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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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eine Eagle, und jetzt lag da eine Glock. Wahrscheinlich waren sogar Gewehre und Skier und anderes brauchbares Zeug unter dem Schnee verschüttet. Aber nur die Zeit und das Tauwetter würden alles freilegen, sofern Tom nicht mit einer Schaufel wiederkommen und den ganzen Hang umgraben wollte. Was ein sinnloses Unterfangen wäre, klar. Das hieß zwar nicht, dass er es nicht tun würde, aber …
    Das Eis. Er fuhr mit dem Daumen über den Griff, fühlte die glatte Oberfläche unter dem Handschuh, erspähte einen winzigen gefrorenen Tropfen an der Spitze des Abzugs. Das Eis passt nicht.
    Über dem Chucky kauernd, zog er umständlich die Eagle aus dem Hüftholster und stellte wenig überrascht fest, dass sich an der soliden Waffe überhaupt nichts bewegen ließ, sogar der Sicherungshebel saß fest. »Aber es ist kein Eis dran«, murmelte er, als er das schwere Ding in der linken Hand wog. Also war sie wahrscheinlich nicht klitschnass geworden. »Was zum Teufel hat das zu bedeuten?«
    Vor der Lawine hatte Wasser das Bergwerk überflutet, unter der Erde. Und es war gestiegen. Jetzt gab es dort jede Menge Eis, nicht nur auf der Oberfläche des neuen Sees, sondern auch auf den Felsen am Ufer. Aber hier überzog nur eine brüchige Eisschicht den Schnee, wo ihn die Sonne angetaut hatte und er im Wind wieder gefroren war.
    Tom legte die Eagle auf den Bauch des Toten und richtete sich auf, die Glock noch in den Händen. Kein Eis auf der Eagle hieß, dass sie nicht mit Wasser in Berührung gekommen war, was aber nicht erklärte, wie die Glock nass geworden war. Es sei denn, Alex hatte diese Waffe in die Hände bekommen. Der Gedanke leuchtete auf wie eine goldene Flamme und war natürlich völlig verrückt, eine weitere durchgeknallte Idee an einem langen Nachmittag voller Wahnsinn , aber Tom konnte nicht anders. Das würde alles erklären, denn das würde bedeuten …
    »O mein Gott.« Er spürte, wie sich in seiner Brust ein Knoten löste. In seinen Augen brannte es heiß. Jetzt mal langsam. Keine voreiligen Schlüsse. Aber die Pistole hätte doch ihre sein können, oder? Alex war in dem Schacht gewesen, hatte versucht hochzuklettern. Wenn irgendjemand Mittel und Wege fand, an eine Waffe heranzukommen, dann Alex. Und was wenn, was wenn …
    »Alex.« Tom schloss die Augen, faltete die Hände, drückte die Glock an sein heftig hämmerndes Herz. »Alex, o Gott, hast du es geschafft? Bist du rausgekommen?« Oder haben sie dich geholt? Hast du dabei die Pistole verloren? Diesen Gedanken hasste er, denn dann lag sie wahrscheinlich wirklich hier unter dem Schnee und wartete darauf, dass er sie fand.
    Eine Antwort bekam er nicht. Nur der Wind wehte seufzend einen Geruch nach Fäulnis vom See herüber.
    Und dann ein leises Knirschen links von ihm. Etwa auf … acht Uhr. Ein winziges Tock, als Stein auf Stein traf, ein Geräusch, das nicht hierhergehörte. Aber Tom nahm es wahr, obwohl das Blut laut in seinen Ohren rauschte, denn schließlich war er immer noch Soldat. Und er wusste Bescheid.
    Etwas oder jemand stürmte sehr schnell über den Schnee auf ihn zu.

29
    Sie musste ihn hier rausschaffen, und zwar schnell. Aber wie? Ellie schob sich ihre eiskalten Hände unter die Achselhöhlen und zuckte bei der schmerzhaften Berührung zusammen. Nachdem sich der erste Schock gelegt hatte, spürte sie jetzt die Kälte. Sie hatte ihre Jacke ausgezogen und sie Chris auf die Brust gelegt, dann sämtliche Jutesäcke von den anderen Toten geholt und über ihn gebreitet, um ihn warm zu halten. Unter seinen Jutedecken lag Chris jetzt still auf der Palette. Die Augen hatte er wieder geschlossen, aber er keuchte, sein Atem stieg in unsteten grauen Wölkchen auf.
    Ellie blieben im Grunde nur zwei Möglichkeiten: Chris hierlassen und Hilfe holen oder ihn selbst nach Hause schaffen. Ersteres war einfacher. Mina konnte hierbleiben und auf ihn aufpassen, während Ellie zu Bella rannte und mit ihr zum Farmhaus galoppierte. Das dauerte vielleicht eine Stunde oder auch deutlich weniger, wenn sie die träge alte Bella dazu brachte, sich ins Zeug zu legen.
    Aber Zeit spielte eine wesentliche Rolle, und sie wollte Chris nur ungern aus den Augen lassen. Besorgt warf sie einen Blick aus dem Fenster. Der Grauton des Himmels verriet ihr, dass es inzwischen Spätnachmittag war. Mit etwas Glück könnten Jayden und die anderen es vor Einbruch der Dunkelheit bis hierher schaffen, aber den Rückweg würden sie bei Nacht zurücklegen müssen. Keine schöne Vorstellung,

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