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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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ihn zu einem verwitterten dunkelgrauen Stall führte, der neben dem zugefrorenen Oval eines Ententeichs südlich vom Haus lag. Chris ging zum Südfenster und beobachtete Isaac weiter, während sich die Schatten von Mann und Pferd, lang und spindeldürr, in Richtung der fernen Wälder reckten. Ein Stückchen rechts vom Stall scharten sich einige Kühe in einem weißen Pferch um eine Futterraufe. An dem Stall, ebenso wie daneben an einer roten Scheune mit Steinfundament und spitzem Giebeldach, prangten mehrere Hexenzeichen: Halbsterne in künstlichen Bögen über den Fenstern, die Hannah »Teufelstüren« genannt hatte, sowie weiße Rosetten. Da die Scheune eine Ost-West-Ausrichtung hatte, konnte Chris gerade noch ein wirbelndes blau-goldenes Glücksrad unter dem Giebel erkennen. Als sich Isaac dem Gebäude näherte, winkte er einem anderen Jungen zu – nicht groß genug für Jayden, also vielleicht Connor oder Rob –, der eine Schubkarre mit Heu schob.
    Mann, ich würde rund um die Uhr Ställe ausmisten, wenn sie mich bloß hier rausließen. Seufzend schloss Chris die Augen. Er war nicht dumm, warum benahm er sich dann so? Mal ganz abgesehen davon, wie schmerzlich es auf lange Sicht für Ellie sein würde: Wollte er sich denn immer tiefer in Lügen verstricken? Wenn die Wahrheit erst einmal ans Licht kam – was unvermeidlich war –, dann würde es ihnen noch viel schwerer fallen, ihm zu vertrauen.
    Ja, aber schau, wie sie mich alle angelogen haben.
    Die Geschichte war dermaßen abwegig, so etwas konnte sich doch kein Mensch ausdenken. Obwohl er sich dagegen sträubte, es zu glauben, beantwortete Isaacs Theorie eine Menge Fragen. Es erklärte sogar Peters Reaktion, als Chris in Rule aufgetaucht war. Ein Blick auf Chris und Peter war vermutlich schnurstracks zum Rat marschiert und hatte eine Erklärung gefordert. Wie viel Yeager wohl zugegeben hatte?
    »Bestimmt nicht viel«, murmelte Chris vor sich hin. »So ein alter Mistkerl wie der würde doch nicht zugeben, dass er die Frau seines Geschäftspartners geschwängert hat.«
    Oder dass Jess Chris’ … Großmutter war.
    Isaac wusste nur, dass die Tochter von Yeager und Jess – Chris’ Mom – mit Zwillingen aufgetaucht war und Yeager sich nur bereit erklärt hatte, einen der Jungen aufzunehmen, und das war zufällig Simon gewesen. Chris wurde zu seinem Dad zurückgeschickt, der vermutlich einen Mordsrabatz gemacht hatte oder mit etwas Geld ruhiggestellt worden war. Nicht dass sein Vater einen Cent mehr für Chris ausgegeben hätte, als nötig war. Der hatte nie etwas auf der hohen Kante gehabt und steckte sogar das Geld, das Chris im Sommer mit Rasenmähen verdiente, in die eigene Tasche. Das wird gespart, hatte sein Dad immer gesagt. Fürs College. Klar. Wenn man soff wie ein Loch, war man froh um jeden Cent, den man zusammenkratzen konnte.
    Aber wie hatte Yeager diese Entscheidung getroffen? Hatte er Chris und Simon nebeneinandergelegt und ene, mene, muh gemacht? Oder Streichhölzchen gezogen?
    Chris konnte an einer Hand abzählen, wie oft er Yeager länger als fünf Minuten gesehen hatte. Doch jetzt begriff er, warum all seine Treffen mit Yeager nur einmal im Jahr und immer in Restaurants in anderen Städten stattgefunden hatten – nie in Merton und immer weit weg von Rule. Unter keinen Umständen hätte Yeager riskiert, dass jemand sie sah und Chris fragte: Hey, Simon, wie geht’s dir, mein Junge? Oder dass Simon und er sich womöglich begegneten.
    Kein Wunder, dass sein Vater sich danach immer hatte volllaufen lassen. Jedes Mal, wenn er Yeager sah, wurde er daran erinnert, dass ihm nichts geblieben war außer …
    Das Klopfen klang eher nach einer Vorwarnung als nach einer Frage. Chris hörte den Riegel klappern, der Knauf wurde gedreht, und dann stieß Hannah mit der Hüfte die Tür auf und brachte den Duft nach gekochten Karotten und Kartoffeln und einer kräftigen Sauce mit. In einem Holster an der rechten Hüfte trug sie eine Pistole.
    »Mittagessen. Lieber spät als nie«, sagte sie anstelle einer Begrüßung. »Bin beim Lammen aufgehalten worden. Wir haben noch vier weitere Mutterschafe, die bald so weit sind.«
    »Was, kein Jayden, der aufpasst, dass ich dich nicht anfalle?«, fragte Chris.
    »Er und Connor sind jagen und prüfen die Fallen. Sie kommen erst zurück, wenn sie etwas haben. Jayden geht immer bis ans Limit.«
    »Wenigstens hat er etwas zu tun. Ich könnte da draußen auch mithelfen.«
    »Nein, das ist nicht nötig.« Sie stieß mit

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