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Assassino

Assassino

Titel: Assassino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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inzwischen weißt, gibt es die Fibelscheibe wirklich.«
    »Das weiß ich«, räumte Chris ein. »Aber ob sie irgendwelche magischen Fähigkeiten besitzt, das wage ich nach wie vor zu bezweifeln.«
    Ilyas fiel auf, dass Kati sich aus der Diskussion heraushielt. Was mochte sie wohl darüber denken? Er selbst hatte keine Zweifel. Nicht nur wegen der Zauberin, die ihm den Auftrag gegeben hatte, die Fibelscheibe für sie zu stehlen. Sondern weil Magie für ihn ganz selbstverständlich zum Leben gehörte.
    »Ich muss gestehen, meine Herangehensweise war nie so streng wissenschaftlich wie deine«, fuhr Bergman fort. »Muller und ich waren Enthusiasten. Wir glaubten, was wir glauben wollten. Und als wir in jenem Buch lasen, dass derjenige, der alle sieben magischen Artefakte zusammenbringt, damit eine ungeheure Macht erlangt, stand unser Entschluss fest. Wir brachen unser Studium ab und gingen auf die Suche danach.
    Ich will euch jetzt nicht mit Details langweilen. Wir haben jedenfalls zehn Jahre unseres Lebens in diese Sache gesteckt. Geld bekamen wir von unseren Eltern, das war kein Problem. Und außerdem waren wir überzeugt, dass wir nach dem Fund der sieben Artefakte keine materiellen Sorgen mehr haben würden.
    Doch dann geschah etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Es war uns tatsächlich gelungen, drei der Gegenstände aufzuspüren und in unseren Besitz zu bringen, als wir merkten, wie eine Veränderung mit uns vorging. Das heißt, ich merkte es. Karol hat es immer abgestritten. Je näher wir unserem Ziel kamen, desto mehr ergriff uns eine unstillbare Gier. Es war wie ein Fieber. Hatten wir uns zu Anfang noch streng an Recht und Gesetz gehalten, so entfernten wir uns weiter und weiter davon. Wir fälschten Unterschriften, logen und betrogen, begingen Einbrüche, stahlen und gingen schließlich so weit, notorische Kriminelle in unsere Dienste zu nehmen, um uns zu beschaffen, was wir haben wollten.«
    Bergman legte eine kleine Pause ein und trank erneut von seinem Wein. Keiner der Zuhörer regte sich. Auch Ilyas war gebannt von Bergmans Erzählung.
    »Ich würde gerne sagen können, dass das alles Karols Werk war, doch das wäre gelogen. Ich hatte vielleicht mehr Skrupel als er, aber ich war an allen Entscheidungen beteiligt. Bis wir dann eines Tages eine Grenze überschritten, die wir nie hätten überschreiten dürfen.
    Es war in Kairo. Wir standen kurz vor dem Erwerb des dritten Artefakts. Die Übergabe sollte nachts in der Nekropolis von Kairo stattfinden, einem Friedhof so groß wie eine Stadt.
    Aber überraschend tauchten zwei weitere Sammler auf, die uns überboten. Muller wollte sich damit nicht abfinden. Es kam zu einer Auseinandersetzung, die in einer wilden Schießerei endete. Am Ende hatten wir zwar das Artefakt in unserem Besitz, aber dafür war eine Menge Blut geflossen und wir ließen eine Leiche zurück.
    Ich bin mir sicher, Muller war der Todesschütze. Aber weil die anderen auf uns schossen, habe ich ebenfalls gefeuert und dabei einen unserer Gegner schwer verletzt. Wie oft habe ich mir gewünscht, ich könnte jene Nacht vergessen, aber es ist mir nicht möglich.«
    Katis Vater verbarg das Gesicht in seinen Händen und schwieg. Ilyas hätte gern mehr über jenen Vorfall erfahren. Er konnte sich den Mann im Rollstuhl gut mit einer Waffe in der Hand auf einem nächtlichen Friedhof vorstellen. Bergmans Gesichtszüge hatten ihm von Anfang an verraten, dass man ihn nicht unterschätzen durfte.
    »Das war für mich der Wendepunkt«, nahm Bergman den Faden wieder auf. »Wie Schuppen fiel es mir von den Augen, was aus mir geworden war. Ich sprach mit Karol darüber, aber er verhöhnte mich nur wegen meiner Skrupel. In derselbenNacht verschwand er mit den drei Artefakten. Seitdem sind wir uns nie mehr persönlich begegnet.«
    »Und jetzt ist er aufgetaucht?«, fragte Kati. Ilyas sah, dass sie von dem, was ihr Vater soeben enthüllt hatte, schockiert war. Offenbar hatte er ihr davon vorher nie etwas erzählt. »Ist er es, der hinter den Angriffen auf uns steht?«
    »So ist es«, bestätigte ihr Vater. »Nachdem ich damals aus Kairo zurückgekehrt war, wollte ich von Archäologie nichts mehr wissen und wurde Finanzmanager. Aber dann wurde mir klar, was geschehen könnte, wenn es Karol tatsächlich gelänge, alle sieben Artefakte in seinen Besitz zu bringen. Also beschloss ich, zumindest eins davon selbst in die Hände zu bekommen. Das Geld, das ich mit meinen Fonds verdiente, erwies sich dabei als sehr

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