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Assassino

Assassino

Titel: Assassino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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was ist der Unterschied?«
    »Fälschen kann man nur etwas, das es bereits gibt. Ich schaffe etwas Neues.«
    »Das ist doch Wortklauberei«, mischte sich Chris ein. »Ausweise kann nur der Staat ausgeben. Wenn du das machst, dann sind sie eine Fälschung, basta.«
    »Und wer hat dem Staat das Monopol dafür gegeben? Ich nicht. Und auch niemand, den ich kenne. Warum sollte man überhaupt einen Pass benötigen, um von einem Land ins andere zu reisen? Wozu braucht man Landesgrenzen?«
    Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, verlor Seamus seine Coolness und schien sich wirklich zu erregen. Kati gefiel das, denn sie hatte das Gefühl, auf diese Weise einen Blick hinter die Fassade zu bekommen, die er der Welt gegenüber zeigte.
    »Ohne Grenzen wäre die ganze Welt ein einziges Tohuwabohu«, widersprach Chris.
    »Und das ist sie mit Grenzen nicht? Das sind doch nur Striche auf einem Blatt Papier! Woher kommen denn so viele Probleme, die wir in Afrika oder im Nahen Osten haben? Irgendwelche Bürokraten der Kolonialmächte haben mit dem Lineal eine Linie gezogen und sie zu einer Staatsgrenze erklärt, ohne Rücksicht auf die Realitäten vor Ort.«
    »Jetzt tu nicht so, als seist du ein Freiheitskämpfer«, spottete Chris.
    »Doch, genau das bin ich. Ich kämpfe für die Freiheit von Grenzen und Bürokratie!«
    »Und verdienst dabei nicht schlecht.«
    Dieser letzte Satz nahm Seamus ein wenig den Wind aus den Segeln. »Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun«, sagte er etwas ruhiger. »Ich habe meine Überzeugungen, und dafür trete ich ein. Und ich hoffe, meine Tätigkeit wird in der Zukunft nicht mehr notwendig sein. Aber von irgendwas muss ich schließlich auch leben.«
    Einen Moment schwiegen alle. Dann ergriff erneut der Ire das Wort. »Wisst ihr, dass ich mal ein Jahr in Istanbul gelebt habe? Ich wollte immer mal wieder hin. Wenn ihr nichts dagegen habt, werde ich euch begleiten.«
    »Vor mir aus gern«, stimmte Kati zu. »Wir können dort bestimmt jemanden brauchen, der sich ein wenig in der Stadt auskennt. Was meinst du? Oder hast du damit auch ein Problem?« Sie sah Chris herausfordernd an.
    Ihr Freund zuckte mit den Schultern. »Meinetwegen. Schaden kann es sicher nicht. Aber was den Jungen betrifft, bleibe ich bei meiner Meinung.«
    Kati war zu erschöpft, um sich weiter mit ihm zu streiten. Sie war froh über Seamus’ Angebot, denn ihr schwante, dass ihr heute eine neue Aufgabe zugefallen war, nämlich Kindermädchen für Ilyas zu spielen. Nicht, dass ihr das etwas ausgemacht hätte, im Gegenteil. Sie fühlte sich angezogen von der Energie, die von Ilyas ausging und die er nur mühsam hinter seiner äußeren Gelassenheit verbarg.
    Seamus unterbrach Katis Gedanken. »Habt ihr euch schon überlegt, wie ihr reisen wollt?«
    »Wir wollten mit dem Auto fahren, um ein wenig von der Landschaft zu sehen«, erwiderte sie. »Aber jetzt   … «
    »Jetzt würde das bedeuten, mehrere Grenzen zu überqueren«, vollendete Seamus ihren Gedanken. »Und damit das Risiko der Entdeckung deutlich zu erhöhen.«
    Kati nickte.
    »Falls du dir Sorgen machst wegen der Papiere für deinen Freund – die sind unbegründet. Was aus meiner Werkstatt kommt, ist perfekt.«
    »Es wäre mir trotzdem lieber zu fliegen.«
    »Fliegen?« Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft ergriff Ilyas das Wort. Die ganze Zeit hatte er stumm dabeigesessen. Aber sein scharfer Blick hatte alles genau erfasst, die Einzelheiten des Raums ebenso wie die Mimik der Gesprächsteilnehmer. »Was bedeutet ›fliegen‹?«
    »Das, was es heißt«, erwiderte Kati.
    Ilyas runzelte die Stirn. »Der Mensch kann nicht fliegen.«
    »Wir schon.«
    Er sprang auf. »Dann zeig es mir! Wenn es wahr ist, dann will ich es auch lernen.«
    Kati lachte. »Dafür braucht man Maschinen. So wie das Auto, nur viel größer.«
    »Eine Maschine aus Eisen?« Enttäuscht setzte er sich wieder hin. »Du machst dich über mich lustig. Wie soll eine Metallkutsche fliegen können, wenn schon der Mensch zu schwer dafür ist?«
    In diesem Moment krachte etwas Schweres gegen die Tür.

Kampf im Dunkel
    1.
    Kati hörte das Splittern des Holzes.
    Ilyas und Seamus reagierten sofort. Der Ire sprang zum Lichtschalter und knipste die Beleuchtung aus. Ilyas war mit einem Satz an der Glastür, die in den Garten führte. Im schwachen Schein des Mondes zeichnete sich seine Silhouette gegen das Glas ab. Er musste die Tür vorher studiert haben, denn Kati sah, wie er am Griff zog, um sie zu öffnen.
    »In den

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