Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)
Verstopfung! Schwing deinen fetten Hintern hier rüber, Schwabbel. Aber hurtig!«
Der Teufel stand auf halber Höhe der Treppe, die hinab ins Untergeschoss führte. Ich vermutete, dass er aus Langeweile automatisch denselben Weg eingeschlagen hatte wie bei seiner Erkundungstour am Tag zuvor.
Aufgeregt deutete er auf eine der schwarzen Marmorstufen. »Guck! Kommt dir das nicht bekannt vor?«
Zunächst begriff ich nicht, was er meinte. Erst, als ich mich tiefer hinunterbeugte, sah ich ein kaum fingergroßes Stoffpüppchen auf dem dunklen Stein liegen. Es war ein Schlüsselanhänger in Form einer Voodoopuppe – und ich wusste sofort, wer ihn verloren hatte.
»Das Ding gehört Zara!«, stieß ich hervor. »Es hängt an einem Reißverschluss ihres Schulrucksacks.«
»Hing«
, korrigierte Asmoduin und hob den Anhänger mit spitzen Fingern auf. »Abgerissen.« Er deutete auf das lose Ende des Kettchens. Das letzte Glied war verbogen, der Schlüsselring fehlte.
Plötzlich verzog sich sein Gesicht. Er hob das Fundstück höher und schnupperte daran. Als er mich wieder ansah, wirkte er ungewohnt ernst.
»Schnüffel mal!«
Ich beugte mich vor, nahm eine kräftige Nase – und merkte, wie sich die Härchen in meinem Nacken alarmiert aufrichteten.
Der Anhänger stank durchdringend nach Schwefel.
KAPITEL 14
in dem ein Glitzersteinchen den Weg durchs Labyrinth weist
»Eins ist klar: Sollte sich Belchior tatsächlich deine Cousine geschnappt haben, ist die Kacke am Dampfen!« Asmoduins Worte waren kaum zu verstehen, so hektisch hetzten wir die Kellertreppe hinab.
»Aber warum sollte er so was tun?«, gab ich keuchend zurück. »Von unserem Plan, ihn nach Hel zurückzuschicken, kann er schließlich nichts ahnen. Außerdem müsste er dann viel eher mich aus dem Weg räumen, oder? Immerhin bin ich derjenige, der von Sekundus mit magischem Rüstzeug ausgestattet wurde.« Plötzlich fiel mir etwas ein. »Belchior ist Zara gestern auf der Straße begegnet, unmittelbar nachdem er und Faust den Asparagus-Pool zum Platzen gebracht hatten. Sie konnte ihn natürlich nicht sehen, aber er ist stehen geblieben und hat ihr eine ganze Weile nachgeglotzt.«
»Er hat
was
?« Asmoduin blieb abrupt am Fuß der Treppe stehen.
»Na, er hat sie angegafft.« Ich sprang die letzten beiden Stufen hinab und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. »So wie ältere Jungs eben manchmal Mädchen hinterhergaffen.«
Asmoduin schlug sich eine rote Hand vors Gesicht. »Bei Luzifers eitrigem Zahnfleisch! Das ist nicht gut, Schwabbel. Das ist überhaupt nicht gut.«
»Wieso?«
»Weil es nur eine Personengruppe in Hel gibt, bei denen Belchior
noch
unbeliebter und gefürchteter ist als bei seinen Mitschülern.«
»Nämlich?«
»Seine Mitschüler
innen
!«
»Ich verstehe nur Sackbahnhof.«
Asmoduin seufzte. »Belchior ist hunderteinundachtzig Jahre alt. Das ist bei uns ungefähr das Alter, wo männliche Jungteufel allmählich vergessen, dass Mädchen bloß albern kichernde Nervsäcke sind, und ihnen plötzlich ums Verrecken imponieren wollen.«
»Aha.«
»Belchior ist in dieser Hinsicht ein echt schlimmer Finger. Ich schätze, in seiner Klasse gibt es keine Teufelin, der er noch nicht an den Hintern gegrapscht oder ungefragt seine gespaltene Zunge in den Hals geschoben hätte.«
»Pfui Teuf- … ich meine, das ist ja eklig. Und du denkst, er könnte es auf Zara abgesehen haben?«
»Tatsache ist, dass deine Cousine nach unseren Maßstäben zwar nicht gut aussieht – dafür ist sie zu dünn, ihre Haut ist nicht rot genug, und auf ihrer Stirn lässt sich nicht mal ansatzweise so etwas wie ein Gehörn erahnen. Aber als professioneller Widerling könnte Belchior trotzdem etwas an ihr finden. Dass er ihr so auffällig nachgeglotzt hat, spricht jedenfalls dafür.«
Vor meinem geistigen Auge sah ich erneut die lange, gespaltene Zunge aus dem Mund des halbwüchsigen Teufels gleiten und über seine Lippen fahren. Mir wurde abwechselnd heiß und kalt.
»An die Arbeit!«, befahl ich. »Wir müssen herausfinden, wohin dieser Kotzbrocken meine Cousine verschleppt hat.«
Doch das war leichter gesagt als getan. Von dem halbdunklen Vorraum, in den die Kellertreppe mündete, gingen drei Korridore in verschiedene Richtungen ab. Im Gegensatz zu den Fluren im oberen Bereich des Gebäudes bestanden die Wände hier aus unverputzten Backsteinen, der Boden war mit schäbigem, grauem Linoleum ausgelegt. Ich war noch nie hier unten gewesen, daher hatte ich auch keine
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