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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Augen. »Das ist doch das Mindeste, dass ich nett zu dem Mädchen bin, das mir das Leben gerettet hat … und keine Widerrede.« Er hob mahnend den Finger. »Das ist sehr wohl was Besonderes.«
    »Na ja, wahrscheinlich schon.« Ellie schien vor Freude schier zu platzen. »Jetzt, wo es dir besser geht, darf ich dich da was fragen?«
    »Na klar.« Er brachte es einigermaßen unbekümmert heraus, aber sein Magen zog sich vor Angst zusammen. »Nur zu.«
    »Bevor ich hierhergekommen bin, hatte ich zwei Freunde.« Ellie nagte an ihrer Unterlippe. »Alex und Tom. Nicht in meinem Alter, sondern älter, so wie du ungefähr. Tom war sogar noch älter, glaube ich. Er war Soldat, wie mein Dad, nur war Tom in Afghanistan, nicht im Irak, und er hat Bomben und so was gebaut. Jedenfalls waren wir zusammen. Sie … sie haben sich um mich gekümmert, aber dann wurden wir getrennt. Als Tom …« Ihre Augen glänzten, und ihr Mund zuckte, als gäbe sie sich alle Mühe, nicht zu weinen. »Als diese Erwachsenen mich entführt haben, ist Tom angeschossen worden und …«
    Mit wachsendem Unbehagen hörte er sich die Geschichte an, die ihm schon einmal jemand erzählt hatte. Seit jenem Morgen im Schnee, als er, geplagt von Schmerzen und Angst, zwei und zwei zusammengezählt hatte, wusste er, dass dieser Augenblick kommen würde. Bis zu dieser Sekunde hatte er sich gefragt, was er tun würde – und ob das überhaupt zur Debatte stand.
    Das Kind hat Kopf und Kragen für dich riskiert. Also steh jetzt wenigstens deinen Mann.
    »Deshalb hab ich mich gefragt«, Ellie sah auf ihre Hände, als fürchtete sie, die Antwort in seinem Gesicht zu lesen, »ob Tom und Alex … ob sie es nach Rule geschafft haben?« Eine Träne fiel ihr auf die Finger.
    Den Blick immer noch abgewendet, fuhr sich Ellie über die Wange. »Sind sie dort? Geht es ihnen gut?«
    Er würde sich für immer hassen.
    »Tut mir leid, Ellie«, sagte er. »Aber ich bin ihnen nie begegnet.«
    Was bist du bloß für ein Volltrottel . Durchs Fenster beobachtete Chris, wie Isaac dem kleinen Mädchen die Hand auf den Kopf legte. Das löste offenbar etwas in ihr aus, denn Ellie schlang plötzlich die Arme um die Taille des alten Mannes und barg ihr Gesicht an seinem Bauch. Selbst aus dem zweiten Stock und aus dreißig Metern Entfernung sah Chris, wie ihre Schultern bebten. Sie ist die Einzige, die sich um dich kümmert, und du lügst ihr was vor.
    »Klar, aber wie soll man sich schon fühlen, wenn sie einem Gift einflößen, einen von einem Nagelbrett herunterschneiden und dann für tot erklären?« Er war von sich selbst so angewidert, dass er den üblen Geschmack auf der Zunge nicht mal mit einer ganzen Flasche Mundwasser hätte wegspülen können. »Glaubst du etwa, sie mag dich noch, wenn sie rausfindet, dass du für Alex’ Tod verantwortlich bist? Weil du bequemerweise immer so getan hast, als wäre an der Zone überhaupt nichts Sonderbares?« Es würde ihn nicht einmal wundern, wenn ihm Ellie höchstpersönlich eine Kugel verpassen würde, und nein, das war nicht übertrieben. Diese Kids scheuten sich ja auch nicht, Menschen einzuschläfern .
    Was ihm außerdem Kopfzerbrechen bereitete, war, wie schnell ihm die Lügen über die Lippen kamen. Er dachte, er hätte das alles hinter sich gelassen, die Nacht des Hammers, seinen Vater, die seltsamen dumpfen Schläge, Deidres Schreie. Zehn Jahre später erinnerte er sich immer noch an die Antworten auf die Fragen des Ermittlungsbeamten: Nein, Sir, ich habe nichts gehört. Nein, ich habe geschlafen. Hammer? Nein, Sir, ich habe nirgends einen Hammer gesehen. Ich glaube, wir haben nicht mal einen.
    »Nein, Detective, ich liebe meinen Dad.« Er lehnte die Stirn an das kalte Glas. Direkt unter dem Fensterbrett rankten sich die kräftigen schneebedeckten Zweige von wildem Wein an einem Eisenspalier herauf. »Ich bin erst acht, und ich habe gerade gehört, dass mein Dad jemanden umgebracht hat, und nein, Sir, mir tut er nie etwas.«
    Trotz der strahlenden Frühnachmittagssonne schlug sich sein Atem an der Doppelglasscheibe nieder. Durch das beschlagene Glas sah er, wie sich Ellie auf eine braune Stute schwang. Der Weg zum See führte durch dichten Wald. Daran grenzte eine weite, von Schnee glitzernde Fläche, bei der es sich, dem Drahtzaun und den Eisenpfosten nach zu urteilen, wohl um den Gemüsegarten der Farm handelte. Chris sah, wie der alte Mann Ellie, Eli und ihren Hunden nachwinkte, dann die Zügel eines falben Saddlebred ergriff und

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