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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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aus, und plötzlich weinte sich nicht mehr. Für einen Moment fühlte es sich so an, wie am Ende des Pfads vor diesem weiten Himmel und dem goldfarbenen Lava-Wasser zu stehen: als hätte sie den eingeschlagenen Pfad verlassen, um den richtigen Weg zu finden. Den Weg zur Wahrheit. »Er ist zurückgegangen, was ich überhaupt nicht wollte, und dann war er tot, und ich dachte, das heißt, dass er mich wohl nicht sehr geliebt hat. Aber du hast ihm gehört, und du hast mich geliebt. Also hat er das wohl auch.«
    Und dann weinte sie wieder. »Leb wohl, Mina«, sagte Ellie und ließ ihren Hund los. »Ich liebe dich, Mädel. Leb wohl, Opa Jack.« Und dann brachte sie auch noch die restlichen Worte über die Lippen. » I-i -ich liebe d-d ich, Daddy.«
    Sie versuchte, Minas Weg zu beobachten und genau zu erkennen, wo ihr Hund landete, aber das ging nicht. Alles verschwamm, das Wasser unten und in ihren Augen, und dann waren da so viele Farben, dass Mina und ihr Daddy und Opa Jack überall sein konnten.
    Aber vielleicht war das ja genauso wie mit dem Paradies.
    »Tja, das war der Rest.« Tom beobachtete, wie sich das dunkle Granulat auflöste, als er heißes Wasser in den Emaillebecher goss, bevor er Kaffeeweißer darauf rieseln ließ. »Genieß jeden Tropfen.«
    »Glaub mir, das werde ich.« Alex nahm den Becher mit dem koffeinfreien Kaffee entgegen, nippte und seufzte. »Das schmeckt so gut. Es macht mir nicht mal etwas aus, dass es keine Dröhnung ist. Echt, nichts mehr davon da?«
    »Die letzte Tasse, bis wir in Houghton sind. Außer wir haben das Glück, an einem Supermarkt vorbeizukommen, der nicht geplündert wurde. Alle Starbucks-Filialen haben seit Monaten geschlossen.« Mit dem eigenen Becher in der linken Hand lehnte sich Tom an einen großen Findling, legte ihr den rechten Arm um die Schulter und zog sie – aus Rücksicht auf ihre immer noch empfindlichen Rippen allerdings ganz sanft – näher an sich. »Falls es Starbucks hier oben überhaupt gegeben hat.«
    »Hat es.« Sie legte ihren Kopf an seine Brust. »Aber ich glaube, nur in Marquette und  … auf Mackinac Island? Ja, genau. Ich erinnere mich, weil haufenweise Hotels auf der Insel keine Klimaanlage hatten, und es war das eine Mal, als wir dort waren, sooo heiß. Aber mein Dad schlürft einen Venti, während ihm der Schweiß übers Gesicht läuft.«
    »Genau mein Mann. Hatte klare Prioritäten.« Das Feuer war zu einem orange glühenden Haufen heruntergebrannt. Ihnen gegenüber lag Buck mit der Schnauze auf den Pfoten schläfrig da, in seinen halb geschlossenen Augen spiegelte sich die Glut. Diese Tageszeit liebte Tom am meisten: Wenn sie dasaßen und stundenlang redeten oder manchmal auch nur in die flackernden Flammen schauten, sie sich an ihn schmiegte und er ihr übers Haar strich. Alex allabendlich nur in Gesellschaft von Buck zurückzulassen, entsprach jedoch nicht gerade seiner Vorstellung von Glück. Jedes Mal hoffte er, heute würde sie sagen: Warte mal. Ich komm mit zu dir.
    »Chris hat erzählt, dass Hannah von einem Café in der Nähe der Universität gesprochen hat, wo die College-Studenten abhingen.« Er blies in seinen dampfenden Becher und nahm dann einen Schluck, spürte die Hitze auf ihrem Weg durch die Brust bis zum Bauch, wo sie ihn von innen wärmte wie das Feuer seine Wangen. »Vielleicht haben wir Glück. Ich würde zur Not auch einen gebrauchten Filter auslutschen.«
    Sie kicherte. »Wie weit noch?«
    »Sobald wir aus dem Waucamaw raus sind? Etwa hundertdreißig, hundertvierzig Kilometer Luftlinie.«
    »Ein langer Weg.«
    Er wurde aus ihrem Tonfall nicht schlau. »Wahrscheinlich eine gute Woche.« Wieder trank er einen Schluck. »Wir sind das Laufen ja gewohnt. Und den Weg haben wir bereits mit Jayden genau ausgearbeitet. Für den Fall, dass sich was ändert, haben wir entlang der Strecke verschiedene Plätze und Landmarken bestimmt, wo Jayden uns Nachrichten hinterlassen kann. Wie das Café in Houghton, zum Beispiel. Und sobald wir die Brücke überquert haben, ist dort diese alte Synagoge aus rotbraunem Sandstein, Jayden hat gesagt  … «
    »Es ist vielleicht besser«, sagte sie leise, »wenn ich nicht dabei bin.«
    Er brauchte einen Moment, um den Sinn ihrer Worte zu begreifen, dann merkte er, wie ihm das Blut in den Adern gefror. Nein, o Gott, nein, nicht wenn wir uns so nah sind. Er stellte den Becher so hoch konzentriert und vorsichtig ab wie eine Sprengladung. »Was sagst du da?«
    Sie schwieg. Dann richtete sie sich auf,

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