättest du dich nur von deinen Gefühlen und nicht von deinem Verstand leiten lassen.«
»Was ist denn falsch an meinen Gefühlen?«, brachte Chris mühsam heraus, denn die Wut schnürte ihm die Kehle zu. »Ich wollte immer nur, dass Alex in Sicherheit ist.«
»Jess hat gesagt, du musst mehr wollen. Dafür war sie sogar bereit zu sterben. Sie wollte, dass ich sie umbringe.«
Himmel, hättest du es doch nur getan. Besser sie als Alex. »Das glaube ich gern. Dann hättet ihr Alex das auch noch in die Schuhe schieben können.« Als Nathan zögerte weiterzusprechen, wusste Chris, dass er richtig geraten hatte. »Und warum hast du es nicht getan?«
»Ich … ich hab’s nicht über mich gebracht.«
»Aber Alex hast du ziehen lassen. Bei Alex hattest du keine Skrupel … «
»Ich bin nicht stolz darauf, was geschehen ist. Aber du musst verstehen, warum ich so gehandelt habe.« Endlich hob Nathan doch noch den Blick und sah Kincaid an. »Tut mir leid, dass wir dich außen vor gelassen haben, Doc. Aber glaub mir: Je weniger du weißt, desto besser.«
»Ich glaube dir gar nichts mehr, Nathan, und das kannst du nie wieder gutmachen«, sagte Kincaid leise und tonlos, seine Wut ein Widerhall von Chris’ Empfindungen. »Das Mädchen ist fort. Jess hast du zum Schweigen gebracht, und vielleicht stirbt auch sie. Du kannst dir einreden, was du willst, aber du wirst nie wieder eine weiße Weste haben.«
»Haben Sie nicht genauso viel Dreck am Stecken?«, warf Lena ein. »Sie wussten, dass etwas im Busch war, haben aber weder Chris noch Alex, noch sonst jemanden gewarnt.«
»Lass gut sein, Lena«, mischte Chris sich ein. »Es ist nun mal geschehen, jetzt lass uns nach vorn schauen, ja?« Er wandte sich wieder an Nathan. »Warum ist dieser Hunter so wichtig?«
»Jess hat gesagt, er ist ein Mann mit Geschichte. Isaacs Stimme hat beim Rat Gewicht.«
»Ja, aber warum?« Als Nathan nicht antwortete, sah Chris zu Weller. »Du lieber Himmel, ihr wisst es nicht. Keiner von euch weiß, warum!«
Wellers Gesicht blieb unbewegt wie eine Maske. »Wir haben uns auf Jess’ Wort verlassen. Sie ist schon viel länger in Rule als wir, sie war schon dort, lange bevor Yeager die Macht übernommen hat. Daher weiß sie, wie der Rat funktioniert – wo welche Geheimnisse begraben sind und wer Leichen im Keller hat.«
»Aber ihr wisst es nicht«, sagte Lena.
»Selbst wenn … Das hat euch gereicht?«, schrie Chris. »Seht ihr denn nicht selbst, wie verrückt das ist?«
»Sie blickt auf eine lange Geschichte zurück«, beharrte Nathan.
Wieder wollte Chris protestieren, entschied dann aber, dass es den Aufwand nicht wert war. Die waren alle komplett übergeschnappt. Jess hatte ihnen einen aberwitzigen Plan aufgeschwatzt, der gar kein Plan war, und diese alten Trottel waren darauf hereingefallen.
»Du hältst uns also für Idioten, ja?«, fragte Weller herausfordernd.
»Da ist er nicht allein«, sagte Lena.
Doch Weller beachtete sie nicht. »Ich möchte dich etwas fragen, Chris. Hat dir jemals ein Befehl von Peter Bauchschmerzen gemacht?«
Ein winziges warnendes Ping! ertönte in seinem Kopf. »Wie meinst du das?«, erwiderte Chris.
»Ich dachte, die Frage sei klar. Warst du je anderer Meinung als Peter?«
»Manchmal.«
»Und hast du dich deshalb je mit ihm angelegt?«
»Weller«, Kincaids Stimme hatte einen warnenden Ton, »es ist nicht seine Schuld.«
»Schon okay, Doc.« Chris sah Weller lange an. »Ich habe immer versucht, Peters Entscheidungen nicht vor den anderen zu hinterfragen, falls es das ist, was du meinst.«
»Und warum nicht?«
Weil ich ihm vertraut habe. Peter war der große Bruder, den ich nie hatte. »Ich war nicht immer seiner Meinung«, antwortete Chris. »Hin und wieder ließ er mit sich reden. Aber manchmal blieb er einfach stur.«
»Und dann hast du seine Befehle befolgt.« Weller spuckte die Worte heraus, als hätten sie einen widerlichen Geschmack.
»Das musste ich. Der Rat hatte entschieden, und Peter gab die Befehle. Ich habe nur getan, was von mir erwartet wurde, weiter nichts.« Er wusste, wie lahm das klang, und setzte hinzu: »Ich sehe auch nicht, dass ihr das irgendwie anders handhabt.«
»Ach, nein?« Weller breitete die Arme aus. »Wie zum Teufel nennst du dann das hier?«
»Verrückt«, sagte Lena
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