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Assassino

Assassino

Titel: Assassino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Finger auf sie. »Die ermordeten Frauen waren Opfer, die er seinem Dunklen Meister darbrachte. Genau da, wo Sie jetzt sitzen.«
    Kati fuhr aus dem Sessel hoch. Die Augen des Alten schienen in dem trüben Licht gierig zu funkeln. Ein meckerndes Lachen entfuhr seiner Kehle.
    »Das hier war früher Bonas Haus. Und in diesem Zimmer führte er seine magischen Rituale durch.« Er erhob sich ebenfalls, und Kati machte einen Schritt nach hinten.
Bleib ruhig,
sagte sie sich. Sie war Tadic körperlich deutlich überlegen. Notfalls konnte sie einfach davonlaufen, denn sie war der Tür näher als er. Aber was war, wenn er die Haustür abgeschlossen hatte?
    Der Alte amüsierte sich offenbar über ihr Unbehagen. »Habe ich Sie beunruhigt, meine Liebe?«, fragte er.
    »Ich glaube, ich gehe jetzt besser«, antwortete Kati.
    »Wie Sie wünschen.« Er deutete auf ihre Tasche, die neben dem Sessel auf dem Teppich lag. »Vergessen Sie Ihre Sachen nicht.«
    Kati zögerte. Um die Tasche aufnehmen zu können, musste sie direkt neben Tadic treten, der sie mit diesem unheimlichen Lächeln um die Lippen unentwegt fixierte. Oder bildete sie sich das alles nur ein? War er nur ein alter Sonderling? Seamus würde sie sicherlich nicht zu jemandem schicken, der ihr gefährlich werden konnte.
    Oder?
    Sie machte einen entschlossenen Schritt nach vorn und riss ihre Tasche an sich. Tadic blieb bewegungslos stehen. Zur Sicherheit ging sie rasch wieder auf Abstand.
    »Nach Ihnen«, sagte er und deutete auf die Tür. Sein Gesichtsausdruck war jetzt der eines freundlichen Greises. Oder war er das die ganze Zeit gewesen und sie hatte es nur anders wahrgenommen?
Was ist nur los mit mir?
, fragte sie sich, während sie in den Flur trat und zur Haustür ging.
    Sie schämte sich für ihr Verhalten, das ihrem Gastgeber bestimmt nicht verborgen geblieben war. Er hatte ihr aus freien Stücken geholfen, und sie dankte es ihm, indem sie sich aufführte, als wolle er gleich über sie herfallen.
    Sie zog die Tür auf, die natürlich nicht abgeschlossen war, trat nach draußen und streckte Tadic die Hand entgegen. »Vielen Dank für Ihre Hilfe«, sagte sie.
    Wie ein Schraubstock krallten sich die Finger des Alten um ihre Hand. »Es war mir ein Vergnügen«, sagte er. Er beugte sich vor, als bemerke er nicht, dass sein Griff ihr wehtat,und sein säuerlicher Atem nahm ihr die Luft. »Das Böse stirbt nie«, wisperte er. »Vergessen Sie das nicht.«
    Er ließ ihre Hand los und schlug die Tür vor ihrer Nase zu.
    Kati atmete tief durch und massierte ihre schmerzende Hand. So viel zum Thema alter und schwacher Mann. Ob er nun harmlos war oder nicht, sie war froh, wieder im Freien zu stehen. Erneut holte sie Luft und blies den muffigen Geruch aus ihrer Nase, der sich wie ein dünner Schleier über sie gelegt hatte. Es kam ihr vor, als wolle der Alte sie auf diese Weise auf ihrer Suche begleiten. Wenn sie Seamus das nächste Mal traf, dann würde sie ihm die Meinung sagen, warum er sie nicht über Tadic aufgeklärt hatte.
    Von unten stiegen zwei Männer die Treppe empor. Sie füllten die ganze Breite der schmalen Stiege aus, und Kati beschloss, vor der Tür zu warten, bis sie vorbei waren.
    Von oben hörte sie ebenfalls Schritte. Sie drehte den Kopf. Die wenigen Lampen in der dunklen Gasse spendeten nur ein spärliches Licht. Ein breitschultriger Mann im Jogginganzug kam die Stufen herab, ein selbstgefälliges Grinsen auf dem Gesicht.
    Sofort krampfte sich ihr Magen zusammen. War das ein Zufall? Waren diese Männer Passanten auf dem Weg nach Hause? Oder gehörten sie zueinander und hatten ihr aufgelauert?
    Reiß dich zusammen, Kati
, ermahnte sie sich.
Der Alte hat dich mit seinem Gerede nervös gemacht. Diese Männer haben nichts mit dir zu tun.
Aber eine unbestimmte Furcht schnürte ihr die Kehle zu, und sie spürte, dass es diesmal keine Einbildung war.
    Sie fuhr herum und trommelte gegen Tadics Tür. Lieberder Alte als diese Kerle, die sie fast erreicht hatten! Doch niemand kam, um die Tür zu öffnen.
    Die drei Männer begegneten sich genau vor Tadics Tür. Einen Augenblick lang hoffte Kati, sie würden aneinander vorbei- und weitergehen – wie ganz normale Passanten.
    Aber sie waren keine normalen Passanten.
    Denn sie blieben genau vor ihr stehen.
    »Mach keine Zicken«, sagte der Mann im Jogginganzug auf Kroatisch.
    Katis Augen flogen hektisch die Treppe auf und ab. Alle Fenster waren geschlossen, und die Gasse war, bis auf die Männer, leer. Vielleicht konnte sie am

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