Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ashton, der Heißbluetige

Titel: Ashton, der Heißbluetige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
Vom Netzwerk:
jungen Frau mit zart gebräunten rosa Wangen und mahagonifarbenem Haar, das ihr feucht in die Stirn fiel. Eine Feder kräuselte sich neckisch von ihrem Hut über ihre Wange und betonte ihren schön geschwungenen Mund. Es gab erfahrenere Reiter als sie, aber nur wenige konnten bei dem Tempo, das Rhiannon Russell vorgab, mithalten.
    Obwohl sie schon am Vormittag aufgesessen und seitdem, ohne sich eine Pause für eine Stärkung zu gönnen, geritten waren, war ihnen heute der Erfolg versagt geblieben. So kehrten sie nun zurück, erschöpft von der frischen, trockenen Luft und der Verfolgung eines gewitzten Fuchses, den die Hunde zuerst gewittert und dann verloren hatten und der längst aus dem Dornengestrüpp entkommen war, während die Hunde noch in dem Unterholz herumschnüffelten.
    An den Ställen angekommen, hielt die Jagdgesellschaft an, und der Hundeführer begann die aufgeregt kläffende Meute zusammenzutreiben. Mit einem klagenden Bellen kam Stella, Rhiannons riesiger Jagdhund, vom Waldrand herübergehumpelt. Auflachend wendete Rhiannon ihr Pferd, ritt ihm entgegen und passte ihre Geschwindigkeit den unregelmäßigen Schritten des Hundes an. Stella war das letzte Geschenk ihres Pflegevaters und ihr darum doppelt teuer.
    „Die Töle ist zu nichts nutze“, bemerkte der Hundeführer,
    der ihr auf der Auffahrt entgegenkam. „Meine Großmutter hat bessere Augen als der Köter.“ Rhiannons Begleiter waren bereits abgesessen und strebten dem Herrenhaus zu, wo Edith Fraiser ihnen eine Stärkung versprochen hatte.
    „Aye“, pflichtete Rhiannon ihm bei, weil sie von überaus liebenswürdigem Wesen war. „Das mag sein. Aber sie ist noch jung und wird sich vielleicht doch noch als nützlich erweisen. Bitte! Kümmert Euch um sie. Sie hat sich verletzt.“
    Mit einem tiefen Seufzen stimmte der Hundeführer zu, denn wer konnte schon dem flehenden Blick aus den haselnussfarbenen Augen eines der hübschesten Mädels von Fair Badden widerstehen? Rhiannon schenkte ihm ein dankbares Lächeln, saß ab und eilte ihren Freunden nach, die bereits im Haus verschwunden waren.
    An der Tür trat eine junge Dienstmagd zu ihr. „Ein englischer Gentleman - ein englischer Gentleman aus London“, sagte sie, „ist hier eingetroffen, um Euch zu sehen, Miss.“ Ihre Miene drückte Ehrfurcht aus, und ihre Stimme klang aus demselben Grund gedämpft.
    Selten verirrte sich ein englischer Gentleman in ihre Gegend. Und noch seltener unternahmen englische Gentlemen aus London eine Reise in diesen abgelegenen Landesteil, denn wenn die Landschaft hier auch zweifelsohne ausgesprochen schön war, so gab es doch nichts, was die Aufmerksamkeit etwaiger Besucher zu fesseln vermocht hätte.
    „Ich bezweifle, dass er gekommen ist, um mich zu sehen, Martha. Sicher möchte er mit Mistress Fraiser sprechen“, erwiderte Rhiannon unbeeindruckt und nicht sonderlich interessiert, während sie sich erwartungsvoll nach einer hoch gewachsenen, kräftigen Gestalt umsah - Phillip, Squire Watts jüngstem Sohn.
    „Nein, Miss“, beharrte Martha, und Rhiannon wandte ihr ihre Aufmerksamkeit wieder zu. „Er ist gekommen, Sie zu sehen. Nicht Mrs. Fraiser . . . Stimmt es nicht, Mrs. Fraiser?“
    Eine ältere Frau von stämmiger Statur, mit Apfelbäckchen und eisengrauen Haaren, kam durch die Halle zu ihr und zog das Fichu in ihrem Ausschnitt gerade.
    „Es stimmt, Rhiannon.“ Ediths rundes Gesicht drückte gewöhnlich Zufriedenheit aus, jetzt jedoch verriet die Falte auf ihrer Stirn ihre Verwunderung.
    „Aber warum?“ fragte Rhiannon.
    „Ich weiß es nicht“, antwortete Edith und streckte auffordernd die Hand aus.
    Gehorsam zog Rhiannon ihre gelben Lederhandschuhe aus, steckte sie in ihren Gürtel und legte ihre Hände in die der älteren Frau. Mistress Fraiser drehte sie nach allen Seiten und schnalzte leise missbilligend mit der Zunge. „Schmutzige Fingernägel.“ Sie musterte Rhiannon mit schlecht verhohlener Resignation. „Ungekämmtes Haar. Staubige Kleider. Nun, dem können wir jetzt nicht mehr abhelfen. Er hat schon drei Stunden auf dich gewartet, und es wäre der Gipfel der Unhöflichkeit, ihn noch länger warten zu lassen.“
    Obwohl sie am liebsten eingewendet hätte, dass ihre zerzauste Erscheinung es ihr unmöglich machte, fremde Herren zu empfangen, äußerte sie kein Wort. Sie verdankte Edith Fraiser zu viel, um ihr zu widersprechen oder ihre Anweisungen zu missachten. Sie war vor zehn Jahren aus den Highlands nach Fair Badden gekommen, ein

Weitere Kostenlose Bücher