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Ashford Park

Ashford Park

Titel: Ashford Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Willig
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könnte das Schicksal der Prinzen im Tower oder des ‹verschollenen Dauphins› doch egal sein. Trotzdem machen sich immer wieder Leute Gedanken darüber. Und du, warum befasst du dich mit Geschichte? Das ist doch nichts anderes. Du versuchst, Rätsel zu lösen und dahinterzukommen, was geschehen ist.»
    Jon blickte zu dem Wust von Papieren auf seinem Schreibtisch hinunter. «Im Augenblick versuche ich, die Aufsätze von einem Haufen halber Analphabeten zu benoten.» Er hob den Kopf und lächelte. «Also gut. Ich bin dabei. Irgendwie komme ich mir wie ein Verschwörer vor.»
    Clemmie lachte voller Erleichterung. Es tat so gut zu wissen, dass sie nicht allein war. «Hey, komm mir jetzt nicht mit den drei Fragezeichen.»
    «Mir war Nancy Drew immer lieber», entgegnete Jon scherzhaft und kam dann zur Sache. «Anna hat ein ganzes Bündel Unterlagen von Addie geerbt. Sie hat es nicht angerührt.»
    «Aus Prinzip?» Tante Anna schien ziemlich unversöhnlich zu sein in ihrem Groll.
    «Nehme ich an. Ich sehe die Papiere mal durch, und wenn ich nichts finde, versuche ich es auf anderem Weg. Ich habe schon ein paar Ideen. In der Zwischenzeit …» Er hielt inne, als müsste er überlegen.
    «Ja?»
    Jon neigte den Kopf leicht schräg. «Hast du schon mal dran gedacht, mit deiner Mutter zu reden?»

Kapitel  27
New York, 2000
    U nterwegs nahm Clemmie einen Blumenstrauß für ihre Mutter mit. Sie wusste nicht, was für Blumen es waren, doch sie waren langstielig und hatten hübsche rot-weiß-blätterige Blüten. In knisterndes Papier gehüllt, lagen sie ihr angenehm leicht im Arm. Es roch nach Frühling, die Luft war feucht und kühl, doch so mild, dass sie den Mantel offen lassen konnte und keine Handschuhe brauchte, wenngleich der feine Biss daran erinnerte, dass es auch im März noch Schneestürme geben konnte.
    Sie fühlte sich merkwürdig frei und beschwingt in dem leichten Wind, der ihr die Haare in die Augen blies. Jon hatte angerufen, um ihr zu sagen, dass er einen Teil von Granny Addies Papieren durchgesehen, doch bisher nichts weiter gefunden hatte als Buchhaltungsunterlagen aus den Zeiten der Kaffeeplantage und alte Schulzeugnisse von Anna. Die würde er sich aufheben, erklärte er, um Anna beim nächsten Familienessen damit zu erpressen. Clemmie musste lächeln, als sie daran dachte.
    Es tat gut, Jon wiederzuhaben. Wahrscheinlich ein bisschen zu gut.
    Die neue Wohnung ihrer Mutter lag gleich um die Ecke von der First Avenue in den Siebzigern. Clemmie ging die First Avenue hinauf, an Stehrestaurants, Drugstores und Boutiquen mit Ausverkaufsschildern in den Fenstern vorbei. Alte rote Backsteinbauten wechselten sich ab mit imposanten Nachkriegsgebäuden aus hellem, in der Sonne beinahe weiß leuchtendem Stein mit großen Fenstern und Balkonen. Im Schatten einer Markise, die vom Bordstein bis zum geschäftigen Foyer reichte, trat Clemmie in eines dieser neuen Häuser.
    Am Empfangstresen, wo nicht weniger als drei Portiers ihres Amtes walteten, bestätigte man ihr, dass sie erwartet wurde. In einem schmalen Aufzug fuhr sie nach oben, dessen verspiegelte Wände ihr allzu exakt das nicht unbedingt schmeichelhafte Bild einer jungen Frau mit zerzausten Haaren und roter Nase zeigten.
    «Clementine.» Ihre Mutter drückte sie kurz an sich, und Clemmie fiel zum ersten Mal auf, wie tief sie sich hinunterbeugen musste, um sie zu umarmen.
    «Entschuldige, ich bin ganz kalt», sagte sie. Sie hielt die Blumen hoch. «Die sind für dich.»
    «Du hättest doch nichts mitzubringen brauchen.» Wenn ihre Mutter das sagte, hörte es sich immer so an, als hätte sie es wirklich nicht tun sollen.
    «Ich wollte aber.» Clemmie folgte ihrer Mutter durch einen schmalen Flur ins Wohnzimmer. «Jetzt scheint endlich der Frühling zu kommen.»
    «Warte, ich stelle die nur ins Wasser und hole den Tee.» Ihre Mutter verschwand durch die Verbindungstür in die Küche.
    «Kann ich helfen?» Clemmie konnte nur einen Mülleimer aus blitzblankem Stahl sehen, eine Spülmaschine und weiße Schränke mit silbernen Griffen, doch sie hörte Porzellan klappern und das Pfeifen des Wasserkochers, als dieser sich ausschaltete. Ihre Mutter musste das Wasser aufgesetzt haben, sobald der Portier Clemmie angemeldet hatte. Clemmie war gerührt.
    «Nein, setz dich einfach hin.»
    Clemmie setzte sich auf das moderne weiße Ecksofa, das überhaupt nicht dem entsprach, was sie bei ihrer Mutter erwartet hätte. Sie neigte bei der Inneneinrichtung eher zu überladener

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