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Asperger - Leben in zwei Welten

Asperger - Leben in zwei Welten

Titel: Asperger - Leben in zwei Welten
Autoren: Christine Preißmann
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Schüler mit Autismus haben einen Anspruch auf einen Nachteilsausgleich sowohl bei der Leistungsfeststellung als auch bei der Gestaltung des Unterrichts. Im Zeugnis wird ein gewährter Nachteilsausgleich nicht erwähnt, da es sich lediglich um einen Ausgleich der Behinderung ohne Reduzierung des Anforderungsniveaus handelt.
    TIPP
    Individuelle Nachteilsausgleiche ermöglichen
    Viele Maßnahmen sind hier denkbar, die zum Teil auch die beiden Betroffenen in ihren Texten beschreiben (Frese 2009, 491–492):
verlängerte Zeitspannen bei Klassenarbeiten oder aber verkürzte Aufgabenstellungen
Bereitstellen bzw. Zulassen spezieller Arbeitsmittel (Computer, Kassettenrekorder, speziell gestaltete Arbeitsblätter, spezielle Stifte etc.)
Veränderung der Arbeitsform entsprechend den jeweiligen Fähigkeiten und Schwierigkeiten (schriftliche statt mündliche Arbeitsform oder aber mündliche statt schriftliche Arbeitsform; Befreiung von Projektarbeit in wechselnden Gruppen etc.)
individuelle Regelung für Pausen und ungewohnte Aktivitäten wie Ausflüge oder Klassenfahrten
räumliche Veränderungen (z. B. Akustik, Licht)
individuelle Sportübungen etc.
Zukunftsangst
    Zum Ende der Schulzeit hin wird die Sorge um die Zukunft eine große Rolle spielen, was auch im Text von Kilian Sterff deutlich wird. Die vielen anstehenden Veränderungen können den Schüler sehr ängstigen, außerdem stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten nun denkbar sind, ob eine Ausbildung infrage kommt, wie die Wohnsituation gelöst werden kann und vieles andere mehr. Übergänge zwischen den einzelnen Lebensphasen stellen für alle Menschen ein Krisenpotenzial dar, das durch Rituale, also standardisierte soziale Verhaltensweisen, abgemildert wird. So verwundert es nicht, dass auch autistische Menschen in diesen Zeiten verstärkt in Gefahr geraten, sich durch die Entwicklung von Ritualen und stereotypen Verhaltensweisen (zu denen im weiteren Sinn auch die Spezialinteressen gehören) Sicherheit zu verschaffen.
    Für die Betroffenen ist es hilfreich,
bereits während der Schulzeit wichtige lebenspraktische Kompetenzen zu erlernen und zu trainieren;
Hilfestellung zu erhalten für problematische Situationen;
Schwierigkeiten durchzusprechen, die sich im Alltag für sie ergeben;
schrittweise Unterstützung bei komplexen Handlungsabläufen zu erhalten (Preißmann 2007);
sich dabei an möglichst konkreten Beispielen zu orientieren.
rechtzeitig Informationen zu erhalten über weiterführende Möglichkeiten im beruflichen wie im privaten Bereich.
    Diese Maßnahmen sollten mit Lehrern und Therapeuten abgestimmt werden. Vielleicht lässt sich zu diesem Zweck auch ein gemeinsames Gespräch aller Beteiligten organisieren, um das Vorgehen zu planen. Eltern und Therapeuten haben noch einmal einen anderen Blickwinkel auf die Schwierigkeiten und die notwendigen Hilfen, da sie den betroffenen Schüler auch in anderen Lebensbereichen erleben und so wertvolle Informationen an die Lehrer geben können.
Spezialinteressen
    Spezielle Interessengebiete
sind häufig dazu geeignet, den Betroffenen etwas Beruhigung zu verschaffen;
können einen Zugang zu zwischenmenschlichen Kontakten erst ermöglichen;
können auch genutzt werden, um das notwendige schulische Wissen zu vermitteln: Ein Junge hatte Toiletten zu seinem Spezialthema gemacht. Im Deutschunterricht stellte er, als es um die Beschreibung von Gegenständen ging, »mit Begeisterung ein spezielles Toilettenbecken (vor). Die anderen Kinder beschrieben ihre Federtasche. Dazu wäre er wohl kaum zu motivieren gewesen. Alle Fähigkeiten, die in der Aufgabe geübt werden sollten, konnte er auch trainieren, indem man sein spezielles Thema zum Ausgangspunkt für ein Lernangebot gemacht hat« (Schirmer 2010, 70);
sind also durchaus sinnvoll und sollten nicht komplett unterbunden werden (was ohnehin meistens aussichtslos wäre);
sind für die Umgebung aber oftmals sehr anstrengend.
    Daher kann es günstig sein, Spezialinteressen in sinnvolle Bahnen zu lenken und beispielsweise gezielt als Belohnung einzusetzen. So kann die Motivation in Schule oder Therapie erhöht werden, wenn am Ende bei guter Mitarbeit eine kurzzeitige Beschäftigung mit dem Lieblingsgebiet in Aussicht gestellt wird.
    Außerdem kann das Spezialinteresse als Hilfsmittel benutzt werden, um die Umgebung zu erklären. Autistische Menschen
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