Assassino
vor drei Männern gerettet, die mich überfallen haben, und ich will einfach nur mit ihm reden.«
»Nach kroatischem Gesetz ist während der Vorermittlungen nur ein Rechtsanwalt befugt, mit Personen im Gewahrsam zu sprechen. Erst wenn der Verdächtige dem Richter vorgeführt worden ist und der auf Untersuchungshaft entschieden hat, haben auch Angehörige und Freunde Zutritt.« Er hob bedauernd die Hände.
»Aber wessen wird er denn verdächtigt? Was soll er getan haben?«, fragte Kati.
Der Inspektor warf einen Blick auf den Monitor auf seinem Schreibtisch. »Der Mann ist vor einer halben Stunde von einer Fußstreife aufgegriffen worden. Als sie ihn ansprachen, hat er sie angegriffen und sie mussten ihn mit einem Elektroschocker betäuben. Er verfügt über keine Papiere, hat offenbar keinen Wohnsitz und weigert sich zu reden. Scheinbar versteht er uns nicht.«
»Das ist durchaus möglich. Er spricht einen persischen Dialekt«, warf Kati ein.
Sebec zog die Augenbrauen hoch. »Woher wissen Sie das?«
»Weil ich mit ihm ein paar Worte gewechselt habe und selbst ein wenig Persisch spreche.«
Der Inspektor nickte anerkennend und machte sich auf einem Blatt eine Notiz.
»Das ist ebenfalls ein Indiz dafür, dass es sich bei ihm um einen illegalen Immigranten handelt.«
»Was wird jetzt mit ihm passieren?«
»Das Übliche. Er wird in Abschiebehaft genommen und dann außer Landes gebracht.«
»Und wie lange dauert das?«
Sebec zuckte mit den Achseln. »Unsere Gerichte sind überlastet. Wenn er Pech hat, kann sich das ein paar Monate hinziehen.«
Kati überlegte einen Moment. »Und was ist, wenn ich für ihn bürge?«
Der Inspektor lächelte. »Ihr Engagement ehrt sie, Frau … «– er warf wieder einen Blick auf den Monitor –» … Bergman.Aber Sie sind selbst nur ein Gast in unserer Stadt. Bürgen müssen hier ansässig sein.«
»Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, Kati«, warf Chris ein. »Du kennst den Jungen doch überhaupt nicht. Und wir haben wirklich genug mit unserer Arbeit zu tun. Da können wir uns nicht auch noch um einen illegalen Einwanderer kümmern.«
»Ich stehe in seiner Schuld«, erwiderte Kati. »Und wenn ich das irgendwie zurückzahlen kann, dann werde ich das tun. Ob du mich dabei unterstützt oder nicht.«
Chris hob beschwichtigend die Hände. »So habe ich das nicht gemeint.«
»Dann ist es ja gut.« Kati öffnete ihre Tasche und suchte darin herum. Der Einwand von Chris war berechtigt. Aber sie konnte ihren Retter nicht einfach hier sitzen lassen. Nicht nur, weil er ihr geholfen hatte. Da war noch etwas … Aber das wollte sie Chris jetzt nicht erklären.
Sie zog eine Visitenkarte heraus und betrachtete sie. Hatte Seamus nicht gesagt, sie solle zu ihm kommen, wenn sie Hilfe benötigte? Nun, genau das war jetzt der Fall. Sie wusste zwar nicht, ob es funktionieren würde, aber einen Versuch war es auf alle Fälle wert.
Sie reichte die Karte dem Inspektor. »Genügt Ihnen diese Adresse?«
Sebec zog die Augenbrauen hoch. »Seamus Quinlan. Sieh an. Sie kennen ihn?«
»Nur flüchtig. Aber er wird bestimmt nichts dagegen haben, als Bürge zu fungieren.«
»Hmmm … « Der Polizist dachte kurz nach, dann griff erzum Telefon. Er drückte eine Taste und wartete. Schließlich ging am anderen Ende jemand ran.
»Mr. Quinlan? Inspektor Sebec hier, vom Polizeiposten Pile … Nein, nein, keine Sorge, ich will Ihre wertvolle Zeit nicht wieder in Beschlag nehmen. Ich habe hier eine junge Dame, Frau Bergman, die der Meinung ist, Sie würden für einen Mann bürgen, den wir in Gewahrsam haben und der ihr vorhin bei einem Straßenraub beigesprungen ist … Was sagen Sie? … Nein, er hat lediglich keine Papiere bei sich und spricht offenbar nur einen persischen Dialekt … Ja, ich verstehe … Gut, ich werde es ihr sagen. Auf Wiederhören.« Sebec legte auf.
»Sie kennen Seamus Quinlan auch?«, staunte Kati.
Der Inspektor lächelte. »Er hat uns einige Male geholfen, wenn es darum ging, die Echtheit gewisser Kunstwerke festzustellen. Und er ist einverstanden.«
Jetzt lächelte auch Kati. »Ich wusste, dass er uns hilft.«
Sebec nickte. »Mr. Quinlan ist ein sehr hilfsbereiter Mensch.«
Vernahm sie da einen sarkastischen Unterton? Kati sah ihr Gegenüber scharf an, aber das Gesicht des Inspektors blieb unverändert. Er tippte auf seiner Tastatur herum und nahm dann drei Blätter aus dem Drucker. »Das müssten Sie uns noch unterschreiben, dann
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