Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)
auf den noch ankäme.« Pru verdrehte die Augen. »Die konnten sich nur so lange halten, weil alle genug zu essen hatten und die Stadt so abgekapselt war, bevor alles den Bach runterging. Sie hatten Peter, ihr Wunderkind: zu alt, um sich zu verändern, nicht alt genug, um die Katastrophe zu überleben, also auf jeden Fall ein Verschonter – und noch dazu sitzt sein Opa im Rat. Dann kommt Chris daher, noch ein Verschonter, und der ist zufällig Yeagers Enkel. Eine Fügung Gottes, und alle beruhigen sich. Peter hat die Veränderten vertrieben und alle getötet. Die Leute hatten zu essen, fühlten sich sicher. Wisst ihr noch die Zeremonien am Sonntag, wie Yeager uns gesegnet und diesen Mist von der heiligen Mission verzapft hat? Seit Peter und Chris fort sind und nichts mehr reinkommt, geht alles den Bach runter.«
»Dann müssen wir raus, bevor wir alle verhungern oder gegen Essen eingetauscht werden«, sagte Sarah. »Vielleicht verhökern sie auch nur uns Mädchen als Belohnung. So wie uns manche anstarren, dieser Cutter zum Beispiel …«
»Cutter?« Über Toris Gesicht huschte ein Schatten, als sie aber nichts sagte, wandte sich Greg wieder an Sarah. »Er ist doch dazu da, um euch zu bewachen.«
»Ja, und ich schlafe wirklich viel besser, seit ich weiß, dass er die Schlüssel hat. Getan hat er noch nichts, aber man sieht richtiggehend, wie es in ihm arbeitet. Wenn ihm mal einfällt, wie er es anstellen könnte …«
»Ich werde ihn anderswohin versetzen.«
»Egal, wer hier Wache schiebt, es läuft aufs Gleiche raus.« Toris Stimme klang seltsam emotionslos. »Früher hab ich mir nie Sorgen gemacht. Als Peter und Chris hier das Sagen hatten, waren sie ein unschlagbares Team. Aber jetzt?« Ihre Augen schimmerten, als sie ihn ansah. »Greg, wir können uns auf die Erwachsenen nicht mehr verlassen. Wir müssen uns selber um uns kümmern. Also übernehmen wir entweder das Ruder oder wir verschwinden.«
Greg hob die Hände. »Verschwinden? Wohin? Der Osten kommt nicht infrage. Eine Menge Städte, viele Leute, haufenweise Veränderte. Deswegen wollten Peter und Chris ja nicht, dass wir in der Richtung patrouillieren. Der Süden ist auch nicht gut. Hinter dem Bergwerk in Richtung Iron Mountain ist zu viel los.«
»Wenn da überhaupt noch jemand übrig ist.« Tori zog die Nase kraus. »Aber Süden finde ich auch nicht gut. Dieses Erdbeben vor zwei Wochen, nach dem Bergwerkseinsturz … Das war wirklich unheimlich.«
Wenn es nur ein normaler Einsturz war. Greg lief es kalt den Rücken runter. Unterirdische Schwingungen, hatte einer der ganz Alten gemeint: Selbstentzündungen kann es in einem Kohlebergwerk geben. Aber in der Mine von Rule schürfte man erst Eisen, dann Gold, und der Fels ist träge. Damit so ein Bergwerk einbricht und ein Erdbeben ausgelöst wird, braucht man Sprengstoff, und zwar eine ganze Menge.
Was die Frage aufwarf: Wer hatte Zugang zu Sprengstoff, und warum jagte er das Bergwerk in die Luft?
Laut sagte er dann: »Damit bleibt der Westen. Wisconsin, Minnesota …«
»Wyoming«, schlug Pru vor. »Wette, da ist nicht viel los.«
»Oder wir gehen nach Norden, vielleicht bis nach Kanada.«
»Oren liegt im Norden«, meinte Sarah. »Chris und Lena sind nach Norden gegangen.«
Eine Weile herrschte Schweigen. »Nein, nach Osten«, sagte Greg schließlich.
»Greg, Chris hat genau gewusst, dass es im Osten gefährlich ist, und er war schon mal in Oren. Wenn er also noch lebt …«
»Das ist genau die Frage«, warf Greg ein.
»Ja, und er würde sich bestimmt riesig freuen, uns wiederzusehen, nachdem er ja zurückgekommen ist und uns gerettet hat und so«, fügte Pru säuerlich hinzu.
»Egal wohin wir gehen, wir haben vierzig Kinder im Schlepptau«, gab Greg zu bedenken. »Wir brauchen Karren, Verpflegung, Munition, Pferde. Alles Dinge, die wir nicht haben.«
»Falls wir alle mitnehmen«, sagte Sarah. »Was wir nicht unbedingt müssen.«
»Ach so?« Pru zog die Brauen hoch. »Gibt es jemanden, den du von der Insel verbannen möchtest?«
»Ja. Aidan, Lucian und Sam.« Sarah richtete ihren Blick auf Pru. »Ich traue ihnen nicht.«
Pru zuckte die Schultern. »Einverstanden.«
»Moment mal. So einfach ist das nicht«, wandte Greg ein. »Wir stellen hier schließlich keine Sportteams zusammen. Klar, mir gefällt es auch nicht, was sie machen, aber was Besseres fällt mir auch nicht ein.«
»Ihr könntet es doch einfach bleiben lassen«, warf Tori ein. »Nur weil Peter beschlossen hat, Folter
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