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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Arm des Mannes. Grölend schleuderte der Mann Mina, die kein kleiner Hund war, in die Luft, schleuderte sie, immer noch laut heulend, hin und her, aber Mina ließ nicht los, obwohl sie durchgeschüttelt wurde wie eine Fahne in einer steifen Brise. Aufbrüllend holte der Mann mit der Linken zu einem Rundumschlag aus, der auf Minas Kopf zielte, aber der Hund sah den Schlag kommen und ließ los. Sobald Mina mit den Hinterbeinen aufkam, schnappte sie in einer fließenden Bewegung mit weit aufgerissenem Maul nunmehr nach dem linken Arm. Sie verbiss sich im Handgelenk, und man hörte ein lautes Knirschen.
    Der Verrückte stieß einen hohen, gurgelnden Schrei aus, wich zurück, prallte gegen einen Baum, drehte und wand sich auf unsicheren Beinen.
    Im nächsten Moment hörte Alex, wie eine Waffe entsichert wurde, und dann eine befehlsgewohnte Stimme: »Ruf deinen Hund zurück!«
    Auf der anderen Uferseite sah Alex noch einen Mann aus dem Wald kommen, der ein Gewehr im Anschlag hielt. Er war viel jünger, fast noch in ihrem Alter, sein Gesicht war dreckverschmiert, braune Locken klebten an seiner Stirn. »Ruf ihn zurück! Jetzt! Schnell!«
    »Mina!«, rief Alex verzweifelt. »Mina, komm, aus, aus!«
    Unglaublicherweise gehorchte Mina. Die Hündin sprang auf sie zu, drückte sich an sie und drehte sich um, als wolle sie sich zwischen Alex und den Verrückten stellen. Alex sank auf die Knie, umarmte den Hund und vergrub die Hände in seinem Nackenfell. »Braves Mädchen, bleib, bleib!«
    Der Verrückte bellte. Seine Züge waren verzerrt, die Augen loderten unheimlich in dem blutverkrusteten Gesicht.
    »Jim!«, schrie der Mann mit dem Gewehr. »Jim, hierher, hierher!«
    Der Verrückte fuhr herum und sah ihn an. Der Gestank von Tod und Wahnsinn strömte aus seinen Poren, umhüllte ihn in einer dichten Wolke und breitete sich aus wie Rauch. Mit zurückgeworfenem Kopf heulte Jim auf, ein wilder, gespenstischer Laut, den Alex niemals vergessen würde.
    »Gott vergebe mir«, sagte der junge Mann und drückte ab.
    Die Kugel traf zwischen den Augen und trat mit einem Schwall aus Blut, Gehirnmasse und Knochen am Hinterkopf wieder aus. Plötzlich baumelten Jims Arme leblos herab wie bei einer Marionette, der man die Fäden abgeschnitten hatte, dann knickten seine Beine ein, und er stürzte die Böschung hinunter. Sein Kopf knallte gegen einen Findling, dann erfasste ihn die Strömung und nahm ihn mit. Das Wasser hätte ihn zu der seichten Stelle getragen, aber er blieb zuvor mit dem Fuß zwischen Felsen hängen. Kurze Zeit später färbte sich das Wasser tiefrot, dann glich es einem finsteren Strudel, und Alex wurde schwarz vor Augen.
    »Alex?« Ellies Stimme kam von weit her. »Alex, bist du okay?«
    Nein, sieht nicht so aus. Alex fiel und der dunkle Strudel zog sie nach unten.

22
    A ls sie aufwachte, war das Licht weg, die Dunkelheit lastete heiß und schwer auf ihr, und sie hatte rasende Kopfschmerzen. Auch konnte sie sich nicht rühren und nichts sehen. Das war’s also , dachte sie, jetzt ist alles aus, mit mir geht’s zu Ende. Sie stöhnte.
    »Alex?« Ein metallisches Klirren, ein heller Lichtstrahl, dann spürte sie Arme um ihren Hals. »Alex?«
    »Ellie«, seufzte sie erleichtert. Ihre Arme waren in einem übergroßen Flanellhemd gefangen, und sie musste sich erst einmal aus dem Schlafsack freikämpfen. Bei jeder Bewegung tat ihr der Kopf weh, aber sie achtete nicht darauf. »Hallo«, sagte sie und drückte das Mädchen an sich. »Wie geht’s?«
    »Mir geht’s g-gut.« Ellie drückte das Gesicht gegen Alex’ Hals, dann spürte Alex Tränen. »Ich hatte … solche Angst, dass du t-tot bist …«
    »He, ist schon gut, mir fehlt nichts.« Erst jetzt merkte sie, dass sie außer dem Hemd und einem Höschen nichts anhatte und ihre Haut schweißnass war. Das mattrote Auge eines Heizstrahlers glühte in einer Ecke, und sie dachte: Zelt, ich bin in einem Zelt.
    Da kam die Erinnerung zurück: ein Rudel wilder Hunde, der Fluss, der grauenhafte Gestank nach Tod, und Jim und … »Ellie, wo sind wir?«
    »In Toms Zelt. Weißt du das nicht mehr?«
    »Nein. Das heißt, ich erinnere mich an den Jungen mit dem Gewehr …«
    »Das ist Tom.«
    »Tom.«
    »Ja, Tom Eden. Er hat dich hierhergetragen und deinen Kopf verbunden. Er sagt, bei der Armee lernt man so einiges.«
    »Meinen …« Sie tastete über ihr Haar bis zu einem viereckigen Stück Verbandsmull, darunter piekste etwas: sie war genäht worden. Ihre Ohnmacht musste ziemlich tief

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