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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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zu gefallen. Er rieb sogar seine mageren, knorrigen Hände. »Ein Mann, der Gut und Böse zu unterscheiden wusste.«
    Ihr Vater hatte all die Säufer, Frauenverprügler und Betrüger zwar nie als das Böse bezeichnet, aber sie antwortete: »Ja, Sir. Das ist wohl richtig.«
    »Tja, genau darum geht es uns hier auch. Sag mir eins.« Yeager legte den Kopf schief. »Warum bist du bei den Hunden so beliebt? Warum … erkennen sie dich?«
    »Keine Ahnung«, antwortete sie wahrheitsgemäß. »Ich bin kein Hund.«
    »Aber du musst doch eine Vorstellung haben«, sagte Ernst.
    Sie nickte. »Wahrscheinlich auf dieselbe Weise, wie ich sie erkenne.« Aber nicht Reverend Yeager oder Jess – wie kann das sein?
    »Könntest du das näher erklären?«, forderte Yeager.
    Sie beschloss, es zu riskieren. »Ich denke, das funktioniert bei mir so ähnlich wie bei Ihnen.«
    Sie hörte, wie Ernst unwillkürlich nach Luft schnappte. Yeagers Geieraugen wurden schmal. »Und das heißt?«, fragte er.
    Sie hatte richtig geraten. Bingo. In seiner glatten Rauchglasfassade war ein winziger Riss entstanden: ziemlich feucht und ein wenig metallisch, ein Geruch, der sie an den Tag erinnerte, als sie und Ellie nur knapp den wilden Hunden entronnen waren.
    Wasser? Ein Fluss? Nein, nicht ganz. Eher wie … Regen.
    Regen? Sie musste an den Tag denken, an dem alles angefangen hatte, an die Gewitterwolken im Westen und die federartigen blaugrauen Regenwirbel in der Ferne.
    Riecht er deshalb wie Wassertropfen auf Glas? Weil er am Fenster stand und dem Regen zusah, als es geschah?
    »Und das heißt?«, wiederholte er.
    Sie spürte die brennenden bohrenden Blicke der anderen, behielt aber weiterhin Yeager im Auge. »Das heißt, Sie wissen, ob ich die Wahrheit sage, weil Sie es buchstäblich mit den Händen spüren.«
    Er zögerte. Keiner sagte ein Wort. Yeager erforschte ihr Gesicht, dann ließ er abrupt ihre Hände los. Sein Blick wanderte zu einem Punkt über ihrer Schulter. »Matt, warten Sie bitte einen Moment draußen.«
    Alex hatte Kincaid komplett vergessen. »Äh, ja«, antwortete dieser, offenbar überrascht. »In Ordnung.«
    Sie spürte einen Stich in der Magengrube. »Warum kann er nicht bleiben?«, fragte sie.
    Yeager überhörte sie. »Matt?«
    »Klar. Ich warte draußen, Alex. Ist schon in Ordnung.«
    Yeager wartete, bis Kincaid fort war, dann richtete er seinen forschenden Blick wieder auf Alex.
    »Warum durfte der Doc nicht bleiben?«, wollte sie wissen.
    »Weil es Dinge gibt, die man besser hinter verschlossenen Türen bespricht«, sagte Ernst. Offenbar kam er in der Rangordnung direkt nach Yeager. Er saß zu Yeagers Rechten, stellte sie fest – klassisch biblisch. Ob Ernst wohl mit Vornamen Michael hieß? »Je weniger Leute Bescheid wissen, umso sicherer ist es für alle«, erklärte Ernst.
    »Woher kommt das, was du spürst?«, fragte Yeager nun und sah sie durchdringend an. »Über Berührung?«
    »Nein. Aber ich weiß manches – so wie Sie.«
    »Zum Beispiel?«
    »Ich weiß oft, was die Menschen empfinden.« Sie hielt inne. »Ich weiß, wenn sie … wenn die Veränderten in der Nähe sind.«
    »Was?«, rief Ernst verblüfft. »So etwas kannst du?«
    »Ja«, erwiderte sie, ohne den Blick von Yeager zu wenden.
    »Wie geht das?«, fragte Yeager.
    »So wie ich weiß, dass in diesem Gebäude ein Mörder ist«, sagte sie. »Weil ich ihn rieche.«

49
    E r war abgemagert und hatte sich einen Bart stehen lassen. Seine Haare waren auch viel länger, sie fielen ihm bis über die Schultern. Doch der Geruch, den sie aufgeschnappt hatte, als die Frauen mit dem Essenswagen eingelassen worden waren, war derselbe wie an dem Tag, an dem er Tom angeschossen hatte: alter Zigarettenrauch, schlechte Zähne und Jim Beam.
    »Ich weiß nicht, wovon ihr redet.« Wütend ballte Harlan einen Drecklappen in seiner fleischigen Faust. Neben seinem gewohnten Gestank roch er noch nach Bleichmittel und Ammoniak, mit denen er die Fußböden der Gefängniszellen putzte.
    Als Hausmeister des Gemeindehauses hatte Harlan wohl seine wahre Berufung gefunden, dachte Alex. Harlan stopfte den Lappen in die Tasche seiner schmuddeligen Hose. »Ich hab das Mädel noch nie im Leben gesehen.«
    »Warum sollte sie lügen?«, fragte Yeager. Die anderen saßen immer noch auf ihrem Platz hinter der Richterbank, aber Yeager war heruntergekommen und stand nun neben Alex. Er war nicht so groß, wie sie gedacht hatte, fast einen halben Kopf kleiner als sie. Allerdings hatte Yeager nicht

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