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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Reißnägeln über dem Regal befestigt war. Auf einem Brett an der Wand neben dem Bett stand ein alter Wecker, daneben lagen ein Schlüsselbund sowie Straßenatlanten von Wisconsin, Minnesota und Michigan. Mehrere Jacken hingen an Nägeln an der Tür. Trotz der Kälte und Darths Ausdünstungen, die an einen in der Sonne faulenden Opossumkadaver erinnerten, nahm sie auch den typischen Jungengeruch wahr: ein stechendes Deo, Fußpuder, Rasierseife.
    Aber noch zwei weitere Düfte stiegen ihr in die Nase: Der eine war von Lagerfeuer oder Chemieunterricht, wenn Magnesium verbrannt wurde. Der andere war … Blitzartig wurden Erinnerungen an ihre Chemotherapie wach und an eine Onkologieschwester, die nach einer Ader tastete, ehe sie Alex an einen braunen Infusionsbeutel mit Cisplatin hängte. Krankenhausgeruch, das ist es. Alex atmete tief ein, zerbrach sich den Kopf über die Gerüche – und dann vergaß sie all ihre Bedenken wegen Schwefel und entflammbaren Metallen. Denn diesmal …
    O Gott. Ihr Magen krampfte sich zusammen, als ihr ein Hauch von süßem Sommer entgegenwehte. Eine Erinnerung leuchtete auf, eine Momentaufnahme von ihrem Dad: Nur die Ruhe, Liebes, unsere Tochter ist ganz pflegeleicht.
    »Ach, bitte«, quietschte sie. Ihr Blick fiel wieder auf das Bett, und schon lag sie bäuchlings auf dem Boden, schob Decken beiseite und griff unters Bett. »Ach, bitte, bitte, bitte«, trällerte sie, fuhr mit dem Handschuh über blanke Dielenbretter, fing Staubmäuse ein, einen Stift, eine alte Socke – und dann stieß sie auf Metall. Sie zog eine zerbeulte rote Werkzeugkiste hervor und setzte sich in den Schneidersitz. Ihre Hände zitterten so arg, dass sie mit den Zähnen die Handschuhe abziehen musste, ehe sie den eiskalten Schnappverschluss öffnen und den Deckel aufklappen konnte.
    Anstelle von Werkzeug fand sie eine kleine Ansammlung alter Bonbonpapierchen und – Irrtum ausgeschlossen – das berauschende Aroma von Schokolade und steinharten Kokosflocken.
    »Oh.« Sie sagte es atemlos, erstaunt, so als hätte sie einen fantastischen Sonnenuntergang oder ein unsagbar schönes Geschenk vor sich. Sie tauchte die Hände in die Papierchen und holte einen gigantischen Riesenschokoriegel heraus, den sie auch ohne die blau-weiße Verpackung und die große schwarze Aufschrift ALMOND JOY KING SIZE erkannt hätte.
    » Sometimes you feel like a nut « , sang sie, als ihr spontan der Werbesong dazu einfiel. Sie rutschte mit den klammen Fingern auf dem glatten Papier ab und riss die Verpackung schließlich mit den Zähnen auf. Sofort schlug ihr ein köstlicher Duft nach Zucker und Butter und Schokolade entgegen. Die Butterbestandteile hatten sich abgesondert, sodass die Milchschokolade verstaubt und gammelig aussah. »Das ist mir so was von egal.« Sie fummelte den Riegel aus der Hülle, steckte ihn in den Mund und biss hinein. Es gab ein hohles Krachen, als ihr ein stechender Schmerz durch den Kiefer fuhr. Der Schokoriegel war gefroren und buchstäblich steinhart. Sie konnte nur ein paar Schokokrümel abnagen.
    Wahrscheinlich besser so. Mit geschlossenen Augen genoss sie den Geschmack schmelzender Schokolade auf ihrer Zunge. Womöglich kommt es mir wieder hoch, wenn ich zu viel …
    Ein Zischen und Prickeln stieg ihr in die Nase, und schon kurz bevor er ihr einen warnenden Rempler gegen die Schulter verpasste, wusste sie: Darth wurde ungeduldig.
    »Rutsch mir den Buckel runter, Darth.« Aber als sie nach ihrem Messer griff, tat sie es trotzdem langsam. Sie musste Darth ja keinen Vorwand liefern. Sie legte den Riegel vor sich auf den Holzboden, bohrte die Messerspitze direkt hinter der ersten Mandel in die Schokolade und wippte damit hin und her, bis der Riegel in kleine schokoladenumhüllte Kokosflockenstückchen zerbarst.
    »Oooh, du weißt ja nicht, was dir entgeht, Darth. Andererseits bleibt dann umso mehr für mich.« Sie feuchtete einen Finger an, klaubte damit die Krümel auf und ließ sie auf ihrer Zunge zergehen. »Danke, lieber Gott«, stöhnte sie. Auf jeden Fall würde sie sich alle Papierchen mitnehmen, um sie näher zu inspizieren und gründlich und in aller Ruhe abzulecken. Sie steckte sich ein letztes abgebrochenes Stück in den Mund und verstaute es in der Backe wie ein Streifenhörnchen. Den Rest wickelte sie sorgfältig ein und schob ihn in eine Innentasche, wo er durch ihre Körperwärme auftauen würde. Sie war immer noch am Verhungern, aber allein dieses bisschen Schokolade brachte ihren Kreislauf in

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