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Asperger - Leben in zwei Welten

Asperger - Leben in zwei Welten

Titel: Asperger - Leben in zwei Welten
Autoren: Christine Preißmann
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beiden jungen Männer zeigen, dass eine gute Förderung autistischer Schüler nur durch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit der beteiligten Berufsgruppen mit den Betroffenen und deren Eltern sichergestellt werden kann. Engagierte, geduldige und verständnisvolle Lehrer können auch Menschen mit Autismus zu einer recht erfolgreichen Schulzeit verhelfen.

Mobbing – Gründe und Hintergründe
    Jeder Mensch, der anders als die anderen ist, läuft Gefahr, geärgert, gehänselt und ausgeschlossen zu werden. Eine Befragung unter 400 Kindern mit Asperger-Syndrom zwischen vier und 17 Jahren ergab, dass sie viermal häufiger Mobbing ausgesetzt waren als andere Kinder (Little 2002).
    Die Betroffenen
reagieren ängstlich und unsicher in sozialen Situationen;
verfügen nur über ein geringes Selbstvertrauen;
sind schüchtern;
sind im Sportunterricht meist nur wenig erfolgreich;
sind für ihre Mitschüler meist nicht wirklich interessant, da sie sich oft nicht sehr um ihr Äußeres kümmern und andere, merkwürdig erscheinende Interessen haben;
sind daher Einzelgänger, verfügen über keinen großen Freundeskreis und werden deshalb auch seltener von anderen Kindern unterstützt;
werden dadurch zur idealen Zielscheibe für alle, die ein Opfer suchen.
    Hinzu kommt, dass es insbesondere jüngeren Kindern mit Asperger-Syndrom schwer fällt zu erkennen, wer ihnen wohlgesonnen ist und wer sie ärgern will. Es gelingt ihnen oft nicht, die Gedanken und Absichten anderer Menschen richtig einzuschätzen. Manchmal werden sie daher anfangs auch gar nicht bemerken, dass sie gehänselt und geärgert werden, sondern die Taten der Klassenkameraden als ein weiteres Beispiel für das verwirrende Verhalten ihrer Umgebung auffassen.
    Auch mir ging es in der Schule so. Ich stand abseits, war nicht einbezogen in die Gespräche der anderen über den letzten Nachmittag oder das vergangene Wochenende, hätte aber auch nicht gewusst, was ich da hätte beitragen sollen. Die Mädchen unterhielten sich über die neuesten Modetrends, Musikgruppen, ihre Menstruation oder ein anderes Thema ohne wirkliche Substanz. Mich dagegen interessierten das Weihnachtsfest und große Flughäfen. Das passte nicht recht zusammen, und natürlich bemerkten das beide Seiten, die anderen Kinder genauso wie ich selbst. Bei Kindergeburtstagen wollte man mich nicht haben, im Sportunterricht wurde ich stets als eine der Letzten in die zu bildenden Mannschaften gewählt, meine Fehler wurden bestenfalls beschimpft, meist aber wurde ich eher ausgelacht, was mir noch mehr wehtat, da ich mir ja Mühe gab. Witze und Sprichwörter verstand ich nicht und verstehe sieauch heute noch nicht immer, sodass es viele Missverständnisse gab. Insgesamt wirkte ich oft naiv und nur wenig intelligent und wurde auch entsprechend behandelt.
Formen von Mobbing
    Mobbing bei Kindern mit Asperger-Syndrom geschieht viel häufiger als bei nicht autistischen Kindern in Form der Ausgrenzung und des sozialen Ausschlusses aus einer Gruppe, etwa, indem man nicht mehr mit dem Kind zusammen spielt, seine Fragen nicht mehr beantwortet oder es von einer gemeinsamen Veranstaltung ausschließt (Attwood 2008). Eine weitere Form, die auftreten kann, ist das Anstiften zu verbotenen Handlungen, da die Betroffenen oft sozial naiv und vertrauensselig sind und zudem den starken Wunsch haben, einer Gruppe anzugehören. So kann ein anderes Kind den Vorschlag machen, etwas sozial Unangemessenes oder Verrücktes zu tun, und das Kind mit Asperger-Syndrom, das nur über ein begrenztes soziales Verständnis verfügt, wird dann möglicherweise überredet, dies auch auszuführen. In meiner Klasse war immer ich diejenige, die man vorschickte, wenn es darum ging, etwa die Deutschlehrerin zu ärgern. Man erklärte mir, was ich zu tun hätte, und ich führte es aus. Ich verstand nicht, was das sollte, aber die Mitschüler machten mir klar, sie hätten das so beschlossen, und es sei eine Regel, dass ich es dann tun müsse. Ich liebte Regeln für das tägliche Miteinander und hatte daher keine Chance. Die mögliche Strafe, die das Kind für seine Tat erleidet, kann dann von denjenigen, die es dazu angestiftet haben, genüsslich ausgekostet werden.
Mobbing durch Lehrer
    Auch durch den Lehrer jedoch kann Mobbing geschehen, wenn dieser sich beispielsweise über das Kind lustig macht, es bestraft oder
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