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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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in die Luft, die zu dünn für ihn war … kriege keine Luft, kriege …
    »Hannah.« Plötzlich durchdrang ihn eine aus der Panik geborene Kraft. »Hannah, b-blind …«
    »Ich weiß, es tut mir leid.« Ihre Stimme, so durchsichtig und zerbrechlich wie eine Seifenblase: »Lass los, Chris. Hör auf zu kämpfen. Lass los.«
    »N-nein.« Die Kälte war ein Stiefel in seinem Nacken, eine Faust auf seiner Brust, eine Hand auf seinen Augen. Kann nichts sehen, mich nicht rühren, kann nicht … »Wah… warum  …? «
    »Schsch«, sagte sie. »Es tut mir leid, Chris, aber wir können nichts für dich tun. Du bist zu schwer verletzt. Es ist besser so, Chris. Vertrau mir. Es ist leichter, wenn du aufhörst zu kämpfen.«
    Aber was, wenn er kämpfen wollte? Ich will nicht sterben, ich bin noch nicht so weit, ich bin nicht … »Nein«, stöhnte er. »Nicht.«
    »Schsch«, sagte sie wieder, aber jetzt war ihre Stimme nur noch eine Ahnung, der letzte Hauch eines Tons. »Kämpf nicht dagegen an, Chris. Akzeptiere es und lass los. Ich bleibe bei dir bis zum Ende. Du bist nicht allein.«
    Nein. Aber er konnte nichts dagegen tun. Sein Bewusstsein entschwand, stieg höher und höher, die Umrisse seiner Welt schrumpften. Nein … lass nicht los, Chris … lass … nicht …

18
    Unter Qualen wachte sie auf.
    Sie schnappte – nein, sie kämpfte krächzend um Luft, es klang wie ein abgehacktes » Ack-Ack«, eine unsichtbare Faust drückte ihr die Kehle zusammen, während sie aus dem Dunkel des Nichts nach oben schwamm, hinein in die Schwärze, die sie jetzt umgab. Der Schmerz in der Lunge war grässlich, schlimmer als ein Brennen, eher als würde sie mit jedem Atemzug Glassplitter einsaugen. In ihrem Hirn pulsierte es, als wäre ihr Herz in den Kopf gerutscht. Oder vielleicht war es das Monster, das unbedingt herauswollte und mit den Fäusten gegen die Schädeldecke hämmerte.
    Oberhalb von ihrem linken Auge zeigte sich ein mattes, schwefeliges Glimmen. Weißes Licht? Angeblich war es doch das, was dann kommen sollte. Erst das Licht, während ihr nach Sauerstoff gierendes Gehirn seinen Geist aufgab, dann dieser Tunnel, und am Ende …
    Nein, kein Glimmen. Winzige Stecknadelköpfe. Auch keine Löcher im Schnee. Sie versuchte, sich auf das Licht zu konzentrieren, und begriff: Ellies Micky-Maus-Uhr. Sie trug sie seit dem Abend vor jenem schrecklichen Morgen, als Harlan Tom angeschossen und Ellie mitgenommen hatte. Micky sagte, es sei – sie zwang sich genau hinzusehen – fünf nach sieben.
    Nach Tagesanbruch. Bin hier seit  … Ausrechnen konnte sie es nicht. Das Glimmen von Ellies Uhr verblasste, während ihr Bewusstsein flatterte und sich bis über die Grenzen ihres Schädels auszudehnen schien. Einen kurzen Augenblick lang dachte sie tatsächlich, sie stünde oben auf dem Schnee und ihr Blick schweifte über zersplitterte Bäume, zu Schutt zermahlenes Gestein und … einen Skistock? Sie konnte es nicht genau sagen, denn schon verschwamm das Bild wieder und was blieb, war etwas grell Weißes, Blendendes, hell wie die Scheibe des Vollmonds, bevor die Welt zugrunde gegangen war.
    Das musste dieser letzte Tunnel sein. Da war das Licht. Dorthin musste sie, denn Tom war dort gewesen, ganz weit oben und unerreichbar, und wenn sie nur schnell genug emporschweben würde … Tom … warte … warte auf mich …
    Mit einem Mal packte die Panik sie wieder, ein Zucken, das plötzliche Aufbegehren des Monsters, weil es spürte, dass sie tatsächlich unterwegs zum Ausgang war. Dass es vorbei war, Ende vom Lied – und nun kämpfte es mit aller Macht, um freizukommen.
    Fast hätte sie gelacht. Hätte, wenn die Luft nicht so knapp gewesen wäre. Das Monster hatte sich ein Stück weit verselbstständigt, wie Kincaid vermutet hatte, aber es war immer noch in ihrem Kopf gefangen. Und sie war lebendig begraben.
    Hab dich … Ich h-hab dich … Ihre Gedanken verwischten. Tut weh, das tut weh. Sich zu konzentrieren fiel so schwer. Wörter entglitten ihr. Alles verging, außer dem Schmerz. Tut weh. Keine Luft. Brust … tut weh, so weh. Dunkel. Keine … Luft … n-nein, kann nicht loslassen.
    Sie kämpfte um einen weiteren Atemzug.
    Kann nicht … l-los …

19
    Die Pferde draußen vor dem Folterhaus waren unruhig, wieherten leise, warfen die Köpfe herum. Daisy, Gregs alter Golden Retriever, ging bei Fuß, doch er hechelte besorgt und winselte immer wieder.
    »Mann, siehst du das?«, fragte Pru leise.
    »Ja. Die Tiere haben

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