Assassino
vom Körper lösen konnten, weil der so mit der Haut verklebt war.«
»Danke für den Hinweis«, sagte Kati kühl. Dann folgten sie dem Polizisten, der sie hergeführt hatte. Als sie das Revier verließen, berührte Ilyas sie leicht am Arm und hielt ihr wortlos die geöffnete Hand hin.
»Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist«, murmelte Chris, als Kati das Messer aus der Tasche zog und in Ilyas’ Hand legte. Sie hatte auch ihre Zweifel, aber ein Blick in sein Gesicht hatte ihr deutlich gemacht, dass er sich mit einem »Nein« nicht zufriedengegeben hätte.
Sie gingen um das Gebäude herum und erreichten den Parkplatz, wo ihr Mietwagen stand. Kati öffnete die hintere Tür, aber Ilyas machte keine Anstalten einzusteigen.
»Was sind das für seltsame Käfige?«, fragte er und deutete auf die geparkten Fahrzeuge.
»Das sind Autos«, sagte Kati.
»Und warum willst du mich darin einsperren?«
Sie runzelte die Stirn. Wollte er sie auf den Arm nehmen? Es war doch unmöglich, dass er nicht wusste, was ein Auto war.
»Sehr witzig«, erwiderte sie. »Können wir jetzt fahren?«
»Fahren? Womit?« Er blickte sich suchend um. »Ich sehe keine Kutsche.«
Kati verdrehte die Augen. Ilyas hatte ihr das Leben gerettet, und deshalb stand sie in seiner Schuld. Das hieß aber nicht, dass er sich über sie lustig machen durfte. Oder war seine Verwunderung vielleicht gar nicht gespielt?
»Sag bloß, du hast noch nie ein Auto gesehen?«
»Das Wort kenne ich nicht.« Er legte seine Hand auf das Fahrzeugdach. »Und solchen Metallkäfigen bin ich auch noch nie begegnet.«
Kati seufzte. Na schön, wenn er wollte, dann spielte sie das Spiel mit.
»Dieser Käfig, wie du ihn nennst, ist ein Automobil. Es isteine Kutsche ohne Pferde und es befördert uns von einem Ort zum anderen.«
»Ohne Zugtiere?« Er sah sie ungläubig an. »Das kann nicht sein.«
»Steig ein, und du wirst es sehen.«
»Fährst du auch mit diesem
Auto
?«, fragte er misstrauisch.
»Ja klar.« Kati öffnete die Beifahrertür und ließ sich auf den Sitz sinken. »Siehst du, es ist gar nichts dabei.«
Ilyas beugte sich vor und betastete den Rücksitz. Dann kletterte er langsam in den Fond. Kati drehte sich um. Er saß unbewegt und kerzengerade da, aber seine Augen waren in ständiger Bewegung und musterten das Innere des Fahrzeugs.
»Können wir endlich los?«, fragte Chris und trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad herum.
»Einen Moment noch.« Kati hüpfte aus dem Wagen und schloss die hintere Wagentür. Ihr Passagier starrte sie skeptisch an, aber sie achtete nicht darauf, sondern stieg wieder ein und zog ihre Tür ebenfalls zu. »So, jetzt können wir.«
Chris drehte den Zündschlüssel und der Motor sprang an. Im selben Augenblick stieß er einen erstickten Schrei aus. Kati, die mit ihrem Gurt beschäftigt war, blickte auf. Ilyas war halb über den Fahrersitz gebeugt. Mit einer Hand hatte er Chris’ Kopf an den Haaren nach hinten gerissen, mit der anderen drückte er ihm das Messer an die Kehle.
»Was ist das für eine Teufelei?«, zischte er. Seine Augen waren zu zwei schmalen Schlitzen zusammengepresst und im gelblichen Licht der Laterne sah sein verzerrtes Gesicht wie das eines Dämons aus.
Das war kein Spaß mehr. Kati spürte den Schrecken, der ihnerfasst hatte. Er war wirklich noch nie in einem Auto gefahren, so unwahrscheinlich das auch erschien.
»Ilyas«, sagte sie, und sie bemühte sich, ihre Stimme fest und bestimmt klingen zu lassen, obwohl ihr Herz laut pochte. Sie hatte gesehen, was er mit dem Messer anrichten konnte. »Das Geräusch kommt vom Motor. Sozusagen die Pferde, die diese Kutsche antreiben. Das ist kein Grund, sich aufzuregen. Also lass Chris bitte los.«
Einen Augenblick hatte sie das Gefühl, er habe ihre Worte nicht gehört. Dann entspannten sich seine Züge, und er nahm Chris den Dolch vom Hals, steckte ihn aber nicht weg, sondern behielt ihn in der Hand. Ihr Freund sackte mit einem lauten Seufzer nach vorn und strich sich über den Kopf, so als wolle er prüfen, ob noch alle Haare da seien.
»Du kannst nicht bei jeder Gelegenheit dein Messer ziehen«, ermahnte Kati Ilyas wie ein kleines Kind. »Vor allem nicht, wenn du unter Freunden bist.«
»Schöne
Freunde
schleppst du an!«, erregte sich Chris. »Ich habe dir gleich gesagt, du solltest ihm das Messer nicht zurückgeben. Der Kerl ist ja gemeingefährlich! Beinahe hätte er mir die Kehle durchgeschnitten! Aber du wolltest ja unbedingt die gute Samariterin
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