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Ashton, der Heißbluetige

Titel: Ashton, der Heißbluetige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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sich seinen Weg zwischen den ausgestreckten Beinen zu Boden gesunkener Gestalten zu ihm, beugte sich zu ihm hinunter und flüsterte ihm seine Botschaft zu.
    Einen Augenblick lang schärfte sich der müßige Blick Merricks, und die Haut über den wohlgeformten Knochen in seinem Gesicht spannte sich. Er streckte seine Hand aus. Sich verstohlen umsehend, legte der Kurier einen Umschlag darauf.
    „Habe ich Eure Erlaubnis, das Spiel zu unterbrechen?“ erkundigte sich Merrick.
    Tunbridge teilte die letzten fünf Karten aus und zuckte die Schultern. „Unbedingt.“
    „Meinen Dank.“ Merrick fuhr mit der Spitze des Stiletts unter das Siegel und entfernte mit einer Drehung seines Handgelenks das geprägte Wachs. Er öffnete die Nachricht und überflog den Inhalt, bevor er das Blatt zerknüllte. Mit einem seltsamen Anflug von Gewalttätigkeit, die in krassem Gegensatz zu seiner sanften Miene stand, warf er es zielsicher ins Feuer. „Es scheint, meine Dienste werden anderweitig benötigt. Ich muss fort.“
    „Ah, nun.“ Tunbridge drückte sein Bedauern durch ein angedeutetes Lächeln aus.
    „Aber nichts ist so dringend, dass ich vor dem Ende dieses Spieles aufbrechen müsste“, fügte Merrick höflich hinzu.
    Tunbridges Hand, die über dem Münzenstapel schwebte, erstarrte, und eine leichte Veränderung der Stimmung im Raum machte auch den Unempfindsamsten darauf aufmerksam, dass etwas möglicherweise Gefährliches in der Luft lag. Dann blitzten Tunbrigdes Zähne weiß im dämmrigen Licht auf, und er nahm seine Karten. „Aber selbstverständlich.“
    Er musterte sie eine Weile, ließ ein zufriedenes Lächeln um seine Lippen spielen, bevor er ruhig ablegte. Merrick rief nach dem Wirt um mehr Ale und warf dann, nach einem flüchtigen Blick auf sein Blatt, acht Karten ab.
    So ging es weiter.
    Jede Hand wurde langsam gespielt. Was auch immer Merrick in dem Brief gelesen hatte, schien ihm zusammen mit vier Tagen relativer Abstinenz mächtig Durst gemacht zu haben. Unterstützt von seinen Kumpanen, angefeuert durch das ständige Nachfüllen seines Bechers, trank er stetig und viel. Zwischen den Spielen schälte er mit seinem Messer geröstete Kastanien und murmelte betrübt vor sich hin, als Tunbrigdes Punkte sich immer stärker den Hundert näherten, die nötig waren, um das Spiel zu beenden und den Gewinn einzustreichen.
    Mit jedem Spiel und jedem Becher, den Merrick leerte, wurde Tunbridge leutseliger und sein Verhalten seinem Gegner gegenüber verächtlicher. Seine verhüllten Sticheleien wurden spitzer, und immer häufiger flackerte ein raublustiges Grinsen über seine bleichen Züge.
    Schließlich fehlten Tunbridge nur noch elf Punkte zum Sieg. Er teilte aus. Merrick gab nicht sonderlich Acht, da er zu sehr damit beschäftigt war, sich den Inhalt seines Kruges die Kehle hinunterzuschütten. Tunbridges Lippen verzogen sich befriedigt. Er streckte die Hand aus, um seine Karten aufzunehmen.
    Und Merrick schlug erbarmungslos und mit einer Schnelligkeit zu, die seinen umwölkten Blick Lügen strafte, nagelte Tunbridges Hand mit seinem Stilett flach auf den Tisch.
    Tunbridge heulte vor Schmerz auf. Der Lärm ließ den stickigen Raum erbeben und riss die Anwesenden aus ihrem benommenen Zustand. Er umklammerte den Griff des Messers, das zitternd in seiner Hand stak, und fluchte lästerlich.
    Merrick erhob sich in einer anmutigen Bewegung ohne einen Anflug von Trunkenheit und strich die Münzen von dem Tisch in seine Geldbörse. Erst dann umfasste er das Stilett. Einen Augenblick lang hielt sein Blick den Tunbridges fest.
    „Sollte sich unter Ihrer Hand keine Karte befinden, Lord Tunbridge, dann muss ich Sie aufrichtig um Verzeihung bitten.“ Mit einem kräftigen Ruck entfernte er die scharfe Klinge aus dem Fleisch. Unwillkürlich, ohne es verhindern zu können, zog Tunbridge seine blutende Hand zurück.
    Mit einem leisen Lachen fuhr Merrick herum, bahnte sich seinen Weg durch die aufspringenden, sich zum Tisch drängenden Männer und verließ den Raum. Auf dem Tisch hinter ihm lag ein blutverschmiertes Herzass.

2. Kapitel
    Nordwestliches Grenzgebiet,
    April 1760
    Der Tag war herrlich, in der Luft lag der würzige Duft der fernen Marschen, der Himmel zeigte sich strahlend blau, und die Bäume schimmerten im zarten Grün frischer Blätter. Unter dem Blätterdach des Waldes ritt eine Gruppe junger Jäger und Jägerinnen in leuchtender Kleidung und mit von der Anstrengung geröteten Gesichtem.
    Sie wurden angeführt von einer

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