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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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ist, gegen wen haben sie gekämpft?«
    »Du meinst, wer war verrückt genug, sich mit ihnen anzulegen?«, fragte Sharon.
    »Ist doch egal. Es wurde Zeit, dass jemand den Mumm dazu hatte.« Ray hielt inne, dann beugte er sich vor. »Hört mal, die sind alle dort drüben, und wir sind hier. Versteht ihr, was ich meine?«
    »Keine gute Idee«, erwiderte Sharon.
    Ausnahmsweise gab Alex ihr recht. »Sie haben immer noch die Gewehre. Damit bringen sie uns leicht zur Strecke, wenn wir nicht schon vorher im Schneesturm erfrieren.«
    »Vielleicht auch nicht«, zischte Ray. »Du hast sie gesehen. Die sind total aufgekratzt und abgelenkt. Alex, du hast doch immer gesagt, wir sollen den Arsch hochkriegen.«
    »Na ja«, meinte Sharon, »aber doch nicht, damit sie uns von hinten abknall…«
    Im Wald ertönte ein wütender Schrei. Selbst Pickel schreckte auf, und dann spähten alle Veränderten über die Schneefläche ins Dunkel.
    »Herrgott«, keuchte Ray, »wer … «
    O nein. Selbst wenn sie nicht gesehen hätte, welche Blicke Pickel und Schmissie einander zuwarfen, oder es nicht an ihrer Körpersprache erkannt hätte oder sich nicht darüber bewusst gewesen wäre, dass die Veränderten kaum jemals miteinander sprachen und auch sonst keine Laute von sich gaben – sie hätte Bescheid gewusst. Trotzdem schnupperte sie, ließ die Luft über ihre Zunge streichen und hoffte, dass sie sich irrte.
    Leider nicht.

28
    Z uerst war da ein Knall und dann das Splittern von Glas, als das Panoramafenster zerbarst. Gezackte Scherben prasselten auf Holz. Etwas schwirrte vorbei, durchschnitt neben ihrem rechten Ohr die Luft, dann ein weicheres Geräusch, als sich die Kugel in Knochen und Fleisch bohrte. Der Kopf des Mannes wurde fast im selben Augenblick zurückgerissen, als sein Schädel auch schon mit einem Plopp zerplatzte wie ein Kürbis, über den ein Laster rollte. Der Mann kippte um.
    Grace war nie sportlich gewesen, eher zierlich und nicht sonderlich kräftig, aber Hass und Kummer verliehen ihr Mut und Schnelligkeit. Sie stürzte an dem verdutzten Abel vorbei, dem die Hirnmasse des Kopfgeldjägers von seiner albernen Kappe triefte, schnappte sich mit der Rechten eine Bratpfanne und holte aus. Noch während die Pfanne durch die Luft zischte und auf ihr Ziel zusteuerte, dachte sie: Schade, dass es kein Golfschläger ist, damit hätte ich mehr Schwung, er würde in einem besseren Winkel auftreffen, hätte weniger Masse zu überwinden …
    Abel drehte sich gerade um, als es dumpf Bumm machte – wie bei einem Salatkopf, den man auf ein Brett knallte, um ihn zu zerteilen. Praktisch unmittelbar darauf folgte ein grässliches feuchtweiches Malmen. Abels Gesicht wurde zu einer blutigen Masse zerquetscht. Dann ein Prasseln wie Reis auf Holz: Abels Zähne klackerten zu Boden. Der Alte gab keinen Laut von sich, taumelte ein paar Schritte zurück, und dabei zuckten seine Arme hoch und zur Seite, als wäre er ein zappeliger Jugendlicher, der den Jitterbug übte. Schließlich fiel er der Länge nach hintenüber. Sein Hinterkopf knallte auf den Dielenboden. Augen und Mund hatte er weit aufgerissen, sie konnte die blutigen abgebrochenen Stummel sehen, wo vor wenigen Sekunden noch seine Zähne gewesen waren. Der Rest seines Gesichts war ein Trümmerfeld. Zwar hob und senkte sich sein Brustkorb nicht mehr, aber Füße und Hände zuckten noch, bis auch sein Hirn endgültig aufgab.
    Insgesamt waren seit dem Augenblick, als die Kugel das Fenster durchschlagen hatte, sieben Sekunden vergangen. Vielleicht ein paar Zehntel mehr.
    Renn ins Schlafzimmer. Scheppernd fiel die Pfanne zu Boden. Die Schallgeschwindigkeit ist abhängig von der Wurzel aus der absoluten Temperatur geteilt durch die Molmasse. Der zweite Kopfgeldjäger hatte sie mit Abel und seinem jetzt toten Partner allein gelassen. Was hieß, dass er und die Männer, die sie noch nicht gesehen hatte, den Schuss aus dem Wald und auch das Klirren des Glases einen winzigen Augenblick später hörten als im Sommer, weil die kalte Luft Geräusche verzögert übertrug. Ihr blieb schätzungsweise irgendwas zwischen neun und fünfzehn Sekunden, aber es waren zu viele Variablen im Spiel, sie konnte nicht alle berücksichtigen.
    Wenn, wer auch immer da draußen ist, zum Horchen um das Haus herumgeht, habe ich mehr Zeit. Falls nicht … Ich komme, Jed, ich komme. Sie hastete durch die Küche, doch ihre Plüschpantoffeln hatten eine zu glatte Sohle, sie merkte, wie sie unter ihr wegglitten, sie verlor das

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