Ashes Bd. 1 Brennendes Herz
endlos durchhalten konnte. Wenn Ellie doch nur nicht die Glock verloren hätte, dann hätte sie …
Da preschte etwas aus dem Wald hervor, und zwar mit Spitzengeschwindigkeit. Alex sah praktisch nur etwas Braunes vorüberjagen, dann zuckte sie zusammen. Es war ein weiterer Hund.
Nein, nein, nicht noch einer. Aber dann fing sie den Geruch auf und dachte: Moment mal, das ist doch …
»Mina!«, jubelte Ellie. »Mina!«
19
D er Jagdhund merkte, dass etwas nicht stimmte. Er wandte sich um, aber da war es schon zu spät.
Mina hielt direkt auf ihn zu, der Aufprall katapultierte den Jagdhund in die Luft. Jaulend machte er einen unfreiwilligen Salto und landete strampelnd auf dem Rücken, sodass sein Hals schutzlos war. Schnell wie eine Schlange war Mina zur Stelle, und das Heulen verstummte, als sie sich im Hals ihres Gegners verbiss. Da seine Luftröhre blockiert war, gab er keinen Laut von sich, fuchtelte nur hilflos mit den Pfoten, dann biss Mina ihm mit einem Ruck die Kehle durch. Eine gewaltige Blutfontäne schoss empor …
»Alex, pass auf!«, schrie Ellie.
Erschrocken fuhr Alex herum und sah gerade noch rechtzeitig den riesenhaften schwarzen Schatten, der sich bedrohlich aufbaute. Mit aufgerissenem Maul machte der Köter einen Satz auf sie zu, und Alex zog hastig ihren rechten Arm ein, sonst hätte das Monster sie gehabt. Stattdessen schnappte er nach dem Stock und riss wie wild daran.
Keuchend ließ Alex los, kam ins Rutschen, und dann stand die Welt Kopf. Panisch wollte sie sich festhalten – hörte Ellie noch einmal rufen – und griff ins Leere.
Sie landete mit solcher Wucht im Wasser, dass es ihr die Luft aus den Lungen drückte. Die brausenden Fluten brannten eisig auf ihrer Haut, schlugen über ihrem Kopf zusammen, dann blitzte es weiß vor ihren Augen, als ihr Kopf gegen einen soliden Felsen knallte. Unwillkürlich öffnete sie den Mund, um aufzustöhnen, da schluckte sie einen Schwall eiskaltes Wasser. Entsetzt spürte Alex, wie sich ihr Hals verkrampfte und das Wasser in ihre Lunge schoss. Jetzt musste sie nicht mehr würgen.
Aber sie erstickte.
Sie glaubte einen dunkelroten Fleck zu sehen, der immer größer wurde. Orientierungslos, panisch, mit brennenden Lungen, strampelte sie auf etwas Helles in der Ferne zu, vielleicht die Oberfläche. Verzweifelt wehrte sie sich, als das Wasser an ihren schweren Stiefeln zerrte, gierig nach ihren Kleidern griff, um sie wieder nach unten zu ziehen.
Sie kämpfte sich vorwärts, spürte, wie ihr Luft ins Gesicht schlug. Hustend warf Alex den Kopf zurück, riss den Mund auf und atmete gierig ein. Ihr Blut rauschte, aber jetzt sah sie klarer und erkannte, dass sie von einer wilden Strömung flussabwärts getragen wurde. Direkt vor ihr ragte ein Haufen aus Felsen und Schutt auf, auf den sie zusteuerte. Zu spät für eine Kehrtwende, viel zu spät!
Der Fluss schleuderte sie gegen die Steine. Der Aufprall war ein explosionsartiger Schmerz in ihrer linken Schulter, der prickelnde Elektroschocks bis in ihre Fingerspitzen schickte, und im selben Moment erkannte sie zwei Dinge gleichzeitig.
Sie klemmte nahezu horizontal zwischen Felsen, spürte, wie die Strömung an ihr zerrte, aber sie war im Seichten, das Wasser war kaum dreißig Zentimeter hoch, und nach oben blickend sah sie den Himmel …
Und den Riesenköter.
20
D em Köter triefte Wasser von den Flanken. Blut rann aus einer Wunde an der Schulter, wo er an einen Felsen oder einen abgebrochenen Ast geschrammt war. Aber er war da, er lebte, und jetzt schnappte er mit weiß blitzenden, tödlichen Zähnen nach ihrem Gesicht.
Mit einem Aufschrei drückte sich Alex rückwärts gegen den Fels, ihr unverletzter Arm schnellte nach oben, um ihr Gesicht zu schützen. Es war reiner, schlichter Instinkt – und er rettete ihr das Leben. Hilflos auf dem Rücken, unfähig aufzustehen, spürte sie, wie der Hund zubiss. Während die Zeit stillzustehen schien, wartete sie darauf, dass sich seine Zähne in ihr Fleisch bohrten und ihre Knochen brachen … vielleicht würde er auch nach ihrer Kehle schnappen oder sie sogar unter Wasser drücken, bis sie ertrank. Aber ihr Arm brach nicht, und ihr wurde klar, dass der Hund nur eine Menge Stoff von ihrem triefnassen Sweatshirt im Maul hatte. Der Druck an ihrem Arm lockerte sich, als das Tier losließ, um erneut zuzubeißen …
Da sah sie Mina wie im Flug heransausen. Sofort ließ der Riesenköter von Alex ab und wirbelte unglaublich schnell für so einen großen Hund herum.
Weitere Kostenlose Bücher