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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Angst.« Er sah zu dem älteren Jungen hoch. »Du hast es auch gespürt. Das weiß ich.«
    »Was denn?« Als der Spaß für ihn vorbei war, hatte sich Aidan Greg und Pru angeschlossen. Eine Warnung über Funk? Aidan fand das großartig. Auf ins Getümmel, denn wer wusste schon, wann sich wieder eine Gelegenheit bot, Chaos zu stiften. »Ich hab nichts gespürt.«
    »Ich schon. Die Erde hat gezittert, wie Kincaid gesagt hat. Wie ein … ein Rumpeln, ein Vibrieren. Verstehst du? Als wenn ein Sattelschlepper vorbeifährt. Oder ganz in der Nähe ein Mordsblitz einschlägt.« Pru streckte die Nase in die Luft und schnupperte.
    »Was machst du da?«, fragte Aidan.
    »Da müsste Ozon sein«, erklärte Pru. »Du weißt schon. So wie die Luft eben riecht, nachdem irgendwo ein Blitz eingeschlagen hat.«
    »Blödsinn«, schnaubte Aidan. »Ein Blitz ist Elektrizität. Die riecht nicht.«
    »Doch«, erwiderte Greg. »Wie Autoabgase im Sommer.«
    »Ozon.« Pru schüttelte den Kopf. »Ich rieche aber nichts außer Schnee.«
    »Und ich rieche gar nichts, weil es so verdammt kalt ist«, meinte Aidan. »Meine Nase ist vor fünf Minuten eingefroren. Ihr beiden seid einfach Weicheier und lasst euch von Kincaid verarschen.«
    »Ach ja?« Pru deutete links neben die Stalltür. »Dann schau dir mal den Schnee an, Aidan.«
    Greg sah sofort, was Pru meinte. Am Abend zuvor war Neuschnee gefallen. Aber da lag nicht einfach eine neue Schicht auf der Schneedecke der Eingangsrampe, vielmehr sah man kleine Hügel, wie Häufchen von gesiebtem Puderzucker. Greg zog seine Taschenlampe heraus und ließ den Lichtkegel über das Dach gleiten. Der Stall hatte keine Dachrinnen, deshalb hatten sich lange, glitzernde Eiszapfen gebildet, scharf und spitz wie Reißzähne. Einige von ihnen waren jedoch abgebrochen und ragten nun wie silberne Dolche aus der Schneedecke.
    »Na und?« Aidan zog seine Kapuze hoch, steckte die behandschuhten Hände in die Parkataschen und stemmte sich gegen den plötzlich aufkommenden Wind. »Der Schnee ist halt abgerutscht«, sagte er, und seine Stimme klang so gedämpft und weit weg, dass Greg sich an die Basteleien aus der zweiten Klasse erinnert fühlte: Telefon aus Blechdosen mit Schnur.
    »Sag bloß, Sherlock«, spöttelte Pru. »Und warum ist er abgerutscht? Geschmolzen ist er nicht, dafür war es zu kalt, und weich ist der Schnee auch nicht. Die Eiszapfen sind glatt abgebrochen.«
    »Weil die Schindeln so sehr gebebt haben, dass der Schnee in Bewegung gekommen ist.« Der Lichtstrahl der Taschenlampe tastete das Dach ab, und Greg sah nackte, schneefreie Schindeln. »Wie bei einer Lawine.«
    »Ach was.« Aber Aidan klang nicht mehr ganz so selbstsicher. »Wie denn das? Etwa … durch ein Erdbeben? Das ist doch verrückt. Wir sind hier in Michigan. So was hat’s hier noch nie gegeben.«
    »Bis jetzt nicht«, sagte Greg.

Teil II
    WO DIE TOTEN SIND

20
    Dieses Mal war es ein anderer Fuß – ein linker und von einem Mann. Die Haarbüschel auf den Zehen waren ein untrüglicher Beweis dafür. Extrem ungepflegt. Ausgeprägte Hühneraugen, zwei riesige, schiefe Zehen, Hornhaut, so spröde wie Sandpapier, und Fußpilz. Da es sich um einen alten Mann gehandelt hatte – alt waren sie ja alle –, war die papierene Haut fleckig, und darunter schlängelten sich blau hervortretende Venen. Die brüchigen Nägel waren so lang, dass sie sich zu rotzfarbenen Krallen verkrümmten. Peter fragte sich, wie der alte Knacker überhaupt hatte laufen können.
    »Du musst die Wachen töten«, zischte Simon.
    »Ich weiß«, sagte Peter über das Bong-Bong-Bong hinweg. Diese verdammten Glocken hatten vor acht Tagen angefangen zu läuten, direkt nachdem das Bergwerk von Rule in die Luft geflogen war, und seitdem hörten sie einfach nicht mehr auf. Splitterfasernackt saß er im Schneidersitz auf dem kalten Betonboden seiner Eckzelle und gab sich die größte Mühe, nicht zu Simon hinüberzuschauen. Aber es hatte keinen Zweck. Dieser kleine Mistkerl …
    … Halluzination  …
    … war schnell . Und schon gar nicht wollte Peter zu den anderen hinüberglotzen, die ihn aus den restlichen neun Zellen mit glänzenden Augen beobachteten: Veränderte, die Gesichter gegen die Gitterstäbe gepresst wie Affen in einem Zoo. Nur dass sie nicht kreischten. Es mussten mindestens sechzig sein. Und wie Peter Finn kannte, hielt der noch weit mehr Veränderte in anderen Zellen im Lager gefangen.
    Was Peter am meisten zu schaffen machte? Also abgesehen von Simon und

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