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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Männerschuh war, sieh dir den Knöchel an, die Größe, du Idiot – wie konnte dir das entgehen? »Weil«, würgte er hervor und saugte die eisige Luft ein, die in seinen Lungen stach, »du wolltest, dass sie es ist, Tom. Du willst nicht, dass sie es ist, aber du brauchst es, du brauchst sie, und o Gott, o Gott …«
    Mit irrem Blick betrachtete er den Rest des Körpers, erkannte, dass die Hüften viel zu schmal waren. Und die Hände, sieh dir die Hände an, die Hände! Diese dicken Fingerknöchel hatte er völlig übersehen. An der rechten Hüfte, direkt da, wo der Parka hochgerutscht war, entdeckte er ein Holster mit einer echten Kanone darin, die er überall erkennen würde: Desert Eagle Kaliber .50 AE , eine riesige Waffe für einen Chucky mit großen Händen.
    »Ich verliere den Verstand.« Ächzend drehte sich Tom auf den Bauch und griff in den Schnee. Das Weiß verfärbte sich rosa, während er von dem Schlamassel wegkroch, den er aus dem Kopf des Jungen gemacht hatte. Als ihn die Kräfte verließen, hielt er inne, ließ sich zu Boden sinken. Sein Kopf dröhnte, der Druck ließ seinen Schädel schier explodieren. Die zerschrammten, blutigen Finger an die Schläfen gepresst, hielt er dagegen. Unter seinem Bauch fühlte er, wie sich die Erde auftat, einladend wie ein Grab; der Schnee schmolz, zerrann wie Blut, stahl seine Wärme. Über ihm wehte vom See her ein unsteter Wind, leckte Schweiß von seinem Nacken, seinen Schulterblättern, nahm die Feuchtigkeit von Haaren und Kopfhaut, ließ ihn zittern. Sein Atem ging stoßweise, und der Schnee auf seiner Zunge schmeckte bitter und metallisch.
    Bleib einfach liegen und lass los. Bleib lang genug liegen, damit du einschläfst, das Bewusstsein verlierst, erfrierst. Oder nimm die verdammte Waffe, du Feigling. Ein Schuss, und du hast das alles hinter dir. Nicht mit der Bravo, es wäre nicht richtig, Jeds Waffe dafür zu benutzen. Der tote Chucky hatte doch diese Eagle – die war ein richtiges Monster. Ja, aber die Pistole hatte unter dem Schnee gelegen. Der Mechanismus ist wahrscheinlich eingefroren . Bei meinem Glück explodiert sie mir in der Hand.
    Also auch nicht die Eagle – und nicht hier. Jemand vom Lager würde ihn womöglich vermissen und nach ihm suchen, und das eher früher als später. Cindi wahrscheinlich, und sie würde Luke mitbringen. Trotz der vielen Krähen und der anderen Aasfresser würde es eine ganze Weile dauern, bis seine Knochen abgenagt wären. Diesen Anblick konnte er keinem Kind zumuten. Das wäre nicht richtig. Stöhnend hob er den Kopf aus dem Schnee, und der Wind strich über seine rechte Wange. Er hatte sich halb umgedreht und blickte nach Nordwesten, der tote Chucky lag auf zwei Uhr, der verwüstete Wald auf neun Uhr. Lichtblitze, hell wie ein Laserstrahl, ließen seine Augen tränen, er zuckte zusammen und hob instinktiv die Hand. Ich weiß nicht einmal mehr, wie sich Leben anfühlt …
    Er blinzelte.
    Vielleicht lag es am Winkel und dass er auf dem Boden lag und in eine andere Richtung schaute. Oder er war so sehr auf den Skistock und dann auf den Schuh konzentriert gewesen, dass er nur das gesehen hatte, was er hatte sehen wollen, und nicht das, was die ganze Zeit direkt vor seiner Nase lag.
    Noch eine Waffe.
    Nein. Er konnte es nicht glauben. Das kann nicht sein. Das ist ein Trugbild. Ich bilde mir das ein. Er fuhr sich über die tränenden Augen. Dieser Teil des Schneefelds war total zerklüftet, voller Steine und Löcher. Wenn er es recht bedachte, bildete der Schnee an manchen Stellen auch seltsame Haufen, als hätte dort jemand gegraben, nach etwas gesucht.
    Aber die Form blieb klar und unverkennbar. Das, was ihm da ins Auge fiel, war eine Pistole, mit dem Lauf voran in den Schnee gerammt.
    Als wäre das nicht Überraschung genug, bekam er den Schock seines Lebens, als er hinüberwankte, mit den Stiefeln an versteckte Steine stieß und über Schutt stolperte. Von der Waffe war genug zu sehen, sodass er sie gleich erkannte, schon bevor er auf die Knie sank und auf dem Lauf die eingeprägte Inschrift Austria und 19 entzifferte.
    Es war eine Glock.

27
    Ellie überlegte nicht lang. Im Nachhinein wusste sie nicht einmal mehr, wie das Messer überhaupt in ihre Hand gekommen war. Aber im nächsten Augenblick klappte die Klinge auf, Stahl blitzte, sie schnappte sich den Jutesack, bohrte die Spitze des Messers durch das dichte Gewebe und säbelte, so schnell sie konnte. Vorsichtig, vorsichtig. Als das Loch gerade groß genug für

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