Assassino
Jogger vorbei die Stufen hinauflaufen? Aber er schien ihre Gedanken zu erraten.
»Versuch es erst gar nicht. Du kommst uns nicht davon.«
Kati duckte sich trotzdem, aber seine Hand schoss nach vorn und er drückte sie gegen die Hauswand.
In dem Augenblick tauchte der Junge auf.
Ilyas
Es war dunkel.
Aber Dunkelheit war
etwas
.
Und dieses Etwas war mehr als einfach nur
nichts
.
Sein Nichts.
Er spürte, wie das Blut durch seine Adern zu pulsieren begann. Probehalber dehnte er die Muskeln seines Körpers. Erst die Zehen, eine nach der anderen, dann die Finger, dann die Arme, die Beine, den Rumpf und schließlich den Hals.
Seine Lippen öffneten sich leicht. Seine Lungenflügel weiteten sich und gierig sog er die Luft ein.
Luft! Es gab
Luft!
In seinen Fingerspitzen kribbelte es. In seinen Ohren pochte das Blut, und er meinte, jedes einzelne Haar auf seinem Haupt zu spüren.
Und dann war er
da
.
Erst das Nichts. Dann das Etwas. Und jetzt …
Die
Welt
!
Einen Moment lang taumelte er, denn der Ansturm der Sinneseindrücke war zu stark. Er hörte das ferne Rauschen des Meeres, das Lachen von Menschen, das Trappeln von Füßen auf steinernem Grund. Er spürte das Salz in der Luft, roch den Duft von gebratenem Fisch und von ungezählten Blumen.Er fühlte den Boden unter sich und genoss die Schwere seines Körpers. Ein leichter Wind strich über seine Haut.
Wo war er
?
Er stand in einer schmalen Gasse. Zur einen Seite ragte ein gewaltiges Gemäuer auf, dessen Spitze sich im Dunkel der Nacht verlor. Zur anderen Seite reihten sich einige geduckte Häuser aneinander.
Wer war er
?
Er schüttelte den Kopf und versuchte, sich zu erinnern. Aber da war nichts als ein großer dunkler Fleck, der noch finsterer war als die finsterste Nacht. Er musste irgendwie hierhergekommen sein, das war ihm klar, aber wie und warum?
»Ilyas«, murmelte er. »Ich bin Ilyas.«
Aber wer war Ilyas
?
Er legte die Stirn in Falten, aber je mehr er nachgrübelte, desto mehr tat ihm der Kopf weh, sodass er es schließlich aufgab. Stattdessen machte er ein paar Schritte vorwärts, ließ sich in die Hocke hinab, federte in die Luft und drehte sich mehrfach um seine Achse. Das alles geschah instinktiv, ohne groß nachzudenken, wie ein Automat, der ohne eigenen Willen das tat, was sein Schöpfer ihm mitgegeben hatte.
Er hörte ein Geräusch und drückte sich an die nächste Wand. Von einer Seite kam ein Mann in merkwürdiger Kleidung. Er hielt etwa zwanzig Meter vor ihm an und spähte zur Seite. Dann verschwand er plötzlich.
Vorsichtig bewegte Ilyas sich an der Häuserwand entlang, bis er die Stelle erreicht hatte, an der der Mann verschwunden war. Langsam sah er um die Ecke. Vor ihm lag eine Treppe, die zwischen zwei Häuserreihen in die Tiefe führte.
Und wenige Schritte von ihm entfernt bedrängten drei Männer eine wehrlose Frau!
Ohne zu zögern, sprang er die Stufen hinab und katapultierte sich in die Luft. Sein rechter Fuß stieß nach vorn und traf den ersten Angreifer hart am Kinn. Der Mann ging mit einem Stöhnen zu Boden.
Der zweite Angreifer fuhr herum. Er holte aus, und ein Schlagstock sauste auf Ilyas herab und traf ihn an der Schulter. Der Mann holte erneut aus. Ilyas stieß sich vom Boden ab und schnellte auf ihn zu. Sein Schädel prallte gegen das Kinn des Mannes. Dessen Kopf knickte nach hinten und die massige Gestalt sackte ebenfalls auf das Pflaster.
Der letzte Angreifer hatte die Frau losgelassen und die Arme gespreizt. In seiner rechten Faust blitzte eine Messerklinge auf.
Ohne groß nachzudenken, griff Ilyas zur Hüfte und zog ebenfalls ein Messer hervor. Die Waffe lag wie selbstverständlich in seiner Hand, so als sei die Klinge ein verlängerter Teil seines Arms.
Sein Gegner kam auf ihn zu. Er ließ sein Messer wie eine Sichel im Halbkreis vor sich durch die Luft sausen. Ilyas kannte diese Art von Kämpfern. Woher, das wusste er nicht, aber wie man ihnen begegnete, das wusste er genau.
Er machte einen Schritt nach links und tat so, als wolle er mit seinem Messer den Mann unterlaufen. Der fiel auf die Finte herein und zog seine Waffenhand nach rechts. Ilyas stieß blitzschnell in die Lücke, die sich dadurch ergab.
Seine Klinge durchbohrte den Oberarm des Mannes. Der schrie auf und ließ seine Waffe fallen. Mit einer fließendenBewegung zog Ilyas sein Messer aus dem Arm. Ehe sein Gegner reagieren konnte, stand er hinter ihm und legte ihm die Klinge an den Hals.
Der Mann erstarrte. Ilyas setzte an, um ihm
Weitere Kostenlose Bücher