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Ashton, der Heißbluetige

Titel: Ashton, der Heißbluetige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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ihre Betten zurückzukehren, was sie oft genug taten.
    Thomas Donne stand in der Nähe der Marmortreppe und blickte hoch, wo er aus dem Augenwinkel kurz bronzefarbenen Satin oben auf dem Absatz hatte schimmern sehen.
    Das schottische Küken ist also aus seinem goldenen Käfig entfleucht, dachte er. Vermutlich würde sie erst herabsteigen, wenn Carrs Gäste zu den Ställen gegangen waren, aber nicht vorher. Sie war so scheu im Umgang mit Menschen wie ein Turmfalke. Donne konnte es ihr nicht verübeln. In dieser Jauchegrube war sie völlig fehl am Platze.
    Nach einer Sekunde des Zögerns stellte er sich an den Fuß der Treppe und wartete, leicht verdrossen wegen seiner ungewohnten Besorgnis.
    Rhiannon Russell hatte sein Herz gerührt, und dabei hatte Thomas Donne immer gedacht, er hätte längst jeden noch so kleinen Teil dieses Organs unter Kontrolle. Aber ihre wilde und gleichzeitig zerbrechliche Schönheit und ihr leichter Schritt riefen ihm andere Mädchen mit mahagonifarbenen! Haar und ungezwungener Anmut ins Gedächtnis. Selbst all die englischen Sitten, die irgendeine Matrone ihr beigebracht hatte, konnten ihren geraden, offenen Blick oder ihr umsichtiges Wesen nicht verbergen.
    Er hatte vergessen, wie groß die Unterschiede in der Erziehung der Kinder in England und Schottland waren. In
    Rhiannon war keine Falschheit. Man hatte den Eindruck, als durchschaue sie jede Täuschung, die ein Mann anderen unterbreitete . . . und sich selbst. Es war ein so überwältigendes wie beunruhigendes Gefühl. Er wusste es besser, als in der Vergangenheit zu schwelgen.
    Aber in Rhiannon Russell erkannte er das Beste von Schottland wieder. Er schaute sie an und erinnerte sich an kühne Krieger und tapfere Söhne, umgebracht, eingekerkert oder verschifft, um in Englands Sträflingskolonien zu verrecken. Aye, Rhiannon Russell anzusehen war eine bittersüße Erfahrung, aber eine, die er sich nicht versagen wollte.
    Eine Woche zuvor hatte er entdeckt, dass sie früh aufstand und Burg und Gärten durchstreifte, während Carrs andere Gäste noch schliefen. Da er selten Frieden im Schlaf fand
    - und das noch weniger hier auf McClairen's Isle in Wanton's Blush -, hatte er es sich zur Gewohnheit gemacht, ihre Gesellschaft zu suchen.
    Es schien sie nicht zu stören. Im Verlauf dieser kurzen Stunden hatte er entdeckt, dass Rhiannon noch andere Vorzüge aufzuweisen hatte als Schönheit und Aufrichtigkeit. Jeden Tag schien sie mehr und mehr von einer seltenen Stärke zu entwickeln, die Sorte Stärke, die man daraus bezieht, sein Schicksal anzunehmen und jede Angst abzulegen. Das war eine Entwicklung, mit der er wohl vertraut war. Er und Rhiannon Russell hatten viel gemeinsam.
    Er lehnte sich an die Balustrade und überflog mit den Blicken die sich langsam lichtende Menge. Unter ihren kunstvollen Perücken waren ihre Gesichter schlaff von sinnlosem Hunger nach dumpfen Vergnügungen. Flösse auch nur ein Tropfen roten Blutes in seinen Adern, würde er Rhiannon Russell noch heute Nacht von hier fortbringen. Niemand würde sie vor dem nächsten Morgengrauen vermissen. Während der Abende blieb sie auf ihrem Zimmer, und Carr fragte nie nach ihr . . . Carr. Aye. Dort lagen die Gefahr und das Rätsel.
    Donne war nicht der Einzige, der so dachte. Verschiedene Male, wenn die Gelage vorübergehend zu einem Ende gekommen waren, war Ash Merrick plötzlich nüchtern geworden und hatte ihn aufgesucht. Ash hatte aus Donne jede Einzelheit von dem, was er über die Familie Russell und Rhiannons mutmaßlichen Bruder hatte in Erfahrung bringen können, herausgequetscht. Trotz seines Hangs zu Ausschweifungen
    - und er lebte den erst seit kurzem voller Hingabe aus verfügte Merrick über einen seltenen Scharfsinn.
    Die Erinnerung daran zerstörte Donnes Drang, ritterlich zu handeln. Niemand würde es bemerken, wenn er Rhiannon Russell fortbrächte - außer Ash Merrick. Ein rücksichtsloser Gentleman, dem ein kluger Mann besser nicht in die Quere kam.
    Und Thomas Donne war ein überaus kluger Mann.
    „Sehnt Ihr Euch immer noch nach Eurem bäuerischen Dorf zurück?“ Fia stand hinter Rhiannon, und ihre Blicke trafen sich im Spiegel.
    „Ja“, erwiderte Rhiannon. „Mir fehlt Fair Badden sehr.“
    Fias dicht bewimperte Augenlider senkten sich über ihre dunklen Augen. „Nun, meine Liebe, Ihr scheint Euch aber gar nicht deswegen zu verzehren. Ihr seht aus wie das blühende Leben.“
    Rhiannon beendete ihre Toilette, indem sie ihre Haare zu einem Knoten schlang,

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