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Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)

Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)

Titel: Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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abgesagt. Wenn Zara eines ist, dann verlässlich.« Dennoch wählte ich nach kurzem Zögern die Festnetznummer ihrer Eltern.
    Eine Frau mit osteuropäischem Akzent nahm den Anruf entgegen, offenbar die Putzfrau. Außer ihr sei niemand im Haus, erklärte sie. Mr Shelsky befinde sich auf Geschäftsreise, seine Frau sei am frühen Morgen zu irgendeinem Termin aufgebrochen. Zara habe man wie üblich vom Limousinenservice zur Schule bringen lassen.
    Ich bedankte mich und legte auf.
    Dass Zara mit einer Limousine zur Schule kam, war nichts Außergewöhnliches. Onkel Louis war ein vielbeschäftigter Mann, seine Frau hatte als Leiterin mehrerer Wohltätigkeitsorganisationen ebenfalls eine Menge um die Ohren. Da Zara aber unmöglich mit den anderen Kindern im Bus fahren konnte und Onkel Louis zu reich war, um ihr ein simples Taxi zu bestellen, wurde sie mehrmals in der Woche von einer großen schwarzen Limousine vor der Schule abgesetzt.
    Die Chauffeure der Firma waren zuverlässig. Wenn einer von ihnen den Auftrag bekommen hatte, meine Cousine zur Schule zu bringen, dann war sie auch hier abgeliefert worden.
    Nachdenklich steckte ich mein Handy ein. »Zaras Mailbox ist rangegangen. Das bedeutet, ihr Telefon ist ausgeschaltet.«
    Asmoduin gähnte demonstrativ. »Na und? Hat sie es eben ausgemacht.«
    »Zara macht ihr Smartphone
nie
aus, nicht mal während des Unterrichts. Sie stellt es bestenfalls stumm, damit sie immer mitbekommt, wenn jemand etwas von ihr will.« Ich runzelte die Stirn. »Möglich wäre allerdings auch, dass sie sich irgendwo befindet, wo sie keinen Empfang hat. Aber wo sollte das sein? Auf dem ganzen Schulgelände hat man ein ausgezeichnetes Netz.«
    Ich warf einen erneuten Blick auf die Uhr. Der Unterricht lief schon seit über zehn Minuten. Aber darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen. Irgendetwas ging hier vor, und mit jeder Sekunde, die verstrich, wuchs meine Überzeugung, dass es nichts Gutes war.
    »Komm mit!« Mit großen Schritten eilte ich durch die Eingangshalle auf den Schulhof hinaus. Erst auf der Treppe vor dem Eingang blieb ich wieder stehen.
    »Herzinfarkt und Lungenriss!«, keuchte Asmoduin. »Verrätst du mir mal, was du vorhast, Schwabbel?«
    »Wir müssen herausfinden, wo Zara steckt. Vielleicht finden wir
dort
irgendwelche Spuren.« Ich deutete auf die andere Straßenseite, wo die Limousine mit Zara gehalten haben musste.
    Um es kurz zu machen: Wir fanden keine Spuren. Was in Fernsehkrimis immer so einfach aussieht (
Ermittler bückt sich, deutet
auf einen Ölfleck und sagt: »Ein neunundachtziger Buick Riviera hat
vor neun Minuten und sechzehn Sekunden hier gestoppt. Ein dreiunddreißigjähriger
Mann von neunundsiebzig Kilogramm Körpergewicht mit einem einseitig abgelaufenen rechten
Absatz ist ausgestiegen, hat die Fahrbahn überquert und ist die
Treppe hochgestiegen.«
), versagte in der Realität völlig. Natürlich fand ich zahllose Flecken von Reifenabrieb oder Öl auf der Straße. Aber sie verrieten mir allesamt dasselbe: nichts.
    »War’s das?« Asmoduin hockte gelangweilt auf einer Mauer und ließ die Beine baumeln. »Ich will nicht drängeln, aber mir wurden
Abenteuer
versprochen, Schwabbel. Eine Verfolgungsjagd! Nicht zu vergessen der malerische Anblick eines in seine Atome zerlegten, schreiend nach Hel zurückzischenden Jungteufels.«
    Ich nickte nachdenklich, überquerte die Straße und stieg die Stufen zum Schuleingang wieder hinauf. »Lass uns vorsichtshalber noch mal drinnen nachsehen.«
    Widerstrebend schloss sich Asmoduin mir an.
    In der Eingangshalle herrschte gähnende Leere. Keine Menschenseele war zu sehen, es war geradezu gespenstisch ruhig. Mir fiel auf, dass ich noch nie während des Unterrichts im Gebäude herumgestreunt war. Logisch – einem Schulschwänzer, der so dämlich war, sich während des Schwänzens
in
der Schule erwischen zu lassen, drohte in der Regel eine saftige Strafe. Ich sandte ein stummes Stoßgebet aus, dass mir kein Lehrer begegnen möge, der gerade eine Freistunde hatte, und sah mich um.
    Als ich nach mehreren Minuten noch immer nichts entdeckt hatte, wählte ich erneut Zaras Nummer, bekam jedoch wieder nur die Mailbox an die Strippe. Schweren Herzens bereitete ich mich darauf vor, mich mit einer fadenscheinigen Ausrede in den Unterricht zu begeben. Ich schluckte, als mir bewusst wurde, dass in der ersten Stunde ausgerechnet
Mathe
auf dem Plan stand …
    Da ließ mich ein schriller Ausruf Asmoduins zusammenfahren. »Durchfall und

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