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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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sie das Hinterteil und holte zu einem entschlossenen Tritt nach hinten aus. Erschrocken zog Ellie ihre Hand zurück, sodass das Pferdegebiss ins Leere schnappte, und wich dem Huf aus, der an ihrem Kopf vorbeischoss und mit einem lauten WUMM den alten Eimer traf. Er flog im hohen Bogen durch die Luft auf die Bäume zu und zog einen Schwanz aus Eisangeln hinter sich her. Der schwere Handbohrer rotierte um die eigene Achse wie die Scheibe eines Glücksrads.
    »Ganz ruhig, ruhig«, sagte Ellie. Dann nahm sie all ihren Mut zusammen, machte einen Satz vorwärts, packte den Eisbohrer am Griff und zog ihn weg, bevor sich Bella daran verletzen konnte. »Beruhige dich, ja? Es tut mir leid, okay?«
    Das war gar nicht gut. Ohne Bella würde sie entweder warten oder zu Fuß gehen müssen, und beides kam nicht infrage. Das dauert zu lang; wir haben nicht so viel Zeit. Ellie kochte vor Wut, und ein ungeduldiges Prickeln ließ sie schier aus der Haut fahren, doch sie zwang sich abzuwarten, während Bella stampfte und schnaubte. Sie musste etwas dagegen tun. Grübelnd saugte sie die Wangen ein. Wie konnte man ein Pferd beruhigen? Die Zügel wirken wie eine Bremse. Ein durchgehendes Pferd bringt man zum Stehen, indem man seinen Kopf zur Seite dreht. Aber dazu musste sie auf dem Pferd sein, und die Stute ging ja auch nicht durch. Ihr Problem war vielmehr, dass das dumme Biest sich nicht vom Fleck rühren wollte. Es muss doch eine Möglichkeit geben, das in den Griff zu kriegen . Sie überlegte, was sie über verängstigte Pferde wusste. Ziemlich wenig. Aber da gab es doch ein Buch … Flicka? Nein, Black Beauty . Das Feuer. James hat Black Beauty ein Tuch um die Augen gebunden.
    Ihre Hand wanderte zu ihrem Hals. Chris hatte ihren Mantel, aber die Fleecejacke und den Wollschal hatte sie behalten. Langsam und behutsam wickelte sie den Schal von ihrem Hals und knüllte ihn in ihre Jackentasche.
    »Okay, Mädchen«, sagte sie und bewegte sich viel langsamer, als ihr lieb war. Die Stute zitterte, Ellie sah ihr Fell zucken. Als sich ihre Hand wieder um Bellas Zaumzeug schloss, beherrschte sich Ellie, um nicht daran zu reißen oder etwas anderes zu tun, als das Tier am Hals zu streicheln. »Alles ist gut«, redete sie dem Pferd zu, während es den Kopf herumwarf und ein vernehmliches, kratzendes Schnauben von sich gab. Unbeirrt streichelte Ellie weiter und flötete: »Alles in Ordnung, so ist’s gut, braves Pferdchen.« Als das Tier schließlich normal atmete, ohne aufzustampfen, zog Ellie Zentimeter für Zentimeter den Schal heraus, dachte einen kleinen Moment lang: Mach dir keine Hoffnung, so was funktioniert nur in Büchern, dann streckte sie die Hand aus und legte den Schal über Bellas Augen.
    Zu ihrer Überraschung warf die Stute weder den Kopf zurück noch rührte sie sich. Ellie konnte förmlich mit ansehen, wie die Spannung von dem Tier abfiel, sein Körper sich entspannte. Noch immer Unsinn vor sich hin plappernd, band Ellie den Schal mit einem leichten Knoten unter dem Maul des Pferdes fest.
    »Gut, dann wollen wir mal«, sagte sie, nahm vorsichtig die Zügel und rechnete damit, dass Bella jeden Augenblick ausschlagen würde. Tatsächlich bockte sie kurz, aber nur einmal.
    Ellie fand, dass das ein gutes Omen war.
    Fünf Minuten später wurde das mechanische Krächzen und Klappern der Krähen zwischen den Bäumen lauter. Bella spitzte die Ohren und richtete sie wie Radarschirme, die fremde Signale empfangen, auf die Geräusche aus.
    Nicht scheuen, bitte nicht durchgehen . Ellie wagte kaum zu atmen, aber dann dachte sie, wenn sie keine Angst hatte, würde das Pferd wahrscheinlich auch keine haben. Wie schon zuvor teilten sich die herumschwirrenden Krähenschwärme, als wären es Wellen, die sich vom Strand zurückzogen. Ellie führte das Pferd den ganzen Weg bis zu der Stelle, wo die Rampe auf die Schiebetür traf, und wurde von einem Hochgefühl erfasst. Ihr Sattel war exakt auf gleicher Höhe mit dem höchsten Punkt der Rampe.
    Es könnte klappen! Sie warf dem Pferd die Zügel über den Kopf, sodass sie über dem Sattelhorn zu liegen kamen, und rannte die Rampe hinauf. Beim Quietschen der Schiebetür drehte Bella den Kopf, aber Ellie huschte bereits hinein und wurde von der geduldig wartenden Mina mit einem Schwanzwedeln begrüßt. Es muss einfach!
    Drinnen nahm sie sich ein paar Sekunden Zeit, um ein Ohr an Chris’ Brust zu legen. Sein Herzmuskel ballte sich zu einem lustlosen Bumm … Pause … Bumm … Pause … Bumm …

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