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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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eine Herde halten und weiterziehen können.
    Sie beobachtete, wie Pickel Ray bedeutete, die Tür zu öffnen. Das Kaminfeuer duckte sich unter der Bö eisiger Luft und dem dichten Schnee, der hereingewirbelt kam. Etwa dreißig Meter entfernt hatte sich Schmissie von dem prasselnden Lagerfeuer abgewandt und blickte zum Wald.
    Sie riecht es auch, genau wie Pickel. Und wie ich , und ich habe es sogar durch eine verschlossene Tür gerochen. Nein, das verhieß nichts Gutes. Ihr sechster Sinn wurde unverkennbar stärker, und deshalb wusste sie, was Pickel und Schmissie taten.
    Aber was nun? Was, wenn es stimmte, was sie roch?
    Sie hatten eben alle den Kürzeren gezogen.

26
    Ohne Taschenlampe hätte Jed vielleicht schon früher gesehen, was nicht stimmte, und nicht erst, als er und Tom schon oben am Hang waren, nur noch fünfzig Meter von der Waldgrenze entfernt. Aber er hatte sich auf den Lichtkegel vor seinen Füßen konzentriert und eben erst zur Hütte hochgeschaut.
    In der hereinbrechenden Dämmerung verwandelte Grace’ Herdfeuer das Westfenster in ein pulsierendes orangefarbenes Viereck. An jedem anderen Abend hätte sie vielleicht eine Kerze oder die Petroleumlampe angezündet, aber heute wollte sie es in der Hütte so dunkel wie möglich haben, damit die Überraschung umso größer war. Doch er sah recht deutlich Grace’ Silhouette und auch die Buchstaben, die sie an einen Balken über den Tisch geklebt hatte: WIR LIEBEN DICH , TOM . So weit alles in Ordnung.
    Aber dann entdeckte er, dass die glänzende Schrift wackelte und flatterte, das Lametta zitterte – und das, schlussfolgerte er, wies auf Zugluft hin, die nur entstand, wenn jemand die Vordertür zuschlug.
    Daher wusste Jed auf Anhieb: Hier war etwas dermaßen faul, dass es zum Himmel stank. Und der allerletzte Rest von Zweifel wurde durch den Anblick dieser albernen Pilotenkappe beiseitegewischt. Das Adlerauge auf das Gesicht darunter zu fokussieren, bis er es in allen Schattierungen sah, war im Grunde überflüssig.
    Abel. Jed beobachtete, wie sich sein Nachbar in die Mitte der Küche schob. Was zum Teufel …
    Und dann sah er, dass Abel nicht allein war. Sein Begleiter war grobschlächtig, hatte Hängebacken und war bestimmt schon über siebzig. Aber mit diesem Gewehr, dachte Jed, wirkte er recht kess.
    »Mist«, sagte Jed und blieb so abrupt stehen, dass Tom beinahe auf ihn draufgeknallt wäre. »Ich hab den blöden Kreuzschlitzschraubenzieher vergessen. Grace hat sich beschwert, dass ein Stuhlbein wackelt.«
    »Ich hol ihn.« Tom zog sich den Rucksack ein bisschen höher auf die Schultern. »Je mehr Bewegung ich habe, desto besser.«
    »Was dagegen, wenn ich die Taschenlampe behalte?«
    »Kein Problem. Ich war so viel in dem Wald unterwegs, dass ich den Weg mit verbundenen Augen finden würde. Komm, Raleigh, drehen wir noch eine Runde.«
    »Ich warte hier auf dich«, log Jed. Er blieb stehen, bis die Schritte des Jungen im Wald verklungen waren, dann schaltete er die Taschenlampe aus, auch wenn es dafür möglicherweise schon zu spät war. Das Licht strahlte hell wie eine Fackel, aber vielleicht hatten es die Bäume verdeckt.
    Dann hakte er den Trageriemen seines Gewehrs auf und schlich gebückt den Weg hinauf, die Hütte dabei immer im Blickwinkel seines guten Auges. Bestimmt war Abel nicht nur mit einem Kopfgeldjäger gekommen. Und Jed war nicht bereit zu kooperieren. Wenn Tom abhaute, mussten sie ihm hinterher. Abel war ein wertloses Stück Dreck, das hieß: ein Mann für die Bewachung von Jed und Grace, während sich ein anderer von diesen alten Kerlen auf die Jagd nach Tom machte. Ein riskantes Unterfangen. Denn Tom war jung und stark und inzwischen ziemlich schnell, auch wenn er noch hinkte. Es mussten also mindestens zwei oder sogar drei weitere Männer hier sein.
    Da verfing sich Gestrüpp an seinem Parka und riss sich schnalzend los. Jed zuckte zusammen. In der eisigen Stille klang es wie Donnerhall, und er hielt den Atem an und lauschte, jeder Nerv aufs Äußerste angespannt. Aber nichts. Kein Knirschen im Schnee, kein knackender Zweig. Er war allein.
    Jetzt sah er, dass Grace weiter nach hinten und näher ans Fenster gegangen war. Wie von einer unsichtbaren Schnur gezogen folgten ihr Abel und der Kopfgeldjäger. Sein Herz platzte fast vor Stolz. Ja, das war sein Mädchen. Sie hatte berechnet, wo sie diese Narren in Position bringen musste – von allen Menschen auf der Welt war sie diejenige, die wirklich verstand, wie die Flugbahn selbst

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