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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Lichtung, vielleicht einen Kilometer von hier. Sie haben da dieses total seltsame Ritual gemacht. Du weißt ja, dass sie sich immer diese Wolfspelze überziehen. Na ja, und sie hatten da einen echten lebendigen Wolf, so einen großen, riesigen grauen Kerl, den sie wahrscheinlich mit einer Falle oder einer Schlinge gefangen hatten. Ich habe nicht alles gesehen, weil es schon dunkel wurde und es angefangen hatte zu schneien. Aber der Wolf war richtig stark und hat sich gegen die Fesseln gewehrt. Das Mädchen, Spinne – die hatte so ein riesiges Feldmesser, und der Typ auch. Ich bin mir sicher, dass sie ihn töten und häuten wollten.«
    Das war etwas ganz Neues. Diese Seite der Veränderten hatte sie bisher nicht kennengelernt. Sie dachte an die merkwürdige Schädelstätte bei Rule, an den von gehäuteten Wolfskadavern gesäumten Weg. »Was ist passiert?«, fragte sie. »Mit dem Tier, meine ich.«
    »Keine Ahnung. In dem Durcheinander ist er vielleicht entkommen. Aber so wie die Wolfsleute da versammelt waren, sah das irgendwie … «, er suchte nach dem richtigen Wort, »… religiös aus. Außer dem Mädchen, Spinne? Sie war sauer, als hätte sie überhaupt keinen Bock auf all das.«
    Hmm. Das war das zweite … nein, das dritte Mal, dass Daniel entweder wusste oder intuitiv erfasste, wie sich die Veränderten fühlten.
    »Da hab ich mir gedacht, toll, jetzt machen wir sie fertig, solange sie abgelenkt sind«, fuhr er fort. »Nur sind dann plötzlich diese anderen über uns hergefallen, und danach hab ich sie mit einem von ihnen gesehen, so ein richtig großer Kerl … «
    »Leopard.«
    »Okay.« Daniel akzeptierte den Spitznamen. »Leopard ging direkt auf sie zu, und dann hat sie ihm seine Pistole rausgerissen. Sie hat sich schnell umgedreht und ein paar Mal auf den Wolfsjungen geschossen. Er lief schon los, bevor sie zielen konnte, und schaffte es dann in den Wald, aber offenbar hat er etwas abbekommen. Sie rannte ihm nach, nur der kleine Typ hat versucht, sie aufzuhalten, und da hat sie ihm in den Rücken geballert.«
    Der Kleine war wohl Beretta. Sie dachte darüber nach. Eigentlich hatte sie vermutet, die Veränderten würden sich wie Telepathen durch Gedankenlesen verständigen. Aber das konnte es ja nicht sein, oder? Wolf sah Spinne nicht kommen, oder wenn doch, blieb ihm zumindest nicht genug Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Also kommunizierten die Veränderten anscheinend nicht die ganze Zeit auf diese Weise – wenn überhaupt.
    Aber deswegen bin ich ja hier bei Daniel. Das war wieder so eine Ahnung, ein Gedankenblitz, aber sie glaubte, dass sie auf der richtigen Spur war. Spinne hat Wolf umgebracht. Schmissie hat mich zu Daniel gebracht, was bedeutet, dass es Spinne nicht weiter kümmert, wenn Beretta stirbt. Warum? Weil Beretta Wolf die Treue hielt? Das klang einleuchtend. Vom Rudel schienen Beretta und Pickel Wolf näher zu stehen als Schmissie. Jungs hielten sich eher an andere Jungs. Schmissie und Spinne waren die einzigen Mädchen. Vielleicht war Schmissie Spinnes Günstling – wie die Schiffshalter, die sich am Hai festsaugen und dessen Mahlzeiten teilen.
    Und wie hatte Spinne überhaupt Leopard herbeigerufen? Woher kannte sie Leopard? Von früher? Es sei denn …
    »Daniel«, sagte sie, »du hast mir doch erzählt, dass es noch andere Veränd… äh, Chuckies bei dem Bergwerk gibt, richtig? Weißt du, wie viele? Sind sie eher wie Stämme, die miteinander kooperieren, oder … «
    »Ich weiß nicht.« Seine Lippen zitterten, und er wandte das Gesicht wieder ab. »Wirklich, ich muss jetzt aufhören. Ich will nicht mehr drüber reden.«
    »In Ordnung.« Und das meinte sie auch so. Alex war sich selbst nicht sicher, ob sie noch mehr unerwartete Enthüllungen vertragen konnte. Aus dem Rucksack mit den Medikamenten zog sie ein Fertiggericht. »Das ist Huhn mit Nudeln. Ich hab auch einen Suppenwürfel dabei. Von dem Arzt, bei dem ich gearbeitet habe, weiß ich, dass Hühnernudelsuppe bei Blutverlust gut ist.«
    Lustlos schaute er die Packung an. »Hab keinen Hunger.«
    »Probier’s wenigstens.« Als er wieder den Kopf schüttelte, fragte sie: »Hast du Durst?«
    »Ein bisschen.« Tränen liefen ihm aus den Augenwinkeln auf das nasse Kopfkissen. »Ich möchte einfach schlafen und nicht mehr aufwachen.«
    Alex schwieg.
    »Warum haben sie mich noch nicht umgebracht, Alex?«, flüsterte er. »Warum lassen sie mich leben?«
    Auf solche Fragen wusste sie keine Antwort, die er hören wollte. Als seine

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