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Assassino

Assassino

Titel: Assassino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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neigte den Kopf zur Seite und blickte sie an.
    »Ich suche nach einem Frachtdokument aus der Zeit kurz nach dem Ende Ragusas«, begann Kati das Gespräch.
    Tadic zeigte keine Reaktion. »Ich würde gerne wissen, ob ein bestimmtes Schmuckstück die Stadt in Richtung Istanbul verlassen hat«, fuhr sie fort. »Es befand sich nach meinen Informationen im Besitz eines gewissen   … « Sie öffnete ihre Tasche und zog ihr Notizbuch hervor. Nach kurzem Blättern fand sie den Eintrag.
    »   … eines gewissen Antun Bona.« Sie blickte ihr Gegenüber fragend an.
    Die dünnen Lippen des Alten verzogen sich zu einer Grimasse. »Der blutige Bona«, sagte er. »Was wissen Sie über ihn?«
    »Nicht viel. Nur, dass er die Stadt in Richtung Istanbul verlassen hat.«
    Tadic nickte. »Verlassen
musste
. Der Boden wurde ihm hier zu heiß unter den Füßen. Er ist 1809 mit einem türkischen Schiff geflüchtet.«
    »Und warum nennen Sie ihn den blutigen Bona?«
    »Mehrere junge Frauen, mit denen er ein Verhältnis gehabt haben soll, wurden ermordet und verstümmelt aufgefunden. Aber weil er ein Patrizier war, gab es nie eine Untersuchung gegen ihn. Erst als die Franzosen die Stadt übernahmen und ihr eigenes Rechtssystem etablierten, begann man, gegen ihn zu ermitteln. Da hat er sich aus dem Staub gemacht.«
    Der Alte erhob sich ächzend aus seinem Sessel. »Warten Sie einen Moment, ich habe da vielleicht was für sie.«
    Er verschwand aus dem Zimmer. Kati nutzte die Gelegenheit, um den Raum etwas näher in Augenschein zu nehmen. In dem Zwielicht war nicht viel zu erkennen. Die hohen Schränke an den Wänden neigten sich wie dunkle Schatten über sie. Auf einem Tischchen in der Zimmerecke stapelten sich alte Bücher, in einer anderen Ecke lagen Berge von vergilbten Zeitungen, auf denen ein Teller mit einem undefinierbaren Etwas thronte, das wohl irgendwann mal etwas Essbares gewesen war.
    Tadic kehrte mit einer Dokumentenmappe in der Hand zurück. Er nahm seinen Platz wieder ein und begann darin herumzuwühlen, bis er gefunden hatte, was er suchte. Er reichte Kati ein mehrfach zusammengefaltetes Blatt.
    »Das ist eine Liste der Gegenstände aus Bonas Haus. Nachdem er aus der Stadt geflohen war, hat die Polizei alles sorgsam erfasst, was er zurückgelassen hatte. Wenn das, was Sie suchen, nicht in diesem Dokument steht, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Bona es mitgenommen hat.«
    »Er hat seine Sammlung also nicht verkauft?«
    »Keinesfalls. Dafür hatte er gar keine Zeit mehr.«
    Inzwischen war es so dunkel geworden, dass man unmöglich etwas lesen konnte. Tadic musste das wohl auch gemerkt haben, denn er erhob sich erneut und betätigte einen Schalter neben der Tür. Es flackerte über Kati, und zwei von acht Glühbirnen eines verstaubten Kronleuchters gingen an. Sie tauchten den Raum in ein trübes Licht, das eben ausreichte, um die Zeichen auf dem Blatt in ihren Händen zu entziffern.
    Die Tabelle enthielt, sorgsam durchnummeriert, das gesamte von Bona zurückgelassene Hab und Gut. Die einzelnen Felder waren handschriftlich in französischer Sprache ausgefüllt. Kati ging die Spalte mit den erfassten Gegenständen durch. Eine Fibelscheibe oder Anstecknadel oder Ähnliches war nicht aufgeführt.
    Tadic hatte sie die ganze Zeit aufmerksam beobachtet. Sie faltete die Liste wieder zusammen und gab sie ihm zurück. »Vielen Dank. Sie haben mir sehr geholfen.«
    »Wenn Sie mir sagen, wonach Sie suchen, kann ich Ihnen vielleicht noch mehr helfen«, erwiderte er, während er das Dokument in die Mappe steckte. Seine Augen hatten einen lauernden Ausdruck angenommen. Er kam Kati wie eine alte Spinne vor, die ihr Opfer umgarnt, um noch einmal im Leben einen guten Fang zu machen.
    »Ach, es ist nur ein antikes Stück ohne besonderen Wert«, sagte sie ausweichend. Sie wollte Tadic nicht in die Geschichte der Fibelscheibe einweihen, denn sie traute ihm nicht. Der Mann mochte vielleicht einen etwas vertrottelten Anschein machen, doch er war alles andere als ein Trottel.
    »Wenn Bona es auf seiner Flucht mitgenommen hat, muss es zumindest für ihn eine Bedeutung gehabt haben«, widersprach der Alte. Er legte die Mappe neben sich auf den Boden. »Es wird gemunkelt, er sei ein Anhänger der Schwarzen Magie gewesen.«
    Kati lief ein Schauer über den Rücken. Zu was für einem Verrückten hatte Seamus sie geschickt? Mit einem Schlag kehrten ihre bösen Ahnungen vom Vortag zurück und ihr ganzer Körper spannte sich an.
    Tadic richtete einen

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