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Assassino

Assassino

Titel: Assassino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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dem Angreifer mit der Beinwunde in die Hocke. »Das wird Ihre Schmerzen für ein paar Stunden lindern. Mein Freund wird Sie jetzt aufrichten und ich stecke sie Ihnen dann in den Mund. Verstanden?«
    Der Mann nickte.
    »Hilf ihm bitte auf«, bat sie Ilyas.
    Ilyas sah sie mit unbewegter Miene an und kam dann ihrem Wunsch nach. Sobald der Mann halb aufrecht saß, öffnete er den Mund und Kati schob ihm die Tabletten zwischen die Lippen. Er hatte sie kaum heruntergeschluckt, als ihn Ilyas wieder zurückfallen ließ. Der Mann schrie auf und schloss die Augen.
    »Ein bisschen vorsichtiger wäre auch gegangen«, funkelte sie Ilyas an. Sie wiederholten die Aktion mit dem anderen Verletzten. Dann fasste Ilyas sie am Arm und zog sie zurück auf den Weg. Verärgert schüttelte Kati seine Hand ab.
    »Ich kann alleine gehen, vielen Dank.« Sie verstand nicht, wie er so herzlos sein konnte. »Auch wenn sie mich angegriffen haben, so sind sie doch Menschen, die Schmerzen leiden. Und wenn ich ihnen nicht helfe, dann bin ich nicht viel besser als sie.«
    »Sie sind deine Feinde«, widersprach Ilyas. »Glaubst du, sie hätten dir geholfen, wenn die Lage andersherum gewesen wäre?«
    »Wahrscheinlich nicht«, räumte sie ein. »Aber das ist unerheblich. Man darf einen Menschen, der leidet, nicht im Stich lassen.«
    Wortlos legten sie den kurzen Weg bis zu Chris zurück. Ebenso wortlos übernahm Ilyas wieder die Führung, und kurz darauf standen sie auf dem Weg, der an der Bucht entlangführte. Sie hörten das Wasser leise gegen den Felsen schwappen, während sie in Richtung Strand gingen. Der Pfad war uneben, aber mit einem Geländer gesichert, und soerreichten sie ohne Probleme den Treffpunkt, an dem Seamus bereits mit seinem Wagen auf sie wartete. Sie verstauten ihre Taschen im Kofferraum und stiegen ein, Ilyas nach wie vor mit einem leichten Zögern. Chris nahm auf dem Beifahrersitz Platz, Kati hinten neben Ilyas.
    Seamus fuhr langsam die Promenade hoch. Als sie die Straße erreichten, die ums Hafenbecken herum in die Innenstadt von Dubrovnik führte, beugte Ilyas sich unmerklich vor.
    »Warum bist du nicht da geblieben, wohin ich dich geführt habe?«, zischte er. Seine Augen funkelten. »Durch deinen Ungehorsam hast du dich und die anderen in Gefahr gebracht.«
    Kati schoss das Blut in den Kopf. Was fiel ihm ein? Natürlich war es unbedacht von ihr gewesen, ihr Versteck zu verlassen, aber sie hatte nur unnötiges Blutvergießen vermeiden wollen.
    »Ich wusste nicht, dass du hier die Anweisungen gibst«, erwiderte sie. »Bisher sind wir ohne dich ganz gut zurechtgekommen.«
    Ilyas beeindruckten ihre Worte und ihr Tonfall nicht. Er machte eine unbestimmte Handbewegung. »Ohne mich würdet ihr euch jetzt in der Hand dieser Männer befinden. Ich habe euch gerettet, falls du das nicht gemerkt haben solltest.«
    Natürlich hatte er recht. Ohne ihn wären sie höchstwahrscheinlich nicht unversehrt aus dem Garten herausgekommen. Aber das hieß noch lange nicht, dass er so mit ihr reden durfte.
    »Es gibt andere Möglichkeiten, als die Leute gleich bewusstlos zu schlagen oder abzustechen.«
    »Welche denn? Willst du etwa mit solchen Kerlen reden?« Sein Erstaunen war nicht gespielt.
    »Das nennt man Zivilisation. Wir schlagen nicht sofort aufeinander ein, auch wenn dir das seltsam vorkommen mag.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich mag meine Erinnerung verloren haben, aber ich weiß, dass man bei Männern wie diesen nicht Worte, sondern Taten sprechen lässt.«
    »Auch wenn diese Taten den Tod zur Folge haben?«
    »Den Tod wählen sie selbst, wenn sie einen solchen Auftrag annehmen.«
    Kati warf verzweifelt die Hände in die Luft. Wie konnte er nur so stur sein? Und so melodramatisch? Oder waren seine moralischen Maßstäbe wirklich so anders als ihre?
    »Es ist mir egal, wo du herkommst und was du gelernt hast! Wenn du mit uns kommen willst, dann wirst du dich auch an unsere Regeln halten.«
    Sein Gesicht zeigte keine Regung. Nur in seinen Augen funkelte es wieder. »Du musst eine mächtige Frau sein«, bemerkte er. »Die Männer um dich herum tun das, was du ihnen sagst. Und jetzt befiehlst du mir ebenfalls.«
    »Wenn du es so siehst. Hauptsache, du verhältst dich wie ein zivilisierter Mensch.« Kati drehte sich von ihm weg. Sie war müde, und sie hatte keine Lust mehr, weiter mit ihm zu diskutieren. Es fühlte sich so an, als renne sie gegen eine Wand aus Gummi. Entweder wollte er ihre Argumente nicht verstehen oder er konnte es nicht.

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