Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
Vom Netzwerk:
sie. »Ich habe gehört, dass die Hunde Menschen nicht mögen, die … Sie wissen schon. Aber ich …«
    »Ja, dich lieben sie.« Kincaid zuckte die Schultern. »Kann ich mir erst mal keinen Reim drauf machen, muss ich noch drüber nachdenken. Die Kirchentür stand offen, eine schnatternde Kinderschar strömte heraus. Sie waren noch klein, keines älter als zehn oder elf, und sie stürmten zum Spielplatz neben dem Pfarrhaus. Der Anblick der Kinder, ihr Rufen und Lachen, das vergnügte Bellen der Hunde – all das versetzte ihr einen solchen Stich in die Brust, dass sie sich abwenden musste.
    Zu spät stellte sie fest, dass sie an den Zügeln gezogen und Honey zum Stehen gebracht hatte, mit dampfendem Atem wartete die Stute geduldig, bis Alex sich entschieden hatte. Auch Kincaid hatte haltgemacht und beobachtete sie. Als sich ihre Blicke trafen, sagte Kincaid: »Es geht mir auch immer noch an die Nieren.«
    »Es wirkt alles so normal.«
    »Weil es das ist. Wir bemühen uns um größtmögliche Normalität.«
    Ja, genau, so kleine Normalitäten wie Gewehrsalven und Wachposten. Seit sie aufgewacht war, hatte sie keine Schüsse mehr gehört, aber sie fragte sich dennoch, auf wen geschossen wurde – und wo. Und warum.
    »Wir wollen auch nicht, dass sie dumm aufwachsen«, erklärte Kincaid. »Zur Schule gehen sie alle. Das schafft einen klaren Tagesablauf. Wir haben einen Mann, der früher die Grundschule in Merton geleitet hat. Du wirst ihn kennenlernen, wenn du morgen zum Unterricht gehst.«
    »Ich soll zur Schule gehen?«
    »Klar. Nur weil die Welt untergeht, heißt das nicht, dass du schwänzen darfst.«
    »Das ist echt unfair.«
    »Kopf hoch. Wir haben gute Lehrer, die aus dem Ruhestand zurückgekehrt sind. Irgendwie die blanke Ironie, wenn man es recht bedenkt. Wir haben unser Soll erfüllt und werden in den Ruhestand versetzt, und dann sind nur noch wir übrig, um die Scherben aufzuklauben.«
    Gerade als Alex etwas darauf erwidern wollte, hörte sie Hufgetrappel. Ein Heuwagen holperte einen gewundenen Waldweg herunter. Diesmal lenkte Peter die Pferde, Jet hockte neben ihm auf dem Kutschbock, und Chris trabte auf einer kräftigen kastanienbraunen Vollblutstute hinterher. Statt Heu hatte der Wagen Menschen geladen – und alle trugen Augenbinden. Noch mehr Flüchtlinge, die vielleicht gerade wertvoll genug waren, um sie zu behalten, dachte Alex. Als Jet ihre Witterung aufnahm, grüßte er bellend, und Chris drehte sich um, entdeckte sie und winkte. Sie beobachtete, wie der Wagen vor dem Gemeindehaus hielt.
    »Was geht da drin vor sich?«, fragte sie.
    »Das wirst du gleich selbst rausfinden, junge Dame«, entgegnete Kincaid.

47
    D en Hauptkorridor im Gemeindehaus säumten Büros, manche Türen standen offen, andere waren fest verschlossen. Verbrauchte Luft, es roch nach Angst. Männer mit Hunden bewachten eine lange Warteschlange schmuddeliger betagter Flüchtlinge. Alex richtete den Blick auf Kincaids Rücken, aber sie hörte im Vorbeigehen missgünstiges Getuschel. Dann sagte ein Mann recht vernehmlich: »Überlasst sie mir, dann zeige ich euch, was man mit denen macht.«
    Fieses, heiseres Lachen. Die Hunde jaulten ängstlich. Alex rechnete halb damit, dass Kincaid etwas sagte, aber er ging schweigend weiter.
    Hinter ihr klapperte Geschirr. Alex drehte sich um und sah zwei Frauen, die einen Metallwagen schoben, so wie man ihn im Krankenhaus zur Essensausgabe benutzt. Hier brauchte sie ihren sechsten Sinn nicht: Der Geruch von Speck war eindeutig.
    Einer der Wartenden stöhnte sehnsüchtig auf. Mit großen Augen schauten die Flüchtlinge zu, wie die Frauen auf eine massive Holztür mit Druckstange und Drahtglas zusteuerten. Eine der beiden klopfte, und Sekunden später wurde die Tür von innen aufgestoßen. Alex sah noch einen Wachposten von hinten, und als die Frauen hineingingen, fing sie einen leichten Hauch auf, der aus dem Raum wehte. Kein Verwesungsgestank. Den hätte sie bestimmt schon beim Betreten des Gebäudes bemerkt. Dieser hier war anders. Er wirkte vertraut, ein Geruch, den sie schon einmal wahrgenommen hatte: Tabak, schlechte Zähne und alter Whiskey.
    Das kenne ich. Wer …
    Vom Ende des Korridors gellte ein durchdringender Schrei. Alex keuchte auf und wurde aus ihren Gedanken gerissen. Die Flüchtlinge verstummten, aber die Hunde begannen zu winseln, einige bellten auch. Wieder ein Schrei, dann bogen zwei Wachleute um die Ecke, die einen schluchzenden, strampelnden Mann mitschleiften.
    »Nein, nein,

Weitere Kostenlose Bücher