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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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er in ein sonderbares Koma gefallen war, bevor er aus dem Land der Toten zurückkehrte – ja, damit konnte er sich abfinden.
    »Ich verstehe nicht, was ich hier genau soll und warum Sie so wichtig sind«, sagte er. »Yeager ist mein Großvater, das ist ja nichts Neues. Und Sie sind sein Bruder, okay, und sind entweder einer von den Amish oder Anführer einer Sekte von Abtrünnigen. Na und?«
    »Da hättest du recht«, sagte Hunter, »wenn das die ganze Wahrheit wäre und es nicht mehr herauszufinden gäbe.«
    »Was wäre denn da noch?«
    »Das kommt drauf an.«
    »Worauf?«
    »Wie viel du über Simon Yeager weißt«, antwortete Hunter, »und über Penny Ernst.«

57
    Irgendwo westlich von Rule und vier Tage nach den Ameisen – zwei Wochen nach der Lawine – folgten sie Wolf auf einer unmarkierten, in einer Sackgasse endenden Fahrspur. Sie führte an einem großen abgelegenen See entlang durch eine hügelige, bewaldete Moränenlandschaft. Weil weder am Seeufer noch am Weg Häuser standen, handelte es sich wohl um Privatgrund, um einen heimlichen Zufluchtsort, wie Alex vermutete. Ungefähr nach drei Kilometern entdeckte sie ein Bootshaus und einen einsamen Anlegeplatz mit einem Steg, rechts davon ragte eine steile Anhöhe auf. Zur Linken, auf einem hohen Hügel jenseits des Sees, stand ein rustikales, einstöckiges Blockhaus mit einem großen Panoramafenster und einer halbfertigen Rundumveranda auf einem noch unverputztem Ziegelsockel. An drei Seiten säumten hohe, dichte Laub- und Nadelbäume das Haus …
    Und vier dunkle, abgehäutete und ausgeweidete Wolfskadaver, die wie Totemfiguren herabbaumelten.
    Ihr wurde schwindlig. So etwas hatte sie zum letzten Mal direkt außerhalb der Zone gesehen, entlang des Weges zu Wolfs Futterplätzen und der Arena mit der grausigen Pyramide aus verwesenden Menschenschädeln. Aus dem Maul eines Wolfes, der an einem dicken Eisenhaken in seiner Brust aufgehängt war, ragte eine purpurrote Zunge wie ein steifer Apostroph. Der Kadaver hing rechts neben der Eingangstür, wo man eher ein freundliches, blumengeschmücktes Spruchband erwarten würde: Willkommen, Freunde! Ganz links baumelte ein zweiter Wolf, dessen leere Augenhöhlen erstaunt aufgerissen waren, in zehn Meter Höhe an einer verwitterten Fichte. Daneben war ein großer blauer Packsack mit einem Karabiner an einem roten Bergseil befestigt, das um den Stamm eines kleineren Baumes gebunden war.
    Ein bärensicherer Sack. Sie sah, wie sich der gehäutete Wolf im leichten Westwind sachte drehte. Das Bergseil quietschte leise. Alex’ Hirn schien ebenso blutleer zu sein wie ihre Lippen. An dem Geruch von gekühltem Menschensteak erkannte sie, dass die Veränderten in dem Sack ihre Beute aufbewahrten. Bei der Vorstellung, dass sie so weit gelaufen war, nur um fein säuberlich zerlegt zu werden und in dieser Art von Gefriertruhe zu enden, zog sich ihre Kehle zusammen, und sie schlug sich beide Hände vor den Mund, unsicher ob sie gleich kotzen oder schreien oder beides tun würde.
    Da ging die Vordertür auf. Eine Sekunde später trampelte ein stiernackiger Veränderter heraus, gefolgt von einem veränderten Mädchen: honigblond, blaue Augen.
    Die Erkenntnis traf sie wie ein Schwall kaltes Wasser. Das Haar, das die hageren Züge des Mädchens umrahmte, erinnerte Alex an ein Bild, das sie in einem anderen Seehaus gesehen hatte. Das markante Kinn und die Nase stimmten. Das früher schon gertenschlanke Mädchen war jetzt noch viel dünner. Größtenteils jedenfalls. Alex war nicht ganz sicher, bis sie das Mädchen im Profil sah.
    Schlagartig wurde ihr alles klar: die grüne Sanitätertasche, all die Mühe, die sich Wolf gegeben hatte, um sie zu retten und zu beschützen, sein Duft nach Flieder und Geißblatt: Geborgenheit und Familie. Egal, was Wolf für sie empfinden mochte, jetzt wusste sie, warum er sie brauchte. Endlich hatte sie es kapiert.
    Penny Ernst – Peters Schwester – war schwanger.

58
    Gelangweilt las Chris: »… entspricht den Bildern des nackten, rotäugigen wilden Mannes, ein Gott, der in der vedischen Mythologie als der Heulende, der Brüllende oder der Rote bezeichnet wird. Als Vater der hinduistischen Sturmgötter stand Rudra eindeutig mit dem Rausch in Verbindung. Der Gott mit den irren Augen und dem goldenen Haar ist weißhäutig, der göttliche Mittelsmann zum Land der Toten …«
    »Was nur beweist, dass die Menschen schon seit Jahrtausenden Drogen eingeworfen haben«, murmelte er mit einem Blick auf den

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