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Assassino

Assassino

Titel: Assassino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Chris sie mit Fragen und lief um sie herum, wie um sich zu überzeugen, dass auch nichts an ihr fehlte.
    Als der Streifenwagen kam, erklärte Kati den beiden Beamten in kurzen Worten, was in der Gasse vorgefallen war. »Würden Sie uns bitte zu der Stelle führen?«, fragte einer der Polizisten.
    Kati schauderte es bei dem Gedanken, zum Tatort zurückzukehren. Aber ihr Schock hatte sich inzwischen in Wut gewandelt. Die Täter sollten nicht ungestraft davonkommen! Also betrat sie mit den Polizeibeamten und Chris erneut die Altstadt.
    Nach wenigen Minuten erreichten sie die Gasse, in der der Überfall stattgefunden hatte. Von den Männern war keine Spur mehr zu sehen.
    »Sind Sie sicher, dass das hier die richtige Stelle ist?«, fragte einer der Polizisten misstrauisch.
    »Es war hier«, betonte Kati und ging die Stufen bis zu Brankos Haus hinab. »Genau an diesem Ort ist es passiert.«
    Einer der Beamten zog eine Taschenlampe aus dem Gürtel und leuchtete den Boden ab. Er beugte sich herab und tastete mit seinem Zeigefinger nach ein paar dunklen Flecken. Er hielt den Finger vor die Lampe.
    »Frisches Blut«, kommentierte er.
    Sie folgten den Blutspuren die Treppe hinunter, bis sie die Prijeko, die Gasse mit den Restaurants, erreichten. Vor einigen Lokalen, die nur tagsüber geöffnet hatten, waren die Tische und Stühle bereits zusammengestellt und festgekettet. Vor einem Haus am Ende der Gasse stand ein Mann und spülte das Pflaster vor seiner Tür mit einem Wasserschlauch ab.
    »Das war’s wohl«, seufzte der Polizeibeamte, denn mit den Essensresten waren auch die Blutspuren weggespült worden.Kati wollte nicht so leicht aufgeben. Nicht nur, weil sie die Täter zur Rechenschaft gezogen sehen wollte, sondern auch, weil sie sich nicht sicher fühlen konnte, solange ihre Angreifer frei herumliefen.
    Sie drängte die Polizisten, auch noch die folgenden Quergassen abzusuchen, aber sie konnten die Spur nicht mehr aufnehmen. Die Beamten befragten die Kellner, ob ihnen die Männer aufgefallen waren, aber die Antworten waren ernüchternd. Einige hatten sie zwar bemerkt, doch keiner vermochte zu sagen, in welche Seitengasse sie abgebogen waren.
    Frustriert kehrten Kati und Chris mit den Polizisten durch die dunklen Gassen zum Parkplatz zurück. Obwohl sie wusste, dass ihre Angreifer inzwischen über alle Berge waren, blickte Kati immer wieder über die Schulter, ob sie nicht verfolgt wurden. Erst als sie neben Chris auf dem Beifahrersitz saß, entspannte sie sich ein wenig.
    Sie folgten dem Streifenwagen zum Polizeirevier, das kurz hinter dem Pile-Tor lag. Während Chris das Fahrzeug parkte, rief Kati ihren Vater an.
    Martin Bergman war sofort am Telefon. »Wie geht es dir, Katinchen?«
    Sie hasste es, wenn er sie so nannte. Irgendwie schien er nicht zu akzeptieren, dass sie kein Kind mehr war. Falsch, korrigierte sie sich. Er hielt sie immerhin für erwachsen genug, um sie auf die Suche nach antiken Artefakten rund um die Welt zu schicken.
    »Im Augenblick nicht so gut. Ich bin gerade eben überfallen worden.«
    »Ist dir was passiert?« Seine Besorgnis tat ihr gut.
    Sie berichtete kurz, was geschehen war. »Chris und ich sind jetzt bei der Polizei, um Anzeige zu erstatten.«
    »Das wird nicht viel nützen«, erwiderte er. »Wenn es Straßenräuber waren, werden sie bereits weg sein. Und wenn nicht, dann erst recht.«
    Das machte sie hellhörig. »
Und wenn nicht
?«, wiederholte sie seine Bemerkung. »Was soll das heißen? Glaubst du etwa, das war kein gewöhnlicher Raubüberfall?«
    Sein Zögern dauerte nur ein oder zwei Sekunden, aber das verriet ihr mehr als viele Worte. Die Sache hatte also höchstwahrscheinlich etwas mit ihrer Suche zu tun. Aber warum schenkte ihr Vater ihr nicht reinen Wein ein, wenn er das vermutete? Bislang hatte sie noch nie Grund gehabt, an seiner Ehrlichkeit zu zweifeln.
    »Das war nur so dahingesagt, Katinchen«, versuchte er sie zu beruhigen. Aber es war zu spät. Ihr Vater sagte nie etwas einfach so dahin. Jetzt war sie sich sicher, dass er ihr etwas verschwieg.
    »Komm schon, Mart, raus mit der Sprache«, forderte sie ihn auf. Sie nannte ihren Vater Mart, solange sie denken konnte. Das war sein eigener Wunsch. Er konnte mit »Dad« nichts anfangen, hatte er ihr erklärt. Heute verstand sie, warum. Martin Bergman hatte nie Vater werden wollen und die Rolle auch nach ihrer Geburt nicht angenommen, zumindest nicht, bis sie zwölf Jahre alt war und er sich mit ihr wie mit einer Erwachsenen

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