Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)
Glock wegwarf und Chucky versuchte, sie zu schnappen, gab das Tom die Zeit, sein KA - BAR einzusetzen. Einem Messer ging nie die Munition aus.
Aber Tom schaffte es nicht, er konnte sich nicht dazu durchringen, die Glock fortzuwerfen. Gerade eben hatte ihm diese Pistole das Leben gerettet. Das war ein Omen, ein Zeichen – als würde Alex an seiner Seite kämpfen. Trotz des Adrenalinrausches und obwohl das Blut durch seine Adern pulsierte, spürte er einen Hauch ihrer Gegenwart. Also behielt er die Waffe und zog sein KA - BAR aus der Scheide.
Okay, komm schon. Sein Blick glitt über die mit Trümmern übersäte Ebene. Einen verstörenden Moment lang dachte er, Chucky sei verschwunden. Das wäre nicht ausgeschlossen. Ein Schlag auf den Wadenbeinnerv über dem Knie konnte einen Gegner eine halbe Minute oder auch fünf Minuten lang außer Gefecht setzen. Vielleicht wusste Chucky, dass er keine Chance hatte, oder er ließ sich leicht abschrecken. Himmel, aber was, wenn er verschwunden war, um Verstärkung zu holen, und mit seinen Freunden wiederkam? Oder noch schlimmer: Wenn die Kumpel dieses Chuckys schon hier waren? Dann könnte er sich ebenso gut selbst die Kehle aufschlitzen und ihnen die Arbeit ersparen. Mit zweien oder dreien könnte er es vielleicht noch aufnehmen, doch nicht ohne eine anständige Waffe …
Moment, die Bravo. Aber die lag hinter ihm, bei seinem Rucksack und diesem Skistock, und er wollte lieber keinen Blick dorthin riskieren. Außerdem hielt er es für unwahrscheinlich, dass sich Chucky so schnell bewegen konnte. Also, wo steckt er? Hektisch und mit zunehmender Panik schoss sein Blick nach Westen, in Richtung Wald. Bis zur völligen Dunkelheit blieb noch eine gute Stunde, das rote Abendlicht war noch recht hell, doch es krochen bereits lange bläuliche Schatten über den Schnee. Aber … er war sich sicher, dass sich am Rand der letzten Ausläufer des Waldes etwas bewegte. Ist da drüben noch jemand?
Ein verhaltenes Rascheln rechts von ihm, dann ein leises Knirschen wie von vereistem Schnee unter leichtem Druck. Als er herumwirbelte, erkannte er, dass er sich glücklich schätzen konnte, noch am Leben zu sein.
Denn dort auf dem Schnee hatte die ganze Zeit Chucky gelegen, sich von dem Tritt erholt und still und heimlich seine Kräfte gesammelt. Jetzt sprang er auf. Doch für Tom wirkte es in seiner Angst und Orientierungslosigkeit so, als würde der Schnee selbst menschliche Formen annehmen. Der komplett weiße Tarnanzug von Chucky war der beste, den er je gesehen hatte. Sogar die Stiefel hatten einen weißen Überzug. Aber irgendwie musste Chucky seine weiße Sturmhaube verloren haben. Neben dem Dunkel der knopfartigen Augen – die wirklich seltsam aussahen – erkannte er nun auch gefletschte Zähne und einen langen, braunen Zopf.
Weil er eine Sie war, etwa in Alex’ Alter, jedoch viel größer und muskulöser. Zwar war Tom schwerer als sie, aber er hatte keinen Größenvorteil, und sie war schnell und geübt im Kampf.
Klar, er hatte ein Messer.
Aber Chucky hatte zwei.
31
Nun, die Krähen hatten es nicht auf sie abgesehen. Stattdessen stoben sie vor Ellie davon, wie vorhin auch. Als sie draußen die Rampe hinunterstapfte, watete sie buchstäblich durch Krähen, dann ging sie an der Rampe entlang zurück, bis unterhalb der Schiebetür. Sie hatte keine Ahnung von Geometrie, aber die Stoßkante von Rampe und Eingang befand sich über ihrem Kopf. Bei ihrer letzten ärztlichen Untersuchung hatte der Doktor gesagt, sie habe eine durchschnittliche Körpergröße: eins einundzwanzig, da ist noch Luft nach oben. Was auch immer das heißen sollte. Jedenfalls glaubte sie, dass ihr Plan funktionieren konnte.
Den Weg zu ihrem Pferd legte sie im Laufschritt zurück und brauchte so nur fünf statt fünfzehn Minuten, danach hatte sie allerdings Seitenstechen. Und trotz der Anstrengung war ihr kalt, sie bibberte, obwohl die Thermokleidung den Schweiß zwischen ihren Schulterblättern und an der Stirn vom Körper ableitete.
»O-k-kay«, sagte sie zu der Stute. Ihre Finger zitterten, als sie sich um die Zügel schlossen, und ihre Lippen waren vor Kälte ganz taub geworden. »K-komm, Mädchen.« Aber davon wollte Bella nichts wissen. Sie scheute, schnaubte laut und grub sich mit den Hufen ein. » Bitte«, keuchte Ellie. Das Zaumzeug umklammernd, versuchte sie, das Tier zu bändigen. Doch Bella bleckte ihre gelben, stiftartigen Zähne, riss den Kopf hoch und versuchte zu beißen. Gleichzeitig drehte
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