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Assassino

Assassino

Titel: Assassino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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spürte er, aber woher? War sie ihm wohlgesinnt oder eine Gegnerin?
    Die Frau lächelte. »Du bist verwirrt, weil du gerade erst zurückgekehrt bist. Das legt sich. Erkennst du mich?«
    Er wusste nicht, was er antworten sollte. Die Frau war schon älter, sah aber noch sehr gut aus. »Bist du eine Verwandte von mir?«, fragte er auf gut Glück.
    Sie lachte kehlig auf. »Nein, wir sind nicht verwandt, obwohl ich dich vielleicht besser kenne als deine Mutter.«
    Das verwirrte ihn noch mehr. Wer war diese Frau? Und was wollte sie von ihm?
    »Du hast dem Mädchen geholfen. Das war gut«, fuhr sie fort. »Es war nur dumm, dass du weggelaufen bist. Jetzt musst du sie wiederfinden und nicht von ihrer Seite weichen.«
    Hatte sie ihn etwa beobachtet? Er hatte sie vor oder nach dem Kampf nicht bemerkt. Und wieso »Mädchen«? Das war eine Frau gewesen. Mädchen waren klein und unreif. »Woher weißt du das mit dem
Mädchen
? Und was soll ich bei ihr?«
    »Sie sucht nach einem Gegenstand«, erwiderte die Frau. »Dieser Gegenstand gehört mir. Man hat ihn mir gestohlen und du wirst ihn mir zurückbringen.«
    »Warum?«
    Sie berührte ihn erneut, diesmal an der Schläfe. Sofort durchströmte ihn ein wohliges Gefühl. Was diese Frau sagte, war gut und richtig. Bei ihr konnte er sich sicher fühlen.
    »Weil ich es dir sage. Du hast dem Mädchen vorhin geholfen. Aber gegen die Macht, die dieser Gegenstand besitzt, kannst du mit deinen Kampfkünsten nicht viel ausrichten. Wenn wir uns das nächste Mal sehen, erfährst du vielleicht mehr von mir.« Mit diesen Worten verschwand sie wieder hinter der Metallkiste.
    »Halt!«, rief Ilyas. Sie sollte nicht gehen! Sie kannte ihn, und wenn sie ihn kannte, konnte sie ihm auch sagen, wer er war.
    Er sprang vor, um sie aufzuhalten. Aber hinter dem Kasten war sie nicht mehr. Er lief einmal um den Behälter herum, fand aber keine Spur von ihr. Sie war wie aus dem Nichts aufgetaucht und ebenso verschwunden.
    Das konnte nur Zauberei sein! Genau wie das, was sie mit seinem Kopf gemacht hatte.
    Langsam verebbte das wohlige Gefühl. Aber zumindest hatte er keinen Hunger mehr.
    Vielleicht wusste das
Mädchen
mehr über die Frau?
    Er musste sie unbedingt wiederfinden.

Überraschungen
    Es dauerte gut zwei Stunden, bis alle Formalitäten erledigt waren und die Anzeige aufgenommen war. Man hatte Kati zahlreiche Fotos bekannter Straftäter vorgelegt, aber sie konnte keinen ihrer Angreifer darunter identifizieren. Dann bat man sie, gemeinsam mit einem Zeichner Phantombilder der Männer zu erstellen. Inzwischen war es zwei Stunden vor Mitternacht. Sie hatten das Revier gerade verlassen, als ihnen ein uniformierter Beamter hinterherkam.
    »Frau Bergman?«, fragte er. »Ich glaube, wir haben einen Ihrer Angreifer erwischt.«
    Sie folgten dem Mann zurück ins Gebäude und eine Treppe hinunter ins Kellergeschoss. Vor einer Stahltür mit einem quadratischen Sichtglas in der Mitte blieb er stehen und drückte auf eine Klingel. Die Tür wurde von innen geöffnet. Sie standen in einem weiteren Gang, von dem rechts und links Zellen abgingen. Ihr Begleiter führte sie zu einer der Zellentüren und deutete auf den Spion. »Da drin sitzt er.«
    Kati presste ihr Auge an das Glas. Das Innere der Zelle bestand lediglich aus einer Pritsche. Darauf saß der Junge, der sie vorhin gerettet hatte. Jetzt erkannte sie, dass er ein junger Mann war. Wie alt mochte er wohl sein? Sein Alter war schwer zu schätzen. Sie tippte auf um die zwanzig.
    Er drehte sich zur Tür, so als merkte er, dass ihn jemand beobachtete, und erneut zog Kati unwillkürlich den Kopf zurück, als sie in seine Augen sah.
    »Das ist keiner meiner Angreifer, sondern der, der mir geholfen hat«, erklärte sie.
    »Sind Sie sicher?«
    »Hundertprozentig. Kann ich mit ihm sprechen?«
    Der Beamte wiegte den Kopf hin und her. »Da müssen wir meinen Vorgesetzten fragen.«
    Auch Chris warf noch einen Blick in die Zelle. »Sieht eher aus wie ein Bettler«, kommentierte er abschätzig, als sie den Weg zurückgingen.
    »Immerhin ein Bettler, der mir das Leben gerettet hat«, gab Kati zurück.
    Chris verkniff sich eine Antwort. Sie warteten schweigend vor einem Büro, bis sie schließlich hereingebeten wurden.
    Der Mann hinter dem Schreibtisch stellte sich als Inspektor Sebec vor. »Wie ich gehört habe, möchten Sie mit einem unserer Häftlinge sprechen«, begann er. »Darf ich fragen, ob Sie über eine Anwaltslizenz verfügen?«
    Kati schüttelte den Kopf. »Er hat mich

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