Assassino
denen kriegen wir nichts raus«, meinte Seamus. »Das sind Profis.«
»Dafür haben sie sich aber ziemlich leicht aufs Kreuz legen lassen«, entgegnete Chris. »Erst gestern Abend in der Gasse und dann jetzt – das sieht mir nicht nach Profis aus.«
»Täusch dich nicht. Sie sind nicht hier, um uns etwas anzutun.Wenn sie das gewollt hätten, dann hätte auch der Junge mit seinem Messer nicht viel ausrichten können.«
»Du scheinst dich ja gut in diesen Kreisen auszukennen.«
Seamus zuckte mit den Schultern. »Nicht mehr als jeder andere«, wehrte er ab. Chris musterte ihn skeptisch, aber bevor er weiter nachhaken konnte, kam Seamus ihm zuvor. »Wir sollten von hier verschwinden, wenn wir uns nicht noch mehr Ärger aufhalsen wollen.«
»Aber die Gefahr ist doch jetzt vorbei«, wandte Chris ein.
»Und was willst du mit den drei Kerlen machen?«
»Ganz einfach. Wir rufen die Polizei.«
»Und dann? Sie werden zumindest euren neuen Freund mitnehmen, wenn sie sehen, was er mit seinem Messer angerichtet hat.«
»Aber das war Notwehr!«, protestierte Kati.
»Die Beamten werden erst einmal alle einkassieren«, beharrte Seamus. »Die Fragen stellen sie dann später. Aber wenn ihr so viel Zeit habt … «
Kati dachte nach. »Na gut, wir hauen ab.«
»Und wohin?«, fragte Chris. »In ein Hotel?«
»Ihr könnt erst einmal bei mir unterschlüpfen«, bot Seamus an. »Ich habe genügend Platz, und da wird euch garantiert niemand finden.«
»Dann lass uns ein paar Sachen zusammenpacken.« Kati machte sich auf den Weg ins Haus, aber Seamus hielt sie zurück.
»Zuerst brauchen wir irgendwas, mit dem wir die Kerle hier fesseln können. Und was zum Verbinden.« Er deutete auf die beiden Verletzten.
Kati lief zum Haus. Wenige Minuten später kehrte sie mit einer Wäscheleine, einer Schere und einem Verbandskasten in den Garten zurück. Während Seamus und Ilyas sich um die drei Männer kümmerten, stopften sie und Chris Kleidung und Unterlagen in zwei große Reisetaschen. Sie waren gerade fertig, als Ilyas und der Ire zu ihnen stießen.
Seamus machte das Licht im Eingangsflur aus und sah aus dem Fenster. »Vielleicht haben sie noch einen Begleiter, der das Haus beobachtet«, sagte er. »Gibt es hier noch einen anderen Ausgang?«
»Durch den Garten«, erwiderte Chris. »Da kommt man auf einen Fußweg, der um die Bucht herum führt.«
Seamus nickte. »In Ordnung. Dann geht ihr auf dem Weg bis zum Strand. Ich komme mit meinem Wagen dorthin und hole euch ab.«
»Ist das nicht etwas übertrieben?«, fragte Kati.
Seamus zog die Augenbrauen hoch. »Übertrieben? Du bist zweimal überfallen worden, im Garten liegen drei gefesselte Männer und du nennst ein wenig Vorsicht ›übertrieben‹?«
»Glaubst du wirklich, die haben noch einen vierten Mann dabei?« So leicht war Kati nicht bereit zurückzustecken, auch wenn der Ire wahrscheinlich recht hatte.
»Was ich glaube, ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass sie mein Auto nicht kennen, euren Wagen aber schon. Und wichtig ist, unbemerkt zu meinem Haus zu gelangen.«
»Wenn sie uns gefunden haben, dann werden sie dich auch finden«, warf Chris ein.
»Mag sein. Aber nicht sofort. Und mehr als einen kleinen Vorsprung brauchen wir nicht. »Er grinste. »Und macht euchkeine Sorgen, zu meinem Auto werde ich ohne Probleme gelangen.«
Seamus verschwand in der Villa und Ilyas übernahm wie selbstverständlich die Führung. Aus den Büschen war immer noch das Stöhnen der Verletzten zu vernehmen. Kati blieb stehen.
»Halt«, rief sie ihren Begleitern zu.
Ilyas fuhr herum. »Was ist?«, zischte er. In der Dunkelheit sah sie nur das Weiß seiner Augen leuchten.
»Wir können die Männer nicht einfach so zurücklassen.«
»Sie wollten dich töten.«
»Das wissen wir nicht. Seamus sagt, das hatten sie nicht vor.«
Sie kramte in ihrer Umhängetasche und zog eine kleine Pappschachtel hervor. »Wir geben ihnen Schmerztabletten. Bring mich bitte zu ihnen.«
Ilyas sah sie verständnislos an. »Was ist das?«
»Medizin«, erwiderte sie, in der Hoffnung, er würde wissen, was das bedeutete.
Er nickte wortlos. Sie drückte Chris ihre Tasche in die Hand und folgte Ilyas in die Büsche. Ohne einmal zu zögern, führte er sie direkt zu den gefesselten Männern. Sie lagen nebeneinander auf der kleinen Lichtung. Kati knipste die Taschenlampe an. Den Gesichtern der Verletzten waren die Schmerzen abzulesen, die sie hatten.
Kati drückte zwei Tabletten aus der Aluminiumhülle und ging vor
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