Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
brach das Scheusal in die Knie. Der Klingentänzer hob beide Schwerter und rammte sie mit aller Macht links und rechts in den Hals. In seinem Todeskampf schwang der gezeichnete General ein letztes Mal sein Schwert.
Ithtar wusste erst gar nicht, wie ihm geschah. Es fühlte sich an, als ob eine glühende Schnur über seinen Brustkorb gezogen würde. Er sah an sich hinab und verstand erst jetzt, dass dieser letzte Angriff sein Ziel doch noch gefunden hatte. Schwarzes Blut quoll in Strömen aus der tiefen Wunde. Seine Rüstung hatte ihn nicht schützen können. Wie Pergament war sie durchdrungen worden. Langsam wurde ihm klar, dass er von einer magischen Waffe verwundet worden war, einer Waffe also, die tatsächlich sein Vampirdasein beenden konnte. Er wusste, dass dies eintreffen musste, nickte Yasden noch einmal zu und zwang sich zu einem Lächeln. Seine Beine versagten den Dienst und er kippte nach hinten. Sofort sprang der Klingentänzer zu seinem Kampfgefährten und gab einigen Soldaten den Befehl, einen Schildwall um sie zu bilden. Ithtar sah übel aus. Seine Augen lagen tief in den Höhlen. Ein tiefer Schnitt über den Bauch war zu erkennen, aus dem langsam die Gedärme rutschten. Der Elf nahm beide Hände und schob alles wieder in den Bauchraum. Ithtar ächzte. Der Vampir drehte den Kopf in Richtung des Elfen und sah im fest in die Augen, dann begann er mit schmerzverzerrter Stimme zu sprechen: »Lass es! Meine Tage sind gezählt und ich hatte mehr als manch anderer tapferer Junge, der hier auf diesem Feld sterben wird.« Er hustete und ein Schwall schwarzen Blutes rann aus seinem Mundwinkel. Yasden stützte Ithtars Kopf ab und schwieg. »Bevor ich gehe, möchte ich dich noch etwas fragen. Wolfgar erzählte mir von der Erweckung des Großmeisters. Du hast eine Holzfigur geopfert. Was hat es für eine Bewandtnis damit?«
Yasden erschrak ob der Frage, denn niemand sollte jemals davon erfahren. Aber den Wunsch eines Sterbenden abzulehnen, war ein großer Frevel bei seinem Volk. Tief beugte er sich zu dem Hauptmann hinunter und flüsterte ihm ins Ohr: »Es war das Letzte, was mir von meinem Sohn geblieben war. Er war Elf und Mensch zu gleichen Teilen. Seine Mutter und er kamen bei einem Orküberfall ums Leben.«
Ithtar versuchte zu nicken und hustete wieder. »Ja, das gibt Sinn. Elfen ist es eigentlich verboten, Beziehungen mit anderen Völkern einzugehen. Aber gräme dich nicht, ich werde ihm und deiner Frau Grüße bestellen, wenn ich sie in der anderen Welt treffe.«
Yasden erwiderte nichts. Nur eine einzelne Träne lief ihm über die Wange und tropfte auf seinen Freund. Noch bevor sie die Rüstung des Vampirs berührte, hatte Ithtar seine letzte Reise angetreten. – Zorn und Wut flammten in Yasden auf und er packte seine beiden blutverschmierten Schwerter mit einer Hand. Er riss einem nahe stehenden Soldaten das Signalhorn vom Gürtel und blies kräftig hinein. Ein lang gezogener, blökender Ton erschallte. Überall auf dem Schlachtfeld wurde er erwidert.
Nach kurzer Zeit war ein Rauschen in der Luft zu hören und das Licht der aufgehenden Sonne verfinsterte sich. Hunderte Kriegsfalken strömten aus Richtung der Festung auf den Kriegsschauplatz. Tief überflogen sie die feindlichen Linien. Pfeile wurden von ihren Reitern abgeschossen und fällten die Ritter und Soldaten des Gegners wie morsches Geäst. Zauberer schleuderten Feuerbälle und Blitze in die Reihen der Gezeichneten und verbrannten Hunderte. Durch die Wucht des Angriffs gerieten die feindlichen Linien ins Wanken und wichen zurück, doch nur, um ihre Position weiter hinten wieder zu festigen, denn auch sie bekamen nun Unterstützung aus der Luft. Lindwürmer jagten aus allen Richtungen heran und wüteten schrecklich unter den Falken und den Bodentruppen. Yasden war nach dem Tod seines Freundes alles egal. Er schnitt und stach sich durch die Reihen der Gegner. Seine Bewegungen waren so schnell, dass das Auge kaum folgen konnte. Nach kurzer Zeit stand er alleine inmitten von Anzbachers Getreuen und wurde langsam eingekreist.
Sai und Rugor kämpften Seite an Seite. Auch sie spürten bereits, wie ihre vampirischen Kräfte von der aufgehenden Sonne langsam absorbiert wurden. Eines der Hauptlager lag direkt vor ihnen in Sichtweite. Die Phalanx ihrer Ritter stand und konnte sich dem Hauptansturm des Gegners erwehren, doch mischten sich zunehmend Dämonenritter unter die Truppen des Feindes. Diese schwer gepanzerten Vasallen Narronds stammten aus einer
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