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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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abwehren, schnell und fest zustechen, dabei das ganze Gewicht hineinlegen. Wenn er nah genug herankäme, könnte er ihr einen Schnitt im Gesicht zufügen. Oder noch besser an der Stirn, weil ihr dann Blut in die Augen laufen und ihre Sicht behindern würde. Doch Tom war klar, dass er im Messerkampf kein Meister war. Wenn er allzu forsch vorging, spießte er sich am Ende noch selbst auf und ersparte ihr die Mühe.
    Eines aber stand jetzt fest: Es gab absolut keinen Grund mehr, die Glock noch länger zu behalten. Er musste die Hände frei haben. Doch statt die Waffe einfach in den Schnee zu werfen, machte Tom etwas unglaublich Dummes. Die Spitze seines Messers auf Chuckys Kopf gerichtet, beugte er sich ein wenig vor und fuhr mit der Linken hinten unter seinen offenen Parka, um die Pistole in den Hosenbund zu stecken …
    Diese kleine Bewegung reichte bereits. Er hatte keinen sicheren Stand, und das wusste sie. Blitzartig machte sie einen Schritt nach vorn. Seine Reaktion war unbeholfen, halb stolpernd wich er hastig zurück und streckte die Hand mit der Pistole abwehrend vor. Ihre Rechte, die nähere Hand, sauste von oben auf ihn herab. Keuchend riss er den linken Arm hoch, um den Angriff abzuwehren. Zu spät bemerkte er den angewinkelten Ellbogen und durchschaute die Finte.
    Denn plötzlich war Chucky ganz nah, schnellte unter seinem rechten Arm vor und duckte sich unter seinem Messer weg. Ihre Klinge blitzte auf, die silberne Spitze zuckte hin und her, eins-zwei-drei, zackzackzack. Tom konnte ihr nicht folgen, verlor das Messer immer wieder aus den Augen, aber beim dritten Zucken spürte er die Kälte, als seine Kleidung riss, dann ein heimtückisches Brennen, einen Striemen aus Feuer quer über seinem entblößten Bauch. Gekrümmt, mit einem unterdrückten Schrei auf den Lippen, wich er aus ihrer Reichweite, aber da machte sie selbst bereits ein, zwei Schritte zurück und ließ von ihm ab. In der untergehenden Sonne leuchtete ihr Gesicht so rot wie das Blut, das aus dem klaffenden Schnitt über seinem Magen sickerte. Er spürte, wie es warm und zähflüssig heraustroff.
    Sie hätte mich längst umbringen können . Kalter Schweiß überzog sein Gesicht, als sie ihn wieder zu umkreisen begann, in einem ballettartigen, langsamen, fast hypnotischen Vor und Zurück, unterstrichen von den Bewegungen ihrer Messer. Sie hatte mich schon am Wickel . Ein einziger Stoß, eine Drehung, und sie hätte zusehen können, wie ich verblute. Sie spielt mit mir. Sie will, dass es langsam geht . Ächzend hielt er sich die Linke vor den Bauch. Ein träges Blutrinnsal kroch seinen Oberschenkel hinunter und tropfte in den Schnee. Daran würde er nicht sterben, aber wenn er noch ein paar solcher Schnitte abbekam oder sie sich entschied, ein bisschen fester zuzustoßen, sodass seine Eingeweide herausquollen, würde er sich nicht mehr auf den Beinen halten können. Ich muss mir was einfallen lassen.
    Wieder bewegte sie sich, trotz des Schnees federleicht, und machte einen flinken Vorstoß mit der Rechten. Rein instinktiv versuchte er mit seinem Messer abzuwehren, musste sich dafür nach links drehen. Als sie in einem genau berechneten Täuschungsmanöver die Hand zurückzog, erkannte er zu spät, dass nicht nur seine rechte Seite ungeschützt war, sondern er auch das andere Messer aus den Augen verloren hatte. Scheiße! Er versuchte seinen Fehler zu korrigieren, aber sie war so verdammt schnell! Ein Rückhandschwenk schlitzte ihn von der rechten Hüfte bis zur Brust auf.
    Diesmal konnte er einen Schmerzenslaut nicht unterdrücken. Er beugte sich vornüber, versuchte seinen Rumpf zu schützen – so dumm, dumm, dumm, denn dadurch geriet sein Gesicht in ihre Reichweite –, und da war sie auch schon über ihm und ihr Messer sauste auf ihn zu.
    Was dann geschah, war purer Reflex. Er fuhr hoch, riss den linken Arm zur Verteidigung hoch … in der Hand immer noch die Glock.
    Chucky sah es voraus, versuchte zurückzuweichen, doch einen Sekundenbruchteil zu spät. Der Pistolengriff knallte auf ihre Nase. Es ging so schnell, dass Tom nicht einmal wusste, ob er getroffen hatte, bis ihr Kopf nach hinten schnellte. Hellrot und mit Schaumbläschen durchsetzt floss ihr das Blut übers Kinn bis auf die Brust, aus dem Gleichgewicht gebracht torkelte sie rückwärts und schüttelte sich wie ein Hund, dass die Blutstropfen nur so flogen.
    Los, los, beweg dich! Sie war gerade mal fünf Meter weg, da setzte er alles auf eine Karte und ging zum Angriff über.

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