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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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bemerkte Alex die kleine Trittleiter vor der Richterbank. Als sie die Stufen hinaufstieg, glitt ihr Blick über schmale Messingtafeln mit den Namen der alten Männer: Born, Ernst, Yeager in der Mitte, dann kam Stiemke und schließlich, von Alex aus gesehen ganz rechts, Prigge.
    Yeager streckte, die Handflächen nach oben, die Hände aus. »Darf ich?«
    Sie zögerte, wurde nervös, dann dämmerte ihr, wie Kincaids Worte – Er ist ziemlich zupackend – wirklich gemeint waren . Schließlich legte sie ihre Hände in die seinen, ihre Haut zuckte beim Kontakt. Yeagers Hände waren knorrig, die Knöchel geschwollen, die Haut trocken wie altes Pergament und voller Altersflecken, aber sein Griff war fest.
    »Warme Hände«, sagte Yeager.
    »Ja, Sir.« Vergeblich wartete sie darauf, dass er nun wieder losließ. Am liebsten hätte sie ihm ihre Hände entzogen, aber sie beherrschte sich. Sie spürte die Blicke der anderen, wagte aber nicht, die Augen abzuwenden.
    »Eins würde mich interessieren, Alex«, sagte Yeager. »Wie bist du im Waucamaw-Park gelandet? Erzähl es mir.«
    »Ich … ähm … ich hab die Schule geschwänzt.« Das dürfte wohl jetzt keine große Rolle mehr spielen. Aber sie beschloss, ihre Antworten knapp und sachlich zu halten.
    Nun polterte der Mann links von Yeager: »Hast du das öfter gemacht?«
    Darauf war sie nicht gefasst, rasch warf sie einen Blick in seine Richtung: Stiemke. »Nein«, sagte sie.
    Yeager schwieg, rieb nur seine harten Daumen über ihre Handflächen. Stiemke fuhr fort: »Warum dann diesmal?«
    »Ich wollte mir einiges durch den Kopf gehen lassen.« Als Stiemke sie nur anstarrte, fügte sie hinzu: »Berufsausbildung, College und solche Sachen.«
    »Aha«, sagte Yeager. »Die Zukunft, was du mit deinem Leben anfangen willst?«
    Das traf es halbwegs. »Ja.«
    Links außen meldete sich einer der ganz Gebrechlichen mit zittriger Stimme zu Wort: »Was hast du beschlossen?«
    »So weit bin ich nicht mehr gekommen, Sir.« Das zu sagen fiel ihr leicht, weil es stimmte – und dann, als der Reverend wieder über ihre Handflächen strich, dämmerte es ihr plötzlich. Was hatte Kincaid gesagt?
    Lüge bloß nicht. Der Reverend merkt es. Und: Er ist zupackend.
    War Yeager wie sie? Alex hatte nie überlegt, dass andere Leute sich auf ähnliche Weise verändert haben könnten. Larry, der mit mehr Überlebenden in Kontakt gekommen war als sie und Tom, hatte nichts davon erwähnt. Vielleicht weil solche Veränderungen nicht so häufig waren oder weil die Leute, die so einen sechsten Sinn bekommen hatten, das nicht an die große Glocke hängten. Sie hatte es ja nicht einmal Tom erzählt, andererseits hatte sie ohnehin eine Menge Geheimnisse. Wenn man bedachte, wie paranoid die Leute waren, schien es durchaus ratsam, solche besonderen Fähigkeiten zu verschweigen.
    Also spürte Yeager, ob sie die Wahrheit sagte – nicht über den Geruchs-, sondern über den Tastsinn? Ein menschlicher Lügendetektor?
    Wie sollte das funktionieren? Alex wusste, dass Leute rot wurden, wenn sie nervös waren, sich also die Körpertemperatur veränderte. Außerdem hatte die menschliche Haut eine elektrische Ladung, darauf sprang das Touchpad beim Computer an. Deshalb reagierte der Cursor auf das Stupsen der Fingerspitzen, aber nicht auf einen Bleistift, der keine Ladung hatte.
    Bei Yeager konnte es natürlich auch eine angeborene Gabe sein. Schließlich war er Pastor. Sie dachte an den Wegweiser zur Harvest Church: Vertrau auf die heilende Hand Gottes. Vielleicht war das gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt: Yeager war nicht unbedingt ein Heiler, aber zweifellos konnte er fühlen, eine natürliche Fähigkeit, die der Blitz verstärkt hatte. Aber warum ausgerechnet Yeager und nicht die anderen Überlebenden, von denen doch einige steinalt waren?
    Warum ausgerechnet Alex?
    »Jetzt würde ich viel drum geben, wenn ich wüsste, was du denkst«, sagte Yeager. Er setzte sein Geiergrinsen auf, ließ ihre Hand jedoch nicht los.
    »Mein Vater hat immer gesagt, er würde meistens gar nichts drum geben, weil es sich nicht lohnt.« Ihren Vater zu erwähnen war nicht verkehrt, dachte sie. Alle hatten ihre Eltern verloren, also unterschied sie sich in dem Punkt nicht mehr von den anderen. Und wenn sie die Unterhaltung lenken konnte …
    Der Mann zu Yeagers Rechten, Ernst – Peters Großvater? Urgroßvater? –, sagte: »Was war dein Vater von Beruf?«
    »Er war Polizist.«
    »Ah.« Das schien Prigge, der anderen Bücherstütze,

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