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Assassino

Assassino

Titel: Assassino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Mitleid empfand?
    Es schmerzte ihn, von ihr so weggeschickt zu werden. Er hatte ihr von Anfang an getraut, hatte getan, was sie ihm gesagt hatte. Warum vertraute Kati
ihm
dann nicht?
    Ein Blick auf Chris zeigte ihm, dass der ebenfalls noch gern geblieben wäre. Katis Freund war von Anfang an gegen ihn gewesen, aus Gründen, die sich Ilyas nicht erschlossen. Auch Seamus schien er nicht besonders zu mögen. Ob ihn mehr verband mit Kati als nur eine berufliche Partnerschaft? Er passte so gar nicht zu ihr, mit seinem engstirnigen Beharren auf dem, was er als »vernünftig« betrachtete.
    Nachdenklich folgte Ilyas seinen Begleitern.
    2.
    »Du solltest den Ratschlag deines Vaters ernst nehmen, Kati«, sagte Seamus, als er und Kati allein waren.
    »Das werde ich«, erwiderte sie resigniert. »Aber was nutzen die ganzen Bodyguards, wenn wir nicht wissen, aus welcher Richtung der Angriff kommt?« Sie stutzte, denn ihr fiel etwas ein. »Hast du denn was über Paola herausgefunden?«
    »Absolut gar nichts. Aber das sagt uns auch eine Menge.«
    »Wie meinst du das?«
    »Nun, mein Polizeikontakt konnte sie weder im Straf- noch im Melderegister finden. Offiziell gibt es keine Paola Contini in Istanbul. Das heißt, sie ist zwar eingereist, hat hier aber ihre Spuren verwischt.«
    »Aber sie arbeitet doch im Museum!«
    »Als Praktikantin. Das bedeutet, sie wird nicht von der Sozialversicherung erfasst.«
    Kati seufzte. »Warum ist mein Leben auf einmal nur so kompliziert geworden?«
    »Alles andere wäre doch langweilig«, lächelte Seamus.
    »Du hast gut reden! Für dich scheint das Leben nur ein Spiel zu sein. Manchmal beneide ich dich, Seamus.«
    Seine Miene wurde ernst. »Du hast Liebeskummer, Kati.«
    »Blödsinn!« Aber ihre Reaktion war zu vehement, und das wussten sie beide.
    »Komm schon, ich bin wahrlich kein Neuling auf dem Gebiet. Es ist wegen Ilyas.«
    »Seit er aufgetaucht ist, gerät alles durcheinander«, klagte sie. »Wenn man wenigstens ordentlich mit ihm reden könnte! Aber er hat seine Meinung, und dabei bleibt er, egal, was man sagt.«
    »Ilyas ist kein schlechter Mensch, das spüre ich. Du musst ihm einfach noch ein wenig Zeit lassen. Er ist verwirrt. Wenner sich erst mal besser zurechtfindet oder sogar erinnert, dann wird sich das ändern.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Was meinst du, würden er und ich   … « Sie warf die Hände in die Luft. »Ach, vergiss es! Was rede ich da!«
    Seamus griff nach ihrer Hand. »Du solltest dich nicht so quälen. Ilyas ist attraktiv. Er ist geheimnisvoll. Er hat dich beschützt. Ist es da ein Wunder, dass du dich zu ihm hingezogen fühlst? Ich würde es eher unnatürlich finden, wenn es nicht so wäre. Und außerdem mag er dich auch.«
    Kati blickte ihn skeptisch an. »Woher weißt du das?«
    »Es ist die Art, wie er dich betrachtet. Eine Mischung aus Respekt und Zuneigung. Aber er weiß damit genauso wenig umzugehen wie du.«
    »Ich sag doch, es ist alles furchtbar kompliziert.«
    Seamus nahm einen Schluck von seinem Wein. »Ein kluger Mann hat einmal geschrieben: ›Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann; gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann; und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.‹ Das finde ich fürwahr treffend. Anstatt deine Gefühle zu bekämpfen, solltest du sie zulassen. Alles Weitere findet sich schon.«
    »Das sagt sich so leicht.« Kati gab sich einen Ruck. »Aber du hast recht, es hilft nichts, mir den Kopf zu zermartern, denn dabei komme ich keinen Schritt voran.«
    Seamus hob sein Glas. »Wohlan denn, darauf trinken wir.«

Bernie
    Kati verbrachte eine unruhige Nacht. Zunächst hatte sie kein Auge zutun können, weil ihr die Enthüllungen ihres Vaters durch den Kopf jagten. Warum hatte er ihr davon nicht früher etwas erzählt? Wieso schickte er Chris und sie mit einem Auftrag los, von dem er wusste, dass er gefährlich für sie werden könnte? Und was war damals während seiner Zeit mit Muller vorgefallen? Sie kannte Mart gut genug, um zu spüren, dass er nicht die ganze Wahrheit berichtet hatte.
    Mit einem Mal war ihr Vater, der vielleicht nicht nahbar, aber immer ein berechenbarer Fels in der Brandung gewesen war, ein Unbekannter für sie geworden. Wer wusste schon, in welchen Punkten er noch die Unwahrheit gesagt oder ihr Dinge verschwiegen hatte?
    Schließlich fiel sie in einen kurzen, unruhigen Schlaf. Ein Albtraum ließ sie in die Höhe fahren, und das

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