Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
erschlaffte und fiel zu Boden.
Der Lärm des Schlachtfeldes war nun ohrenbetäubend. Schreie und Gebrüll der Kämpfenden mischten sich mit dem Heulen und Wimmern der Sterbenden. Sai suchte wieder nach dem Hünen. Er fand ihn, keine zehn Schritte entfernt, zwischen den Ordenskriegern wüten. Nach dem devoten Verhalten seiner eigenen Kämpfer zu schließen, musste er der General des Hauptlagers sein. Der ehemalige Drakter schloss daraus, dass der Tod des riesenhaften Anführers die Zeit erkaufen könnte, die der Orden brauchte, um sich wieder zu sammeln. Der Vampir zog sich unauffällig zurück und bewegte sich schnell zwischen den eigenen Leuten auf den Kommandanten zu.
Die Sonne war aufgegangen und tauchte das Schlachtfeld in ein warmes, freundliches Licht. Es passte gar nicht zu dem grausigen Schlachten, das dort stattfand. Rugors Muskeln brannten. Seiner vampirischen Kräfte vom Tageslicht beraubt, fiel es ihm zunehmend schwerer, seine Klinge mit voller Wucht zu führen. Immer öfter konnten seine Hiebe die Rüstung des Gegners nicht durchdringen und rutschten einfach seitlich weg. Er ließ sich zurückfallen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Die linke Flanke unter dem Kommando von Yasden und Ithtar wankte und war in Auflösung begriffen. Wolfgars und Eriels Seite machte einen relativ stabilen Eindruck, aber auch sie bewegte sich langsam rückwärts. Rugor wusste, dass er bald eine Entscheidung treffen musste, egal ob Mandrax sich nun meldete oder nicht. Er sah gehetzt in den Himmel, um dort vielleicht das versprochene Zeichen zu entdecken, aber außer Kriegsfalken, die mit Lindwürmern kämpften, sah er nichts. Ein sehr lauter Schrei, gefolgt von einem tiefen Brüllen des Schmerzes lenkte seine Aufmerksamkeit auf das Kampfgetümmel vor ihm. Er erblickte Sai, der mitten in einem Ring aus Dämonenrittern kämpfte und seinen Rabenschnabel immer wieder auf den unförmigen Schädel eines massigen Ritters mit einer blutverkrusteten Standarte auf dem Rücken donnern ließ. In dem Augenblick, als Rugor die Szenerie richtig erfassen konnte, platzte der entstellte Kopf auf wie eine reife Frucht. Hirnmasse, Eiter, Blut und Knochensplitter wurdenin alle Richtungen geschleudert. Die umstehenden Dämonenritter konzentrierten nun erst recht ihre Angriffe auf Sai, der völlig isoliert und eingekreist war. Unter einem Hagel von Hieben ging er zu Boden und verschwand in der wogenden Masse. Ein Schock zuckte durch den Komtur, aber gleichzeitig bemerkte er auch, dass mit dem Fall des Hünen der Vormarsch des Gegners verlangsamt worden war. Unordnung brach in den feindlichen Reihen aus.
»Jetzt!«, hörte Rugor in seinem Kopf donnern. Die Stimme des Großmeisters hallte in seinem Schädel nach. Der Vampir drehte sich um und drängte sich in die Mitte des stark geschrumpften Karrees seiner Männer. Er ließ sich ein Horn geben und gab das vereinbarte Rückzugssignal. Geordnet und sich gegenseitig Deckung gebend zogen sich die Überlebenden zur Brücke zurück. Erst jetzt wurde Rugor klar, welchen schrecklichen Blutzoll sie bezahlt hatten. Nicht einmal die Hälfte seiner Streitmacht war noch am Leben und alle sahen abgekämpft und erschöpft aus. Viele hatten schwere Verletzungen und bluteten aus zahlreichen Wunden. Die Rüstungen und Wappenröcke waren verbeult und zerschlissen. Er konnte keine Rücksicht auf zu langsame und zu stark verwundete Kämpfer nehmen. Sie mussten schnell die Brücke erreichen, koste es, was es wollte.
Als der Hauptteil der übriggebliebenen Rubinfalken die Brücke passiert hatte, stürmte Rugor voran. Sie gaben den mittleren Ring auf, so wie es Mandrax von ihnen gefordert hatte. Sein Ziel war jetzt die Mauer des inneren Rings. Er musste sich einen Überblick verschaffen, um weitere Befehle geben zu können, und fand beim Erreichen der Mauer diese bereits mit Bogenschützen besetzt, die magische Feuer in den Kohlebecken entfachten. Im zweiten Ring wurde noch gekämpft, aber der Rückzug ging schnell und reibungslos vonstatten. Die dicht gedrängte Masse von Narronds Anhängern wogte hinter den Ordenskriegern wie eine riesenhafte Amöbe heran, sodass die Pfeilsalven ohne zeitraubendes Zielen zahlreiche Opfer forderten.
Ein frisches Regiment der wiedergeborenen Enrai stand bereit, um die abgekämpften Krieger am letzten Tor abzulösen. Als der Hauptteil der Rückkehrer den Zwingerbereich passiert hatte, stürzten sie sich mit Gebrüll in die Schlacht. Schilde krachten aufeinander, Speere
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