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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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aber beide waren uralt, die Kaminböden rußgeschwärzt und voller Risse. Der Geschmack von Teer auf ihrer Zunge war so intensiv – bestimmt bekam man die kohlschwarzen Rückstände im Rauchabzug nicht einmal weg, wenn man ihnen mit dem Spachtel zu Leibe rückte. Ein Wunder, dass noch niemand mit einem Schornsteinbrand das Haus abgefackelt hatte.)
    Er ist aufs College gegangen, hat Genetik und Evolution und Geschichte studiert. Vielleicht lag darin der tiefere Sinn von diesem Haus. Peter führte ein zweites, ganz anderes Leben. So wie das Haus aussah, hatte er möglicherweise vorgehabt, das ganze Jahr hier zu leben.
    Hinter ihr trat Darth plötzlich von einem Fuß auf den anderen, und sein Geruch von prickelnder Fäulnis ging in einen motzigen Gestank über. Trotz allem musste sie grinsen. Sie wusste, was ihn plagte. Darth mochte die Statur eines Stiers haben, aber seine Blase war nur walnussgroß. Das könnte erklären, warum Darth den Babysitter spielen musste. Ein Kerl, der alle paar Kilometer eine Pinkelpause brauchte, hielt die anderen nur auf. Darths kleines Gebrechen war für Alex an sich kein Problem, obwohl er so seine Eigenarten hatte, zum Beispiel ihr direkt vor die Nase zu pinkeln. So genau wollte sie es nun wirklich nicht wissen, außerdem nervte es sie. Willst du, dass sich bestimmt kein Kaninchen hierher verirrt? Dann pinkle auf die Falle. Trottel.
    Fast schon hätte sie sich zur Eile antreiben lassen, doch dann überlegte sie: Ist doch egal. Nur nichts überstürzen. Hier gibt es etwas, und zwar etwas Wichtiges.
    Als sie zu der Kommode ging, leuchtete in ihrer Erinnerung erneut ein Lämpchen auf: Tom, seine fiebrigen Augen, sein Schenkel glänzend, infiziert, geschwollen. Aber warum? Chemiesaal und Tom …
    Weil ich das Messer sterilisieren musste, bevor ich die Kugel rausschneiden konnte. Das war’s: der Geruch nach abgebrannten Streichholzköpfchen, wie Zündstein an Metall. Also waren Zündhölzer in den Schubladen? Nein, dafür war der Geruch zu stark. Schießpulver?
    Oder eine Pistole. Sie schluckte den Kloß in ihrer Kehle hinunter, beugte sich ein wenig vor, schmeckte die Luft durch geöffnete Lippen. Mach dir nur keine zu großen Hoffnungen. Wahrscheinlich ist es das nicht. Aber der Geruch war hier stärker und drang aus der untersten Schublade dieser Kommode.
    Also, wenn es eine Pistole war, was dann? Sie an Darth vorbeischmuggeln ging nicht. Außer ich erschieße ihn. Aber dazu müsste das Ding geladen sein, und nachsehen kann ich nicht. Könnte mir sogar in der Hand explodieren, wenn sie alt und schmutzig oder die Mechanik eingefroren ist.
    Aber Darth musste jetzt wirklich mal. Sie warf ihm einen raschen Blick zu. Der Junge konnte nicht mal mehr die Beine stillhalten, so dringend musste er. Mach ihn mürbe. Wenn er pinkeln geht, ist das deine Chance.
    So langsam wie möglich zog sie die oberste Schublade auf. Das Holz war aufgequollen, sie ließ sich nur ruckelnd öffnen. Am Gewicht und dem hohlen Rumpeln von Holz gegen Holz erkannte Alex, dass die Schublade leer war. In der zweiten fand sie zwei Jungenunterhosen und drei Paar Socken.
    Als sie die zweite Schublade schloss, flitzte Darth wie ein geölter Blitz nach draußen. Einen Moment später sah sie ihn zum Steg rennen. Tja, so kann man auch ein Loch zum Angeln ins Eis schmelzen. Ohne Zeit zu verlieren, ging sie in die Hocke und zog das unterste Schubfach heraus. Das sperrige Ding klemmte an der Metallschiene. Komm schon, mach jetzt keine Zicken. Darth zog gerade die Handschuhe mit den Zähnen aus. Maximal anderthalb Minuten. Sie bezähmte ihre Ungeduld, drückte die Schublade wieder zu und zog sie dann erneut behutsam auf.
    Diesmal spielte die Schublade mit. Verdammt. Zwei Jeans, zwei Cargohosen. Der Geruch nach verbranntem Magnesium war immer noch intensiv, aber sie würde es nicht schaffen, alle Hosentaschen zu durchsuchen, ehe Darth zurückkam.
    »Komm schon.« Sie schob die Hand unter die Jeans. »Bitte, lieber Gott, nur einmal …« Sie keuchte, als ihre Finger sich um glattes Metall schlossen. »Das gibt’s nicht«, murmelte sie. »Das kann nicht sein.«
    Konnte es aber doch.
    Eine Pistole.

60
    »Penny hat jemanden umgebracht?« Chris fiel die Kinnlade herunter. »Wann? Wen?«
    »Tja, es war eher ein tödlicher Unfall. Vor ungefähr zweieinhalb Jahren.« Mit einem müden Seufzer ließ sich Hannah wieder auf ihren Stuhl fallen. »Das ist eine lange Geschichte.«
    Vor zweieinhalb Jahren war er in der zehnten Klasse gewesen.

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