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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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weiß war wie die Laken. Sein dunkles Haar wirkte dagegen künstlich, wie mit einem Filzstift angemalt. Dann fing sie an, die schmutzigen Instrumente einzusammeln. Die Mülltüten aus Plastik quollen über vor blutigem, verdrecktem Mull und den Kleiderfetzen des Jungen. »Wir werden sehen. Aber du solltest jetzt heim.«
    »Bin schon weg.« Greg hob kurz die Hand. »Aber sag’s nicht Chris.«
    Doch was hatte er denn gemeint, würde sie Chris sagen?, überlegte sie, während sie das Behandlungszimmer aufräumte. Blöder Greg, lässt mich hier mutterseelenallein?
    Sie hatte durchaus und sogar oft an Chris gedacht. Allerdings nicht so zwanghaft wie damals an Tom – doch das war auch etwas anderes gewesen, oder? Sie wusste nicht mehr genau, was sie bei Tom empfunden hatte, aber sie hatten gemeinsam gekämpft, und er war verletzt worden, lag vielleicht sogar im Sterben, und sie hatte es als ihre Aufgabe angesehen, ihn zu retten.
    Was, na ja, schiefgegangen war.
    Alex kontrollierte Blutdruck und Puls des Jungen und überprüfte die Infusionsnadeln. Dann nahm sie ein Tablett voller schmutziger Instrumente, legte sie in Alkohol ein und ging dann über den Flur, um das behelfsmäßige Sterilisationsgerät zu holen. Sie trug es rüber und stellte es auf einen kleinen Propangasofen, den sie anzündete. Während sie wartete, bis das Wasser kochte, wusch sie die Instrumente ab und legte sie dann in den Sterilisationsapparat. Es würde etwa zwanzig Minuten dauern, bis der Dampf sie sterilisiert hatte, denn außer der Hitze hatten sie …
    Hitze.
    Hitze.
    In ihrem OP-Kittel und der dünnen gelben Schwesternkluft fröstelnd starrte sie auf den kleinen blauen Flammenring und runzelte die Stirn. Irgendwas, was mit Hitze zu tun hatte, spukte ihr seit Stunden im Hinterkopf herum. Aber was?
    Da fielen ihr Kincaids Worte ein: In der Kälte sterben die Fliegen.
    Das stimmte. Fliegen starben, wenn es zu kalt war. Wenn man etwas Totes draußen in der Kälte liegen ließ, egal was, gab es keine Schmeißfliegen, nicht im Winter. In Honeys Stall hatte sie in den letzten vier Wochen keine Fliegen mehr gesehen. Auch um die vielen Toten auf der Straße war keine einzige Fliege geschwirrt. Und an der Tankstelle beim toten Ned …
    »Keine Fliegen«, murmelte sie. Der Junge jedoch hatte Maden. Maden konnten nur von Fliegen stammen, aber wenn sie ihn in einem verlassenen Schuppen gefunden hatten, konnte es dort doch kaum warm gewesen sein. Was hatte den Schuppen so warm gehalten, dass es mitten im Winter Fliegen gab?
    Na ja, vielleicht hatte der Junge Feuer gemacht. Nein, das war ausgeschlossen. Als sie ihn hier hereingebracht hatten, war er schon kalt gewesen, an der Grenze von Leben und Tod. Himmel, er war praktisch schon tot gewesen!
    Was hieß, dass jemand anders Feuer gemacht hatte. Jemand hatte dafür gesorgt, dass der Junge es warm hatte. Es musste dort also noch jemanden geben, vielleicht auch mehrere.
    Greg aber hatte gesagt: Hab ihn oben bei Oren mutterseelenallein in einem Schuppen gefunden.
    Nein, Greg, wohl kaum. Und Oren … was hatte sie dorthin verschlagen? Sie waren doch unterwegs nach Wisconsin gewesen, hatten sie ihre Pläne geändert? War Chris nicht überhaupt schon in Oren gewesen? Doch – dort hatte er die vielen Bücher organisiert. Und zwar erst kürzlich.
    Kincaid: Ist von euch einer verletzt? Habt ihr einen Namen aufgeschnappt?
    Wenn Kincaid so fragte, nahm er an, dass es einen Kampf gegeben hatte. Und einen Namen aufschnappen hieß nicht nur andere Leute, sondern … ein Gespräch? Oder – oh Gott – ein Handel? Oder etwas Schlimmeres?
    Denn eins hatte Kincaid anscheinend genau gewusst: Sie hatten den Jungen nicht zufällig gefunden. Sie hatten ihn nicht gerettet.
    Sondern verschleppt.

62
    F ast jeder Jugendliche, den sie kannte, auch sie selbst, hamsterte alles Mögliche in seinen Taschen. Bevor sie Schweizer Taschenmesser entdeckt hatte, waren in Alex Klamotten vor allem Steine und Kaugummi gewesen. Sie hatte keine Ahnung warum, und ihre Mutter meckerte immer, weil der Kaugummi im Trockner schmolz.
    Doch die Taschen des Jungen waren leer.
    Welches Kind hatte denn gar nichts bei sich? Ungläubig starrte Alex die Lumpen an, die sie aus dem Müll gezerrt hatte. Der Gestank war entsetzlich: Blut und Eiter und Monate alter Schmutz. In den Turnschuhen stand zwar der Name des Jungen, aber völlig schweiß- und dreckverschmiert, sie konnte lediglich ein J und ein N entziffern. Das vielleicht auch ein M war. Sein Flanellhemd

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