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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Seite vorarbeiteten. Als sie drückte, zuckte er zusammen. »Tut das weh?«, fragte sie, ohne den Blick von seinem Gesicht zu wenden. »Und das …?« Abrupt drückte sie und ließ wieder los.
    »Urg!« Ihm wurde speiübel, und er spürte, wie ihm auf einmal Tränen über die Wangen liefen. »Nicht … nicht …«
    »Schon gut.« Sie legte ihm die Hand auf die Wange. »Entspann dich.«
    »Aber …« Er zitterte, und das machte den Schmerz noch viel schlimmer. Sich nicht zu bewegen, war am besten. »B-bitte, holt mich raus, holt mich …«
    »Machen wir«, versprach Hannah. Möglicherweise lag es an seiner Panik, aber es schien ihm, als würde sich ihr Lächeln nicht in den Augen spiegeln. »Ich besorge dir Wasser, ja? Hast du Durst?«
    »Ja, aber lass mich … lass mich nicht hier.« Ihm wurde bewusst, wie verzweifelt er klingen musste, doch es war ihm egal. Die Angst und das jähe Gefühl, sein Schicksal sei besiegelt, umhüllten ihn wie ein zu enger Mantel, der keine Luft durchließ. »B-bitte.«
    »Natürlich nicht. Keine Panik, Chris. Lass mich nur kurz …« Sie wandte sich ab, drehte sich auf den Bauch, hob eine Ecke der Rettungsdecke hoch und rief hinaus: »Ich brauche meine Wasserflasche, bitte.«
    »Welche?« Das war der ältere Junge, Jayden.
    »Linke Satteltasche.«
    Eine Pause. »Okay«, antwortete Jayden, im selben Moment sagte Ellie: »Was? Warte …«
    Hannah schnitt ihr das Wort ab. »Eli, ich finde, du und Ellie solltet euch mal umschauen, ob die Luft rein ist.«
    »Ob die Luft rein …?«, wiederholte Ellie.
    »Okay«, sagte Eli, der kleinere Junge. »Komm, Ellie.«
    »Nein«, widersprach Ellie. Ihr Tonfall war scharf, und Chris schien es – gefiltert durch seine Angst –, als wäre sie wütend, ja geradezu entsetzt. »Du weißt doch, dass es …« Was sie sonst noch sagen wollte, ging im Knirschen des Schnees unter, als jemand, wahrscheinlich Eli, sie beiseitenahm.
    Wütend? Warum? Chris beobachtete, wie Hannah eine Plastiktrinkflasche nahm, die ihr hereingereicht wurde, ein langes Trinkrohr herauszog und ihm das Mundstück zwischen die Lippen schob. »Hier«, sagte sie.
    Der Geruch des Wassers, warm und irgendwie süß und erdig, und sein übermächtiger Durst ließen seine Angst und die dunkle Vorahnung verblassen. Allerdings war er so schrecklich schwach, dass beim Saugen am Mundstück nur ein dünnes Rinnsal über seine trockene Zunge lief, das ihm gleich wieder aus dem Mundwinkel tropfte.
    »O«, meinte sie mitfühlend. »Eine Sekunde.« Sie rückte näher, legte ihren Schal ab und schob behutsam eine Hand unter seine Wange. »Heben wir dich ein bisschen an«, sagte sie, stützte seinen Kopf und knüllte den Schal zu einem behelfsmäßigen Kissen zusammen. Sie war ihm so nah, dass er ihre Haut roch, den Duft von Milch und warmem Hafermehl. Nun hatte sie seinen Kopf in ihre Armbeuge gebettet und hielt ihm das Mundstück wieder hin. »Probier’s noch mal.«
    Er saugte, die ersten kostbaren Tropfen glitten über seine Zunge in seine ausgedörrte Kehle. Die Süße des Wassers wurde durch ein Hefearoma neutralisiert, das ihn an frisch gebackenes Brot erinnerte. Leise stöhnte er auf.
    »Immer mit der Ruhe«, hörte er sie sagen und merkte, dass ihm die Augen zugefallen waren. Das Wasser war so gut, eine wahre Wohltat. »Es eilt nicht«, versicherte sie ihm. »Ich lass dich nicht alleine. Und die anderen tun nichts, bis ich ihnen sage, dass alles in Ordnung ist.«
    Er spürte, wie sich sein Körper in ihren Armen entspannte, und ein paar selige Sekunden lang tat er nichts als trinken. Sobald sich die Wärme des Wassers in seiner Brust und in seinem Magen ausbreitete, schwand seine Angst. Er fand es nicht einmal mehr peinlich, dass ein fremdes Mädchen ihn an sich drückte, als wäre er ein Säugling. Mit jedem Schluck spürte er, wie sein Herzschlag, eben noch rasend vor Angst und Schmerz, sich beruhigte.
    Nach einer weiteren Minute strich sie ihm über die Wange. »Das ist erst mal genug«, sagte sie. Er schlug die Augen auf und begegnete ihrem grauen Blick, der ihn unverwandt musterte. Sie hatte hohe Wangenknochen, aber ein breites Gesicht mit einem breiten Mund und einer etwas zu großen Nase. »Nicht dass es wieder hochkommt. Warten wir ein bisschen, erst mal sehen, wie du es verträgst.«
    »Danke.« Seine Stimme klang nun nicht mehr rau. Langsam fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen. »Süß.«
    »Das ist der Honig.« Ihre Stimme war ruhig und zugleich irgendwie vertraut,

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