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Assassino

Assassino

Titel: Assassino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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dass Ihr Freund von tatsächlichen Begebenheiten berichtet hat, so ungewöhnlich sie auch klingen mögen.«
    Er wandte sich an Chris. »Auch Sie haben natürlich recht damit, dass Patienten oftmals unbewusst eine Geschichte erfinden, hinter der sie die wahren Verhältnisse verstecken. Das hat schon Freud gewusst. Nehmen Sie seine Traumdeutung. Da sind die wirklichen Inhalte, um die sich ein Traum dreht, oft sogar mehrfach verschlüsselt. Deshalb braucht man ja so gut bezahlte Spezialisten wie mich, um dahinterzukommen«, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu.
    »Ich muss gerade an Paola denken«, sagte Kati. »Ist es nicht ein seltsamer Zufall, dass ihr Spezialgebiet ausgerechnet die Assassinen sind?«
    »Darf ich erfahren, von wem Sie sprechen?«, fragte Guégen.
    »Von einer Studentin, die uns im Archäologischen Museum geholfen hat«, erläuterte Kati. »Sie hat sich während ihres Studiums ausgiebig mit den Assassinen befasst. Und sie hatte nicht nur ein großes Interesse an Ilyas, sondern verfügt selbst über gewisse Kampfkünste, wie sie behauptet.«
    Der Alte lächelte. »Das hört sich nach einer interessanten jungen Dame an. So wie Sie eine sind. Aber denken Sie daran, die Wissenschaft hat bewiesen, dass das, was wir Zufall nennen, viel wahrscheinlicher ist, als wir glauben. Wenn man zum Beispiel in einem fremden Land ein Flugzeug besteigt, dann   … «
    »   … ist die Wahrscheinlichkeit, jemanden zu treffen, den man kennt oder der einen Menschen kennt, den man kennt, größer, als so eine Person nicht zu treffen. Ich weiß, ich weiß. Aber irgendwie häufen sich in der letzten Zeit die Zufälle, und das macht mich nachdenklich.«
    Guégen nickte. »Das verstehe ich.«
    Kati mochte den Psychiater. Er strahlte eine Herzenswärme und Gelassenheit aus, die sie selbst gern besessen hätte und die man selten bei Menschen fand. Ilyas war bei ihm in guten Händen, das spürte sie. Vielleicht war das so, wenn man sich den ganzen Tag die Sorgen und Probleme anderer Leute anhören musste: Man wurde tolerant und nachsichtig und vermied vorschnelle Urteile.
    Schweigend saßen sie eine Weile da, jeder mit seinen Gedanken beschäftigt. Als das Gespräch wieder in Gang kam, drehte es sich eher um Oberflächlichkeiten. Guégen erzählte, wie er nach Istanbul gekommen war, und Kati und Chris berichteten vom Grund ihres Besuches in der Stadt.
    »Wie ich sehe, sind Sie auch an Archäologie interessiert«, bemerkte Kati und deutete auf die Bände in seinem Bücherschrank.
    »Ein Überbleibsel aus meiner Jugendzeit. Damals wusste ich noch nicht, welchen Weg ich einschlagen wollte.«
    »Und haben Sie jemals bereut, die Medizin der Archäologie vorgezogen zu haben?«
    Der Alte schüttelte den Kopf. »Die Psychiatrie ist ein weitaus ungefährlicherer Beruf. Und genau so aufregend. Irgendjemand hat sie einmal als die ›Archäologie des Geistes‹ bezeichnet, und das ist recht zutreffend, finden Sie nicht?«
    »Zumindest der Bereich, der Vergessenes wieder hervorholt, so wie bei Ilyas«, pflichtete ihm Chris bei.
    Sie wurden durch Ilyas unterbrochen, der aus dem Nebenraum zurückkehrte. Kati sprang auf.
    »Und? Erinnerst du dich?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe es gehört, aber nichterlebt. Es war, als berichtete ein Dritter von seinem Leben. Manches schien mir bekannt zu sein, aber immer, wenn ich in meine Erinnerung eintauchten wollte, fand ich nur eine leere Stelle.«
    »Das kommt schon noch«, sagte der Psychiater. »Setz dich nicht unter Druck. Wir sollten so bald wie möglich eine zweite Sitzung machen. Vielleicht gelingt dir ja dann der Durchbruch.«
    Aber Ilyas sah nicht besonders optimistisch aus.
    Nachdem sie einen weiteren Termin vereinbart hatten, verabschiedeten sie sich von Guégen, benachrichtigten Mustafa und Seamus und fuhren zu ihrer Unterkunft zurück.
    Als Kati vor der Tür von Mustafas Haus stand, krampfte sich ihr Magen zusammen. War das schon wieder eine dieser Vorahnungen? Was mochte sie diesmal erwarten?
    Die Antwort erhielt sie, als sie in den Wohnraum trat.
    Am Fenster saß eine Gestalt im Rollstuhl, die ihr den Rücken zukehrte.
    Und die sie trotzdem sofort erkannte.
    »Mart!«, rief sie und stürzte auf den Mann zu. »Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du kommst?«
    Sie fiel ihrem Vater um den Hals, der ihr lächelnd über die Haare strich. »Ich wollte dich überraschen, Katinchen.«
    »Das ist dir gelungen.« Sie studierte sein Gesicht. »Ist irgendwas vorgefallen?«
    Seine Miene wurde

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