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Asperger - Leben in zwei Welten

Asperger - Leben in zwei Welten

Titel: Asperger - Leben in zwei Welten
Autoren: Christine Preißmann
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interessieren sich sehr für ihr Interessengebiet und können auf diese Weise Erläuterungen viel schneller und besser umsetzen. Das »Ziel ist es also, dem Betroffenen klar zu machen, dass er sein Wissen, das er aus seinem Spezialinteresse, aus seiner Fixierung heraus über die Zeit gewonnen hat, in anderen Bereichen erfolgreich einsetzen kann. Es ist möglich, denn kein Spezialinteresse ist nutzlos (…). Helfen Sie ihm, seine persönlichen Werkzeuge aktiv in der Welt einzusetzen, und zwar in ähnlicher Weise, wie er es erfolgreich im Bereich der Spezialinteressen tut« (Huber 2009, 356).
    Zu beachten ist jedoch eine zeitliche Begrenzung der Beschäftigung mit dem speziellen Interessengebiet, da das insbesondere bei Kleinkindern so wichtige Lernen neuer Fähigkeiten in diesen Zeiten nicht stattfinden kann. Auch autistische Menschen benötigen daher immer wieder Anregung und Motivation, sich mit Neuem zu beschäftigen und auch ein Interesse an der Umgebung zu entwickeln.
Inklusion
    Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen ist im Mai 2008 in Kraft getreten. Seither werden viele Anstrengungen unternommen (und noch viele weitere nötig sein), um ein inklusives Bildungssystem zu ermöglichen. Dabei gibt es wesentliche Unterschiede zu der bislang (bestenfalls) praktizierten Integration von Schülern mit Behinderungen, die darin bestand, diese in die Regelschule einzugliedern, die von den Betroffenen aber auch teils erhebliche Anpassungsleistungen an die bestehenden Strukturen und Normen verlangte. Hingegen erhebt die inklusive Pädagogik den Anspruch, bedürfnisgerechte Angebote für alle Schüler in ihrer Vielfalt bereitzustellen. Der Konvention liegt ein Verständnis von Behinderung zugrunde, das jede Form körperlicher, seelischer, geistiger oder Sinnesbeeinträchtigung als normalem Bestandteil des menschlichen Lebens und der menschlichen Gesellschaft ausdrücklich bejaht und darüber hinaus als Quelle möglicher kultureller Bereicherung wertschätzt (»Diversity-Ansatz«). Alle Menschen mit einer Behinderung sollen ganz selbstverständlich mit allen anderen leben und sich zugehörig fühlen können.
    Es ist gut, dass man in diesem Bereich Anstrengungen unternimmt. Vielen autistischen Menschen war es in der Vergangenheit nicht möglich, einen Schulabschluss zu erlangen, der ihren intellektuellen Fähigkeiten entsprach. Das ist eine große Tragödie, denn eine erfolgreiche Schulausbildung ist ja der Schlüssel zu einer qualifizierten Berufsausbildung mit der entsprechenden Lebenszufriedenheit.
    Die Beschulung autistischer Kinder in einer Regelschulklasse wird insgesamt aber sowohl Vor- als auch Nachteile haben und muss keineswegs zwingend bedeuten, dass auch wirklich alle erwarteten Kenntnisse erworben werden können. Manche Kinder, die zuvor in speziellen Schulformen effektive Unterstützung erfuhren, werden nun einfach als Sonderlinge »irgendwie mitgeschleppt« werden, und ob dadurch in jedem Einzelfall etwas gewonnen ist, muss bezweifelt werden. Jenseits der Ideologie wäre es wesentlich, dass jedes Kind in all seinen Lebensphasen immer in dem Umfeld sein könnte, das ihm die besten Bedingungen für seine intellektuelle, affektive und soziale Entwicklung böte.

    Auch für autistische Menschen ist es wichtig,
die freie Zeit zur Erholung und Entspannung zu nutzen.
    Es ist notwendig, sie dabei anzuleiten,
damit sie lernen können, diese Phasen zu genießen.
    Wichtig wird es daher zukünftig sein, eine »Zwischenform« zu kreieren, also neben dem regulären Unterricht im Klassenverband auch stundenweise spezifische Förderung entsprechend des individuellen Profils aus Schwierigkeiten und Fähigkeiten anzubieten, um Menschen mit Autismus so bereits während der Schulzeit möglichst viel »Rüstzeug« zu vermitteln auf die Frage, wie es ihnen gelingen kann, ihr Leben zu gestalten und in der Welt der nicht autistischen Menschen zurechtzukommen (Preißmann 2010c).
Ausblick
    Wichtig bei der Arbeit mit autistischen Schülern sind Kreativität, der Mut, neue und ungewöhnliche Wege zu beschreiten, und viel Geduld. Man braucht einen langen Atem, denn viele Verbesserungen machen sich erst nach längerer Zeit bemerkbar. Aber dabei zeigen sich manchmal ganz erstaunliche Fortschritte, die man in ihrer Intensität nie für möglich gehalten hätte.
    Die Berichte der
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