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Assassino

Assassino

Titel: Assassino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Beides war ihr im Augenblick egal.
    Nach kurzer Fahrtzeit hielt der Wagen in einer Nebenstraße. Der Ire bewohnte ein Haus ganz in der Nähe der Altstadt.Von außen sah es klein und unscheinbar aus, aber kaum waren sie durch die Eingangstür getreten, befanden sie sich in einer anderen Welt.
    »Wow!«, entfuhr es Kati, als Seamus den Lichtschalter betätigte. Das Gebäude war vollständig entkernt und das Dach um eine Glaskuppel ergänzt worden, durch die man einen freien Blick auf den Sternenhimmel hatte. Rings um den Saal, in dem sie standen, zog sich im ersten Stock ein Rundgang mit einer hölzernen Balustrade, der an unzähligen verglasten Bücherschränken entlangführte, die bis fast unter das Dach reichten.
    »Willkommen in meiner bescheidenen Hütte«, lächelte Seamus.

Rivalitäten
    1.
    Auch Chris stand staunend da; lediglich Ilyas schien keineswegs beeindruckt von der Pracht, die sich ihren Augen darbot. Den Boden bildete ein Mosaik aus Tausenden gebrannter Fliesen, die farbig bemalt waren und einen antiken Helden zeigten, der mit einem geflügelten Ungeheuer kämpfte. In einer Glasvitrine auf der gegenüberliegenden Seite des Saales waren alte Handschriften ausgestellt. Zu beiden Seiten führten mächtige Doppeltüren aus dunklem, poliertem Holz aus dem Raum heraus. Offenbar hatte Seamus das Gebäude mit den Häusern links und rechts verbunden.
    Der Ire steuerte auf die Tür zu ihrer Linken zu. Sie folgten ihm, wobei Chris den Blick nicht von den Bücherschränken lösen konnte, die, soweit er es von hier unten erkennen konnte, zahlreiche antiquarische Werke enthielten. Er fragte sich, welche Schätze sich wohl darunter verbergen mochten.
    Der Trakt, in den ihr Gastgeber sie führte, war weitaus weniger imposant gestaltet als der Eingangsbereich. Es war ein schmaler Flur mit Türen zu beiden Seiten und einer Treppe am anderen Ende. Seamus wies jedem von ihnen ein Zimmer im ersten Stockwerk zu. Es waren kleine, funktional eingerichtete Gästezimmer, die Chris ein wenig an ein einfachesHotel erinnerten. Ob Seamus hier wohl öfter Gäste beherbergte?
    Nachdem sie ihre Taschen abgestellt und sich frisch gemacht hatten, führte Seamus sie durch die andere Tür in der Eingangshalle in einen Raum, der mit Sesseln und Sofas ausgestattet war.
    »So«, sagte er, während er aus einem Schrank Gläser nahm und vor seinen Gästen verteilte, »dann wollen wir mal sehen, wie ich euch helfen kann.«
    Aus einem Kühlschrank, der in einem Wandschrank verborgen war, holte er zwei Flaschen Wasser und stellte sie auf den Tisch, bevor er sich in einen der Sessel fallen ließ.
    »Wohnst du ganz allein hier?«, staunte Kati. »Ich hätte nicht gedacht, dass man sich als Kunstsachverständiger eine solche Bleibe leisten kann.«
    »Ich gebe zu, ich habe mein Licht unter den Scheffel gestellt«, erwiderte Seamus. »Meine Tätigkeit ist ein bisschen umfassender. Und wird auch ein wenig besser entlohnt.«
    »Zum Beispiel das Anfertigen falscher Pässe«, warf Chris trocken ein.
    »Das ist nur eine kleine Nebentätigkeit«, winkte der Ire ab. »Die euch aber gut zupasskommt, wie mir scheint.«
    »Ich verstehe schon, einem geschenkten Gaul sollte man nicht ins Maul schauen.«
    Seamus verzog das Gesicht. »So habe ich das nicht gemeint. Aber ich kann euch beruhigen, meine Arbeit ist durchaus ehrbar. Zu meinen Hauptauftraggebern gehören der kroatische Geheimdienst und bestimmte Polizeidienststellen.«
    »Ach, daher dein guter Ruf bei der Polizei. Jetzt begreifeich das. Aber wissen die auch, dass du nebenher noch private Kunden hast?«
    Seamus strich sich über seinen Bart. »Bei meinen Auftraggebern gibt es ein Prinzip: Was sie nicht wissen, das stört sie auch nicht.« Er sprang auf. »So, und jetzt würde ich gerne euren Freund verarzten, damit wir unseren Flug buchen können.«
    »Ich denke, Ilyas würde vorher eine Dusche guttun«, sagte Kati. »Wer zeigt ihm, wie das geht?«
    »Ich nicht!«, wehrte Chris ab. »Ich habe keine Lust, ein Messer in den Leib zu bekommen, nur weil das Wasser vielleicht zu heiß oder zu kalt ist.«
    »Ich mach das schon«, sagte Seamus. »Dann kann ich dem Jungen auch gleich ein paar Klamotten von mir geben. Er hat ungefähr dieselbe Größe wie ich, das dürfte passen.«
    »Was ist eine Dusche?«, fragte Ilyas misstrauisch.
    »Das ist Wasser, das aus der Decke herabprasselt und dessen Temperatur man regeln kann«, erwiderte Kati. »Dazu nimmst du Seife oder eine Waschflüssigkeit und reinigst damit deine

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